
Als Gerichtsvollzieherin hat Billy Kuckuck (Aglaia Szyszkowitz) immer wieder mit schwierigen Fällen zu kämpfen. So auch dieses Mal. Der Landwirt Röschke (Werner Wölbern) will endlich das Geld zurück, das er verliehen hat. Das Problem ist jedoch: Sein Schuldner ist tot, ist vor nicht allzu langer Zeit bei einem Unfall ums Leben gekommen. Seine Frau Tanja Pohlmann (Franziska Wulf), die gar nichts von dem Kredit wusste, soll die Schuld nun begleichen. Dabei weiß sie auch so schon nicht, wie sie sich und ihre beiden Kinder Niklas (Claude Albert Heinrich) und Sophie (Amadea Schwolow) durchkriegen soll. Sie stecken bis zum Hals in Schulden, Besserung ist nicht in Aussicht. Da die Mutter zudem mit Depressionen zu kämpfen hat, versucht der erst 17-jährige Niklas alles allein zu stemmen. Dem will Billy aber nicht tatenlos zusehen und sucht nach einer Lösung …
Rückkehr der Gerichtsvollzieherin
Der Beruf des Gerichtsvollziehers ist einer, der zwangsläufig mit vielen Konflikten und Dramen verbunden ist. Insofern verwundert es nicht wirklich, dass die ARD irgendwann auf die Idee kam, das für sich zu nutzen und eine eigene Reihe auf die Beine zu stellen. Los ging es 2018 mit Margot muss bleiben!, im Anschluss wurde jährlich ein weiterer Film ausgestrahlt. Das ging bis 2022 so, damals gab es Mutterliebe zu sehen. Seither pausierte die Reihe jedoch, man durfte schon davon ausgehen, dass sie abgesetzt wurde. Etwas überraschend kommt nach einer mehrjährigen Pause mit Familiengeheimnisse doch noch ein sechster Teil. Noch überraschender ist, dass man den Titel der Reihe geändert hat, aus Billy Kuckuck wurde plötzlich Eine mit Herz. Nicht wenige werden deshalb erst gar nicht merken, dass es sich um eine Fortsetzung handelt.
Wobei das im Grunde auch nicht so tragisch ist, da sowieso jeder Film für sich steht. Mit der inzwischen geschiedenen Ehe von Gunnar (Gregor Bloéb) wird zwar ein alter Strang fortgesetzt. Auch Gunnars neue Partnerin Melanie Przybylski (Katrin Wolter) und Billys Mutter Hannah (Vivien Sczesny) sind wiederkehrende Figuren mit einer Vorgeschichte. Man muss das aber alles nicht unbedingt wissen, um hier folgen zu können. Zum einen sind die Geschichten eher simpel. Zum anderen handelt es sich ohnehin nur um Nebenstränge. Das eigentliche Thema bei Eine mit Herz: Familiengeheimnisse ist das Leid der Familie, die in eine Schuldenfalle geraten ist und aus dieser nicht mehr herausfindet. Da braucht es mal wieder die Gerichtsvollzieherin, die mit Mitgefühl und Einfallsreichtum alles geradebiegt. Das übliche eben.
Besser, aber etwas oberflächlich
Das Ergebnis überzeugt mehr als beim letzten Mal. Ein Grund ist, dass sich der Film nicht in tausend Themen verrennt, sondern deutlich fokussierter ist. Etwas albern ist, wie an einer Stelle noch mehr persönliche Dramen eingebaut werden, die es so gar nicht gebraucht hätte, nur damit am Ende auf einmal eine Lösung möglich ist. Eine mit Herz: Familiengeheimnisse trägt seinen Titel nicht ohne Grund. Dafür hätte an anderer Stelle mehr gemacht werden dürfen. Wenn sich der Film von den Nöten und Sorgen einer Landwirtin spricht, wäre das ein guter Anlass gewesen, sich allgemein mit dem Thema auseinanderzusetzen – gerade bei einer Reihe, die sich als gutes Gewissen verkauft. Da ist es schon irritierend, dass man daran offensichtlich kein Interesse hatte.
Dennoch ist dem fernseherfahrenen Regisseur und Co-Autor Thomas Freundner ein ganz ordentlicher Beitrag geglückt, den man sich gut anschauen kann. Über den man sich auch nicht so ärgern muss wie bei dem vorangegangenen Auftritt der Gerichtsvollzieherin. Dass die sich ständig so reinhängt bei einem Einzelfall, als hätte sie nichts anderes zu tun, irritiert zwar ein wenig, das erinnert an die Konkurrenzproduktion Frühling über die Dorfhelferin. Eine mit Herz: Familiengeheimnisse ist aber insgesamt noch so nahe an der Realität, dass man sich daran nicht zu sehr stören muss. Für ein durchschnittliches Drama reicht es.
(Anzeige)