
Nichts als Absagen erhält der Student Bernd Ziegenhals (Jürgen Prochnow) als Reaktion auf seine Manuskripte. Weil nun auch das Geld knapp wird, willigt er ein, die Hausarbeit eines Kommilitonen gegen Bezahlung zu schreiben. Bei seinen Recherchen stößt er durch Zufall auf einen handfesten Skandal, denn er kann belegen, dass es sich bei der Doktorarbeit des renommierten Professoren und Buchautoren Rüdiger Kolczyk (Klaus Schwarzkopf) um ein Plagiat handelt. Anstatt dies aber der Universität zu melden, beschließt er, Kolczyk zu erpressen und fordert neben einer einmaligen Zahlung von 10.000 Mark noch eine monatliche Zahlung von 1.500 Mark.
Zähneknirschend willigt der Professor ein, das Geld zu zahlen, doch gefallen lassen will er sich die Erpressung auf keinen Fall und stellt Nachforschungen gegen Ziegenhals an. Dadurch macht er Bekanntschaft von der Prostituierten Miezi (Elke Sommer), einer guten Freundin des Studenten, mit der er sich verabredet. Als sie nicht erscheint und wenige Tage später ermordet aufgefunden wird, dauert es nicht lange, bis die Polizei zunächst bei dem Studenten und schließlich bei Kolczyk vor der Tür steht. Da beide fürchten, vom jeweils anderen ausgeliefert zu werden, wird aus der Erpressung langsam aber sicher ein lebensgefährliches Psychoduell.
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Bevor Regisseur Wolfgang Petersen mit Einer von uns beiden seinen ersten Kinofilm vorlegte, hatte er viele Jahre sehr erfolgreich beim Fernsehen gearbeitet. Alleine Petersens Arbeiten für die Tatort-Reihe deuten darauf hin, dass der Filmemacher Talent hatte, spannend und packend zu inszenieren und zugleich die Figuren und ihre Milieus zu beleuchten. Dies merkt man natürlich auch Einer von uns beiden an, bei dem Petersen vor und hinter der Kamera mit vielen Leuten zusammenarbeiten konnte, die er bereits aus seiner Arbeit an besagten Tatort-Folgen kannte. Einer von uns beiden ist daher eine Mischung aus Thriller und einem Drama über Ambitionen und Habgier.
Wie bei seinem Kollegen und Landsmann Roland Emmerich teilt sich die Karriere Wolfgang Petersens in seine Zeit in Deutschland und die in Hollywood. Während jedoch Emmerich eigentlich sich schon immer am großen Blockbusterkino orientiert hat, standen bei Petersen, zumindest in den ersten Arbeiten, auch noch andere Aspekte im Vordergrund, die seine Filme nicht nur spannend, sondern auch dramaturgisch überzeugend machten. Werke wie Einer von uns beiden oder wenig später der noch viel beeindruckendere Die Konsequenz interessieren sich nicht nur für genretypische Schauwerte und Konventionen, sondern darüber hinaus noch für die Welt der Figuren und inwiefern sie und ihre Motivationen eine fast schon natürliche Folge dieses Umfelds sind. Auch wenn Kolczyk und Ziegenhals ganz unterschiedlichen sozialen Schichten angehören, wie man gleich in den ersten Minuten des Films sieht, vereint sie der Blick zu jenen nach oben, den Erfolgreichen, mit denen sie um jeden Preis mithalten wollen.
Betrug und Erpressung scheinen der probate Weg zu sein, sich Einlass in diese exklusive Gesellschaft zu verschaffen, und so lange man sich gut zu verstecken weiß, kann diese Rechnung auch aufgehen. Das Duell der beiden wird zu einem Kampf um die Position in dieser neuen Welt, denn die „Gosse“ ist der Abgrund, zu dem keiner von ihnen zurück will. Petersen inszeniert dies als ein Duell, bei dem jedes Mittel recht ist und bei dem, wie der Titel schon andeutet, es einzig und alleine darum geht, wer den längeren Atem hat und bereit ist, mit allen Mitteln zu kämpfen.
Auflehnung und Anpassung
Immer wieder ertappt man sich als Zuschauer bei der Frage, ob es den Nebenplot um einen Mordfall überhaupt gebraucht hätte, denn Einer von uns beiden funktioniert auch ohne diesen Nebenschauplatz, der sehr viel Raum einnimmt. Dies liegt auch an den beiden Hauptdarstellern Jürgen Prochnow und Klaus Schwarzkopf, die ihre beiden Rollen wirklich gut spielen, den bereits an die obere Gesellschaft angepassten und den Emporkömmling, der es dem Professor gleichtun will. Beide haben enorm viel bei dem Kampf, den sie austragen, zu verlieren, denn es geht für sie beide nicht nur ums Geld, hier steht ein Leben fernab des Schmutzes und der Gewalt in der Gosse auf dem Spiel. Ironisch wirkt es da schon etwas, wenn das neue Werk Kolczyks den „Zerfall sozialer Systeme“ thematisiert oder wenn er über dieser über die Nöte des Arbeiters spricht, als wäre er in einer Vorlesung. Die Illusion und der Selbstbetrug sind es, die den Abgrund vergessen machen, der sich vor ihnen ausbreitet und Petersens Film erzählt davon, wer von den beiden sich mehr traut oder wer skrupellos genug ist, seinen Gegner hinab zu stoßen.
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