Broken Rage – Gebrochene Wut
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Broken Rage – Gebrochene Wut

Broken Rage – Gebrochene Wut
„Broken Rage“ // Deutschland-Start: 13. Februar 2025 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Mouse (Takeshi Kitano) ist ein Auftragskiller, der auf Befehl eines mysteriösen „M“ Menschen umbringt. Seine Aufträge samt Bezahlung erhält er in einem Café nahe seines Apartments. In letzter Zeit war der alternde Killer jedoch etwas unvorsichtig, weshalb er nach einem Mord an einem hohen Mann eines Yakuza-Clans von der Polizei verhaftet wird. Anstatt ihm den Prozess zu machen, soll Mouse aber einen anderen Clan unter der Leitung von Inoue (Tadanobu Asano) ausspionieren.

In der zweiten Hälfte des Filmes, die „Spin-Off“ genannt wird, sehen wir Mouse abermals, dieses Mal jedoch ist es schlimmer um ihn bestellt als im ersten Teil. Mouse ist nämlich ein Tölpel und um ihn herum geschehen regelmäßig absurd-komische Dinge und ein sonderlich geschickter Killer ist er auch nicht.

Raum für (filmische) Experimente

Als Amazon Regisseur Takeshi Kitano einluden, einen Film für die hauseigene Streaming-Plattform zu machen, war die Aussicht, kreative Freiheit zu haben, wohl so verführerisch, dass der Filmemacher das Angebot nicht ausschlagen konnte. Anlässlich der Premiere von Broken Rage auf den letzten Filmfestspielen in Venedig erklärte Kitano, dass seiner Meinung nach besonders Streaming das Medium nach vorne bringen könnte, weil Filmemacher mehr Gelegenheit bekämen zu experimentieren. Auch wenn man über die Aussage geteilter Meinung sein kann, wenn man bedenkt, welche Vorgaben Streaming-Anbieter Regisseuren für ihre Projekte geben, scheint Amazon zumindest Kitano mit Broken Rage eine Gelegenheit gegeben zu haben, seine beiden Seiten, die des Machers von harten Yakuza-Filmen und die des absurd-dadaistischen Komikers, auszuleben. Fans des Filmemachers, die dessen Filmografie auch außerhalb von Hana-Bi oder den Outrage-Filmen kennen, werden also nicht wirklich überrascht sein, wenn Broken Rage ab der Hälfte seiner Laufzeit zu einem völlig anderen Film wird.

Generell sind gerade die drei Outrage-Filme eine wichtige Referenz für Broken Rage, was sich bereits im Titel des Filmes, der exklusiv auf Amazon Prime Video zu sehen ist, erkennen lässt. Vor allem ästhetisch wirkt Broken Rage fast schon wie ein inoffizieller vierter Teil der Filmreihe, bevor diese Idee in der zweiten Hälfte verworfen wird und der Ton von ernst zu absurd-komödiantisch wechselt. Was vorher noch ein Polizeiverhör war, in dem Fäuste flogen und Blut floss, wird nun zu einer Aneinanderreihung von Slapstick und visueller Gags, wenn beispielsweise einer der Polizisten sich als Schwertschlucker versucht, um von dem verstörten Mouse ein Geständnis zu hören. Während Mouse im ersten Teil eiskalt und methodisch seine Ziele um die Ecke brachte, schafft er es in der zweiten Hälfte noch nicht einmal seine Waffe richtig herum zu halten.

Kitano spielt mit der Erwartungshaltung des Publikums, was er mit einem cleveren Seitenhieb ebenfalls in den Film miteinbezieht, wenn er an zwei Stellen eine Art Online-Chat (?) zeigt, in der sich Filmfans über Broken Rage und dessen Bedeutung austauschen, was sie von Kitano erwarten und warum sie vielleicht enttäuscht sind über das, was sie zu sehen bekommen. Für Zuschauer, die nur die eine Seite des Filmemachers kennen, ist Broken Rage in der Tat ein Experiment, ein Film, der einem spätestens mit der tonal gegensätzlichen zweiten Hälfte vor den Kopf stößt, doch für diejenigen, die nicht nur Takeshi Kitano, sondern auch dessen alter ego Beat Takeshi kennen, ist dies kein Experiment. Vielmehr ist es eine Wiederbegegnung mit einem alten Bekannten.

Beat und Takeshi

Zuletzt noch in seinem Samurai-Epos Kubi zeigte sich die experimentierfreudige Seite des japanischen Filmemachers, der eben nicht Konventionen oder Erwartungen entsprechen will. Beat Takeshi, wie sich Kitano als Komiker nennt, ist bekannt für anarchischen, absurden und meist sehr albernen Humor, was man schon in Filmen wie Boiling Point, Getting Any? oder Achilles and the Tortoise sehen konnte. Die recht klischeehaft inszenierte Geschichte um einen Auftragskiller wird satirisch überspitzt auf die Schippe genommen mit Gags, von denen ein paar sehr lustig und amüsant sind, aber viele auch einfach nur ein Kopfschütteln beim Zuschauer verursachen.

Kitano kann sich dabei auf ein ebenso facettenreiches Schauspielerensemble verlassen, denn sowohl Tadanobu Asano (Shogun, Ichi – The Killer) als auch Nao Omori oder Hakuryu scheinen Spaß daran zu haben, ihr Talent für ernste und komödiantische Rollen zu präsentieren. Der Zuschauer wird sich also auf diese beiden Seiten einlassen müssen, auf ein Experiment, das Kitano nicht zum ersten Mal wagt, und das über weite Teile eher wie eine gelassen ausgeführte Fingerübung des Filmemachers wirkt, der sich schon lange nichts mehr sagen lassen will, auch nicht von Amazon.



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Broken Rage – Gebrochene Wut
fazit
„Broken Rage“ ist eine Mischung aus Komödie und Actionfilm, der sich besonders an jene Zuschauer richtet, die mit beiden Seiten des künstlerischen Schaffens Takeshi Kitanos vertraut sind. Alle anderen werden wohl stark irritiert sein und nicht recht wissen, was sie gerade mit der zweiten Hälfte des Films anfangen sollen. Dabei ist diese als Entlarvung und Satire auf Klischees und Stereotypen des Gangsterfilms durchaus stellenweise amüsant.
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