
Die Menschen im Bauerndorf Sumiswald leiden unter dem Ordensritter Hans von Stoffeln (Ronald Zehrfeld), der mit Gewalt und Willkür über die Menschen herrscht. Als dieser den Bauern einen unmöglichen Auftrag erteilt, sie 100 ausgewachsene Bäume pflanzen sollen, ist es an der Zeit zu handeln. Und so geht die Hebamme Christine (Lilith Stangenberg) einen Pakt mit dem Teufel ein: Für das Leben eines Ungeborenen will er den Menschen helfen. Tatsächlich wird die Bevölkerung auf diese Weise gerettet, Christine wird für viele zur Heldin. Doch als der Tag kommt, an dem der Teufel seine Schuld einfordert, drücken sie sich vor der Bezahlung. Dabei ahnen sie nicht, welche Folgen sie damit heraufbeschwören …
Adaption einer Novelle
Deutschsprachiger Horror ist noch immer eine Seltenheit, auch weil hierzulande viel Skepsis herrscht – sowohl von Förderanstalten wie auch dem Publikum. In Österreich tut man sich da ein wenig leichter, Werke wie Des Teufels Bad werden auch international gut verkauft. Doch wie sieht es eigentlich mit der Schweiz aus? Viel zu sehen ist aus unserem südlichen Nachbarland grundsätzlich nicht, dann und wann schafft es mal ein Drama über die Grenze. Mit Die schwarze Spinne kommt nun tatsächlich aber mal ein Schweizer Horrorfilm bei uns heraus. Das allerdings nur sehr versteckt: Kino, DVD, Streaming wurde alles übersprungen, ebenso Festivals. Stattdessen feiert er etwas versteckt im Programm von 3sat Premiere. Diverse deutsche Filmseiten kennen den Titel nicht einmal. Das ist auch deshalb überraschend, weil mit Lilith Stangenberg und Ronald Zehrfeld zwei bekannte Deutsche mitspielen.
Die Quelle ist hingegen tatsächlich Schweizerisch. Genauer basiert der Film auf der gleichnamigen Novelle von Jeremias Gotthelf, die 1842 erschienen ist und 1983 schon einmal verfilmt wurde. Der Autor war bekannt für seine Darstellung des ländlichen Bauernlebens wie auch für christliche Themen. Da wundert es nicht wirklich, dass Die schwarze Spinne beides hat. Wer mit der Vorlage vertraut ist, wird sich dennoch wundern. So gab es dort noch eine Rahmenhandlung, bei der es um eine Tauffeier auf einem Bauernhof ging, auf der eben die Geschichte um den Pakt mit dem Teufel erzählt wurde. Beim Film ist nur noch Letzteres übrig, das Fest wurde gestrichen. Tragisch ist das nicht, sollte der Rahmen doch vor allem der Einordnung dienen und noch einmal den Lesern und Leserinnen erklären, worauf es wirklich ankommt. Das ergibt sich aber auch so, der Film spricht für sich selbst.
Horror ohne Spannung
Die Geschichte ähnelt dabei klassischen Märchen, hat dabei jedoch eine stärkere religiöse Komponente. So wird der Glauben als Schutz vor den bösen Mächten propagiert, selbst wenn das mal besser, mal schlechter funktioniert. Wobei die meisten Menschen hier schlecht wegkommen, der diktatorische Ordensrichter ebenso wie die Bauern, die Christine erst zur Heldin machen und anschließend zum Sündenbock. Christine selbst ist die spannendste Figur, da Die schwarze Spinne es ein wenig offenlässt, ob der Pakt mit dem Teufel jetzt eigentlich gut oder schlecht war. Damit verbunden ist natürlich auch die Frage nach der Opferbereitschaft. Wie viel darf man, sollte man für das Gemeinwohl opfern? Ist es das Leben eines Neugeborenen wert, wenn dadurch ein ganzes Dorf gerettet werden könnte?
Eine differenzierte Auseinandersetzung sollte man dann aber doch nicht erwarten. Stattdessen gibt es eben Horror, wenn später – der Titel nimmt es schon vorweg – Spinnen die Gegend befallen. Man solle sich davon aber kein Spiders – Ihr Biss ist der Tod oder ähnliches erwarten, richtig erschreckend wird es nicht. Tatsächlich wird es nicht einmal wirklich spannend, phasenweise ist der Film sogar etwas langweilig. Die Settings sind düster, die Atmosphäre ist es auch. Und doch plätschert Die schwarze Spinne ein wenig vor sich hin, mag einschläfernd sein, ohne je Stoff für Alpträume zu bieten. So interessant es ist, mal ein Horrormärchen aus der Schweiz zu sehen, hat es doch seine Gründe, dass der Film dermaßen untergegangen ist.
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