
Aki Onoda, Ryō Sobue und Yūta Inohara besuchen gemeinsam eine Grundschule und verbringen auch außerhalb viel Zeit miteinander. Als sie eines Tages einen Schrein unter die Lupe nehmen, der auf einer Insel errichtet wurde, treffen sie auf einen gelben Igel. Sie nehmen diesen mit nach Hause, wo sie ihn als Haustier halten. Dabei entwickeln sie eine ganz besondere Fähigkeit: Wenn sie sich gegenseitig berühren, können sie ihre Gedanken miteinander teilen. Das ist praktisch, vor allem wenn es schnell gehen muss oder niemand etwas mitbekommen soll. Jahre später sind aus den Jungs Erwachsene geworden. Aber noch immer ist das Verhältnis eng, die drei wohnen sogar zusammen. Dabei müssen sie jedoch feststellen, dass sie mit der Zeit Veränderungen durchmachen und dabei langsam den Zugang verlieren …
Bei Animes ist es keine Seltenheit, dass Jugenddramen in irgendeiner Form auch Fantasyelemente enthalten, die dabei helfen, das Innenleben auszudrücken. Bei The Colors Within sieht die Protagonistin bei anderen Menschen Farben, die ihre Persönlichkeit symbolisieren. Bei Die Welt in allen Farben – Iroduku war es genau umgekehrt. Dort konnte die Protagonistin auf einmal keine Farben mehr sehen, womit der Verlust ihrer Lebensfreude veranschaulicht wurde, die Folge eines Schicksalsschlags. Bei Fureru geht es nicht um eine visuelle Fähigkeit, sondern eine, die gewissermaßen seelisch ist: Die drei Jungs können, seitdem sie den Igel haben, die Gedanken miteinander teilen. Daran gewöhnen sie sich rasch, für sie ist es irgendwann das Normalste der Welt, etwa das Handgelenk des anderen zu umgreifen und auf diese Weise telepathisch zu kommunizieren.
Ob diese Fertigkeit so praktisch ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Die Anwendungsmöglichkeiten, die uns der Film demonstriert, sind nicht so wirklich beeindruckend. Es fehlt auch an einer Idee, wie man diese Besonderheit denn inszenatorisch stärker machen könnte, da fliegen dann einfach Texte durch die Gegend. Interessant wird es im weiteren Verlauf, wenn Fureru von dem langsamen Auseinanderdriften der drei erzählt. Als die Fähigkeit dieser mentalen Kommunikation nachlässt, ist das ein schönes Symbol dafür, wie man sich von anderen entfremden kann und den Zugang zu ihnen verliert. Das kann innerhalb der Partnerschaft gehen, bei der Familie oder auch Freundschaften, bei denen es nicht mehr so richtig läuft. Der Anime handelt dann auch primär davon, wie schwierig es sein kann, solche Freundschaften aufrechtzuerhalten.
Gute Idee, nicht ganz gut umgesetzt
Die Grundidee ist also gut. Bei der Umsetzung klappt das aber nicht alles so wie gedacht, die Geschichte ist nicht ganz rund. Beispielsweise geht es später auch um einen Stalker, dessen Opfer ein Schwarm einer der Jungs ist. Diese amouröse Verwicklung passt zwar, da sie Teil der zwischenmenschlichen Probleme der drei ist. Das wäre aber auch einfacher gegangen. Auch die Phase, als man versucht hat, aus dem Drama doch noch irgendwie ein Abenteuer zu machen, überzeugt nicht so wirklich. Insgesamt mangelt es Fureru an einem klaren Konzept, da werden etwas unschlüssig die verschiedensten Sachen zusammengeworfen. Das verwässert nicht nur das Bild. Es führt auch dazu, dass der Film zwischendurch seine Längen hat.
Sehenswert ist er jedoch durchaus. Das liegt auch an der schönen Optik: Das Animationsstudio CloverWorks (Her Blue Sky) hat gerade bei den Settings gute Arbeit geleistet, das ist alles schon sehr atmosphärisch geworden. Der Beitrag vom Anima Festival 2025 kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Da man heutzutage für jeden Animefilm dankbar sein darf, der nicht irgendwie Teil eines Franchises ist, ist Fureru sicherlich eine Bereicherung. Das Drama nimmt ein universelles Thema, in dem sich die meisten wiederfinden werden, und packt es in ein grundsätzliches originelles Szenario. Da sieht man dann auch über die besagten inhaltlichen Schwierigkeiten hinweg.
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