
Mit Luxushotels kennt sich Emmanuelle (Noémie Merlant) aus, arbeitet sie doch für eine Kette und soll in deren Auftrag überprüfen, wie es in den einzelnen Häusern zugeht. Ihr aktuelles Objekt ist das bekannte Shangri-La Hotel in Hongkong, geleitet von Margot (Naomi Watts). Zumindest noch. Denn wenn es nach dem Unternehmen geht, soll die Managerin gehen. Emmanuelles Aufgabe ist es, Gründe hierfür zu finden, mit denen eine Entlassung gerechtfertigt werden kann. Diese Mission wird für die Französin jedoch bald zur Nebensache, als sie Kei (Will Sharpe) kennenlernt. Dieser hat ebenfalls Erfahrungen mit Hotels, hat in diesen eine zweite Heimat gefunden. Zunehmend verfällt Emmanuelle seinem Charme und entdeckt dabei eigene längst vergessene Leidenschaften wieder …
Neuverfilmung des Erotik-Klassikers
Als Marayat Rollet-Andriane 1967 ihren Roman Emmanuelle unter dem Künstlernamen Emmanuelle Arsan veröffentlichte, gelang ihr damit ein großer Erfolg. Viele werden den Titel aber eher mit der Filmadaption von 1974 in Verbindung bringen. Das Erotikdrama mit Sylvia Kristel über eine junge Frau und ihre diversen sexuellen Eskapaden wurde an den Kinokassen ein Hit und zog eine Reihe von Nachfolgern und angelehnten Filme nach sich. Manche waren ebenfalls in den Lichtspielhäusern zu sehen, andere waren Direct-to-Video-Produktionen. Eine gewisse Bekanntheit erlangte etwa Black Emanuelle, auch mehrere Science-Fiction-Varianten sind erschienen. Zählt man alle Filme zusammen, bringt man es auf einige Dutzend Filme. Da die meisten davon einen – gelinde gesagt – zweifelhaften Ruf genießen, dürfte die Skepsis groß gewesen sein, als es hieß, dass ein Reboot gedreht werden soll. Was vor Jahrzehnten noch ein Skandal war, ist heute nichts Besonderes mehr. Warum da ein totes Pferd reiten?
Gleichzeitig war aber auch die Neugierde groß, dass es sich hierbei eben nicht um eine billig zusammengeschusterte No-Name-Neuauflage handelt. Tatsächlich sind da diverse illustre Namen zu entdecken. So führte Audrey Diwan (Das Ereignis) Regie und schrieb gemeinsam mit Rebecca Zlotowski das Drehbuch, die zuvor mit Ein leichtes Mädchen ein hochgelobtes sinnliches Coming-of-Age-Drama gedreht hat. Hauptdarstellerin Noémie Merlant ist in Frankreich sehr bekannt, ist aber auch regelmäßig in internationalen Produktionen wie Tár und Die Fotografin zu sehen. Auch sonst sind da im Ensemble einige namhafte Leute dabei. Dass Emmanuelle im Wettbewerb des renommierten San Sebastian Festivals 2024 Weltpremiere hatte, klang ebenfalls vielversprechend. Nur fiel der Film dort komplett durch, der Kinostart in Frankreich kurze Zeit später wurde zum Debakel.
Schicke Langeweile
Dabei kann man den Beteiligten nicht vorwerfen, dass sie sich keine Mühe gegeben haben. In mehrfacher Hinsicht wurde etwa die Geschichte umgeschrieben: Aus einer unbedeutenden Ehefrau wird eine selbstbestimmte Protagonistin, die nicht nur beruflich viel zu entscheiden hat, sondern sich auch privat nimmt, was sie will. Doch während sie so viel erreicht hat, man das Gefühl hat, sie könne alles haben, ist sie dabei nicht glücklich. Emmanuelle erzählt von dem Versuch einer Selbstfindung, ist dabei eher melancholisch als tatsächlich erotisch. Sex gibt es zwar schon, dazu nackte Haut. Anregend ist das Ergebnis aber kaum, eher aufgesetzt. Dass die Protagonistin ausgerechnet in einem Mann einen Seelenpartner entdeckt, der vor Jahren seine Lust verloren hat, passt zu diesem leblosen Drama.
Schick anzusehen ist das dabei durchaus. Wenn wir uns hier durch das Luxushotel bewegen oder Hongkong erkunden, dann gibt es dabei einiges fürs Auge. Das ist oft etwas unwirklich, was aber durchaus passend ist für einen Film über Leute, die nicht Teil des normalen Lebens sind. Das kann man dann schon faszinierend finden, zumindest in Deutschland waren die Kritiken deutlich besser. Man kann es aber auch lassen. Emmanuelle will sich verrucht und tiefgründig geben, hat dabei jedoch nicht die Substanz. Der Film gibt einem zudem nicht genügend Gründe, warum man denn überhaupt Interesse für die Protagonistin aufbringen sollte. Wenn sie zwischendurch mit den verschiedensten Menschen Sex hat, nimmt man das zur Kenntnis. Mehr ist es nicht.
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