Hannibal 2001
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Hannibal (2001)

Hannibal 2001
„Hannibal“ // Deutschland-Start: 15. Februar 2001 (Kino) // 16. Oktober 2014 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / kritik

Jahre ist es her, dass FBI-Agentin Clarice Starling (Julianne Moore) wegen der Verhaftung des Serienmörders Jame Gumb in den Schlagzeilen war sowie ihrer Verbindung zum Killer Hannibal Lecter (Anthony Hopkins), der aus seiner Haft fliehen konnte und von dem jede Spur fehlt. Ihrer Karriere hat dies nicht geholfen und nach einer verpatzten Verhaftung, die in einer Schießerei endete, ist ihre Zukunft beim FBI in der Schwebe. Während ihre Vorgesetzten, allen voran Agent Paul Krendler (Ray Liotta), ihre Entlassung fordern, lässt der Milliardär Mason Verger (Gary Oldman), ein Opfer Lecters, das jedoch überleben konnte, seinen Einfluss spielen und kann Starlings Entlassung verhindern. Stattdessen gibt er ihr neue Hinweise über den Verbleib des Killers, die bis nach Europa führen. Schließlich geschieht das Undenkbare, als Lecter per Brief Kontakt mit Starling aufnimmt.

Hannibal Lecter lebt derweil unter einem falschen Namen in Florenz als Museumskurator. Kommissar Pazzi (Giancarlo Giannini) wird jedoch misstrauisch, als er den Fremden zum ersten Mal trifft und stellt auf eigene Faust Ermittlungen an. Die hohe Belohnung, die auf die Ergreifung Lecters ausgesetzt ist, ist zu verführerisch für ihn, sodass er sich auf ein gefährliches Spiel gegen einen brutalen Gegner einlässt.

Obsessionen

Nach dem großen Erfolg sowie dem Oscargewinn von Jonathan Demmes Das Schweigen der Lämmer beknieten die Filmstudios Autor Thomas Harris förmlich, eine Fortsetzung zu seiner Romanvorlage von 1988 zu schreiben. Zwar hatte Harris mit Roter Drache vorher schon die Figur des berühmten Serienkillers eingeführt, doch diesen nun abermals zu einer der Hauptfiguren eines Geschichte zu machen, sollte länger dauern als ursprünglich gedacht. 1999 kam dann mit Hannibal das lang erwartete Sequel heraus, doch Demme, der auch Interesse an der Fortsetzung bekundet hatte, war alles andere als begeistert von Harris’ Roman, sodass die Produzenten Ridley Scott mit der Verfilmung beauftragten. Die Verfilmung, wie auch die Vorlage, ruhen sich auf dem Erfolg von Das Schweigen der Lämmer aus, ohne die Figuren nennenswert weiterzudenken und setzen stattdessen in erster Linie auf besonders blutige Schauwerte, von denen es wirklich reichlich gibt.

Am Ende von Das Schweigen der Lämmer folgt ein Cliffhanger, der andeutet, dass die Verbindung zwischen Clarice Starling und Hannibal Lecter noch lange nicht beendet ist, auch wenn der Serienkiller wahrscheinlich bis an sein Lebensende auf der Flucht sein wird. Beide Charakter verband eine Faszination für den anderen, was den Kern der Geschichte ausmachte und den Zuschauer fesselte. In Hannibal setzt nur noch auf die Verbindung, oder vielmehr Obsession, der beiden Hauptfiguren, denn die Geschichte, die Film und Roman erzählen, ist nicht sonderlich interessant. Scotts Films erzählt von einer Beziehung, die zu vergleichen ist mit der Reise Dantes und Vergils durch die Hölle zu vergleichen, was die Geschichte mehr als deutlich betont, sowohl durch die Dialoge als auch die Bilder.

Lecter und Starling streben nach etwas Wahrem, einer Beziehung in ihrem Leben, denn das Materielle hat sie nur enttäuscht, wie man besonders an Starlings Leben sehen kann, deren Karriere beim FBI in eine Sackgasse geraten ist. Wie schon in Das Schweigen der Lämmer sind die übrigen Figuren definiert durch niedere Gelüste, ob nach Rache, nach Anerkennung oder nach Macht, wobei Lecter als heimlicher Mentor Clarices eine Art Reinigung dieser Verirrungen bei seiner Schülerin anstrebt. Alles, was dazwischen erzählt wird, ist leidlich spannend und überzeichnet, wenn man beispielsweise die Handlung rund um den bis zur Unkenntlichkeit entstellten Mason Verger betrachtet. Hannibal hat noch einen interessanten Kern, aber den hat er von seinem Vorgängerfilm übernommen, und alles drum herum ist nunmehr eine Freakshow geworden.

Schweine und Blut

In Schweigen der Lämmer ging es um das Psychoduell und darüber hinaus eine faszinierende Beziehung, fast schon eine Romanze, in Hannibal bleiben davon ein paar Schauwerte übrig. Ridley Scott versteht es diese Oberflächlichkeit abzubilden, doch nicht immer gelingt es ihm, auch hinter sie zu blicken und seinem Zuschauer Neues zu zeigen oder zu erschließen. Hannibal gehört leider zu der letzten Kategorie, wie man nicht zuletzt an den Sequenzen in Florenz sehen kann. Der Charme der Stadt, des Ponte Vecchio oder der Uffizien, ist natürlich präsent und in malerische Farben eingetaucht, doch es ist nicht viel mehr als eine schöne Kulisse für die Geschichte oder deren Abscheulichkeiten. Dies gilt auch für die Verbindungen zu Dante Alighieris Werken, besonders natürlich Die Göttliche Komödie, aber das ist eine vorgetäuschte Tiefe und keineswegs zu vergleichen mit beispielsweise David Finchers Sieben, wo tatsächlich diese Verbindung nicht nur eine schöne Fußnote ist.

Die Darstellungen hingegen, allen voran natürlich Anthony Hopkins als Hannibal Lecter, sind durchaus gelungen. In der Rolle der Clarice Starling überzeugt Julianne Moore als eine Frau, die weit entfernt ist von er noch etwas naiven, idealistischen Frau, die man in Das Schweigen der Lämmer sah. Die Enttäuschungen, die persönlichen wie auch die beruflichen, stehen ihr ins Gesicht geschrieben, während die Ermittlungen im Falle Lecters wie ein neuer Antrieb wirken. Hopkins scheint zu wissen, in was für einer Art Film er gelandet ist und hat leichtes Spiel, denn bei seinem Charme kauft man ihm auch die brutalen Effekte, die teils sogar an den Rand des Splatter gehen, ab.



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Hannibal (2001)
fazit
„Hannibal“ ist ein durchschnittlicher Horrorthriller, der versucht, an den Charme von „Das Schweigen der Lämmer“ anzuknüpfen, dies aber nur bedingt schafft. Wenn schon die Romanvorlage oberflächlich und eher mau ist, kann man eben auch nicht sehr viel mehr herausholen, außer ein paar Schauwerten. Julianne Moore und Anthony Hopkins hingegen machen ihre Sache ganz gut.
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