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Eine Krankenhausbelegschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs: Haley Louise Jones und Slavko Popadic in der Serie "KRANK Berlin" (© Apple TV+)

Haley Louise Jones / Slavko Popadic [Interview]

KRANK Berlin nimmt uns mit in die Notaufnahme eines Berliner Krankenhauses, wo ständig die Hölle los ist. Das liegt aber nicht nur an den Notfällen, wenn Menschen mit akuten Schmerzen oder nach Unfällen eingeliefert werden. Auch die Rahmenbedingungen sind so schwierig, dass die Belegschaft regelmäßig an ihre Grenzen stößt. Das bekommt auch Dr. Suzanna Parker (Haley Louise Jones) zu spüren, die neu die Leitung übernommen hat. Zwar versucht sie, die Situation für alle zu verbessern und System in das Chaos zu bringen. Damit bringt sie aber die Alteingesessenen gegen sich auf, darunter den Chirurgen Ben Weber (Slavko Popadic). Wir haben die beiden anlässlich des Starts am 26. Februar 2025 auf Apple TV+ interviewt und sprechen über die Arbeit an der Dramaserie, ihre Vorbereitungen und was sie aus der Erfahrung mitgenommen haben.

Warum habt ihr beide die Serie gedreht? Was hat euch an KRANK Berlin gereizt?

Haley Louise Jones: Das war so toll. Man hat sehr schnell gemerkt, das ist etwas Besonderes. Zu den Casting-Texten bekommt man eine digitale Mappe, wie ein Mood Board. Und ich weiß noch, als ich das aufgemacht habe und die Fotos gesehen habe und die kleinen Beschreibungen, die dir einen Eindruck geben, wie das aussehen soll und wie der Vibe dahinter ist, da war ich sofort angefixt. Ich wusste, ich muss das machen.

Slavko Popadic: Als ich die Bücher gelesen habe, dachte ich nur „Wow, ich habe noch nie so etwas  gelesen“. Ich war total begeistert davon. Als ich mit den Creatorn gesprochen habe und sie mir erklärten, dass vieles in den Büchern auf echten Erfahrungen basiert, hat das noch einmal eine ganz andere Ebene bekommen. Das war einfach Wahnsinn.

Was macht die Serie denn so anders?

Haley Louise Jones: KRANK Berlin ist nicht weichgespült, nicht poliert. Im Gegenteil! Man traut sich, dreckig zu sein, ehrlich zu sein.

Slavko Popadic: KRANK Berlin ist chaotisch, schmutzig und hat einen ganz anderen Pace als andere Krankenhausserien. Du bist hier mittendrin und kannst dem Stress beim Gucken gar nicht ausweichen.

Haley Louise Jones: Ärztinnen und Ärzte, sowie Pflegerinnen und Pfleger, sind für mich wirklich Helden und Heldinnen, jetzt noch mehr als vorher. KRANK Berlin zeigt sie aber auch in Situationen, in denen sie das nicht sind oder sich nicht wie welche fühlen. Diese Parallelität finde ich interessant.

Slavko Popadic: Wie fehlbar sie sind. Was für einem Druck sie ausgesetzt sind. Was es mit ihnen macht, wenn sie dort arbeiten.

Von diesem Stress hinter den Kulissen bekommen wir normalerweise nichts mit, wenn wir in einem Krankenhaus sind. Wie sahen bei euch die Vorbereitungen aus, um eben hinter die Kulissen schauen zu können?

Haley Louise Jones: Viele von uns haben Praktika gemacht in Krankenhäusern. Wir beide waren im Eduardus-Krankenhaus in Köln und durften einige Tage mitlaufen. Die waren dort ganz ganz toll. Wir durften sogar bei einer Knie-OP mit dabei sein! Das ist wirklich Gold wert, wenn du das hautnah miterleben kannst, die Handgriffe und die Art und Weise zu sprechen.

Slavko Popadic: Es war auch spannend zu sehen, wie sie mit der Situation umgegangen sind. Ich habe mir außerdem das Spiel „Doktor Bibber“ gekauft, weil ich ja einen Chirurgen spielen muss (lacht).

Nachdem ihr diese ganzen Erfahrungen gemacht habt, was habt ihr für euch aus der Serie für euch mitgenommen?

Slavko Popadic: Ich kann das gar nicht so konkret sagen. Aber dass ich diese Erfahrung machen durfte, in diese Welt eintauchen durfte und so nah bei diesen Menschen war, die jeden Tag über Leben und Tod entscheiden, das macht viel mit einem. Ich hatte vorher schon Respekt vor den Menschen, die in diesem System arbeiten. Aber jetzt hat das noch eine andere Tiefe bekommen, weil ich weiß, wie schwierig diese Arbeit ist.

Haley Louise Jones: Man vergisst manchmal, wenn man in diesem Land lebt, dass es nicht selbstverständlich ist, überhaupt in eine Notaufnahme gehen zu können, Ich höre seit dem Dreh auch Sirenen anders, viel lauter, so als ob ich ein Tunnelohr hätte. Das ist nie ganz weggegangen.

Dann kommen wir auf eure Figuren zu sprechen. Wie würdet ihr die beiden beschreiben?

Haley Louise Jones: Ich würde sagen, Suzanna ist eine ehrgeizige junge Ärztin, die einen Neuanfang in ihrem Leben versucht. Die auch versucht, ein Stück weit vor sich selbst wegzulaufen, und dabei relativ schnell bemerkt, dass das nicht funktioniert. Bei der Arbeit im Krankenhaus wird sie mit ihren persönlichen Ängsten konfrontiert, entdeckt aber gleichzeitig, warum sie diesen Job so liebt.

Slavko Popadic: Ben ist ein Getriebener. Für ihn ist es seine größte Passion und Aufgabe, anderen Menschen zu helfen. Er überwindet Hindernisse und bricht dabei schon mal Regeln, wenn er denkt, dass das der richtige Weg ist. Diese Passion macht ihn aber auch kaputt und er hangelt sich irgendwie von Tag zu Tag.

Wir lernen die beiden kennen, als sie das erste Mal aufeinandertreffen. Und das funktioniert ja nicht so richtig mit ihnen. Woran liegt das? Warum haben sie solche Schwierigkeiten miteinander?

Haley Louise Jones: Die Beiden sind ständig in Situationen, in denen sie schnell handeln müssen, und haben zwei sehr unterschiedliche Weisen, wie sie mit Situationen umgehen. Dadurch prallen sie so aufeinander. Am Anfang sprechen sie noch nicht dieselbe Sprache, verstehen sich nicht. Das groovt sich aber ein mit der Zeit.

Slavko Popadic: Ben geht überhaupt nicht davon aus, dass sie bleibt und etwas an diesem Chaos verändert. Dieses Chaos ist sein Zuhause und sie ist der Eindringling, der alles „durcheinanderbringt”. Das passt ihm einfach nicht. Später merkt er aber, dass sie das Gleiche wollen: Sie wollen helfen. Durch die Umstände in der Notaufnahme konnten sie das aber nicht sofort erkennen.

Haley Louise Jones: Das ist das Spannende, wenn zwei Menschen aufeinandertreffen. Wir haben diese Worthülsen. Wir haben aber auch alles andere, das ausgetauscht wird. Bei KRANK Berlin ist es schön zu sehen, wie so ein Austausch funktioniert und wie viel dabei passiert.

Man sieht bei der Serie, wie wichtig es ist, dass die Menschen zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Bei eurem Beruf als Schauspieler und Schauspielerin ist das auch nicht anders. Was ist das Geheimnis, dass das am Set funktioniert und Menschen gut miteinander arbeiten können?

Slavko Popadic: Das stimmt. Es sind ja nicht nur wir Schauspielenden, sondern ganz viele Departments, die alle auf ihre Weise wichtig sind. Das ist wie bei einem Orchester: Wenn die Geige schief spielt, hört sich das insgesamt nicht so geil an. Dabei darf es schon auch Reibungen geben. Reibungen sind ganz wichtig bei künstlerischen Prozessen, weil wir alle von woanders herkommen und eine andere Vision haben, wenn wir diese Skripte lesen.

Haley Louise Jones: Wenn man offen ist und den Respekt stets behält, hilft das schon sehr weiter. Es passiert immer etwas ganz Tolles, wenn alle ihre Talente und Visionen zusammenbringen.

Vielen Dank für das Interview!



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