Hot Milk
© Nikos Nikolopoulos / MUBI

Hot Milk

Hot Milk
„Hot Milk“ // Deutschland-Start: 29. Mai 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Aufgrund einer ungeklärten Erkrankung leidet Rose (Fiona Shaw) seit vielen Jahren an Schmerzen und kann die meiste Zeit ihre Beine nicht spüren oder bewegen. Bei einem letzten Versuch, sich von ihrer Krankheit zu befreien, begibt sie sich mit ihrer Tochter Sofia (Emma Mackey) in ein spanisches Küstendorf, um dort den unorthodoxen Dr. Gomez (Vincent Perez) zu konsultieren. Doch als diese nicht ihren übervollen Pillenhaushalt ergänzt, sondern sie zunehmend über ihr Leben und persönlichen Erfahrungen befragt, verweigert sich Rose und lässt ihren Groll mehr als ohnehin an ihrem Umfeld aus. Sofia, die ihr Studium abgebrochen hat, um sich um ihre Mutter kümmern zu können, lernt unterdessen die charismatische Touristin Ingrid (Vicky Krieps) kennen und bekommt eine Ahnung davon, wie es sein könnte, ihr Leben endlich wieder frei selbst gestalten zu können. Unter der gleißenden spanischen Sommersonne gelangen die unterdrückten Gefühle und versteckten Probleme der drei Frauen zunehmend ans Tageslicht …

Die Anspannung liegt in den Zwischentönen

Wer einen geradlinige Story von A nach B erwartet, für den ist die Literaturverfilmung Hot Milk wohl eher nicht gemacht. Denn die Handlung spielt sich vor allem in den Feinheiten ab, den kleinen toxischen Interaktionen, dem differenzierten Minenspiel der Protagonist:innen und dem Unausgesprochenen, das über den Großteil des Films im Inneren brodelt. Im Verlauf des Films wird immer deutlicher, dass es verschiedene Arten von Trauma sind, welche das Verhalten der Frauen bestimmen, insbesondere die Mutter-Tochter-Beziehung. Das macht es allerdings nicht leichter zu ertragen. Roses fortwährende Kritik an Sofia, ihre überzogenen Ansprüche und ihre Weigerung, auch nur die geringsten Dinge selbst zu erledigen, lassen einen schon nach kürzester Zeit frustriert aufschnauben. Noch schwieriger ist es dabei zuzusehen, wie ihre Tochter diese Dinge hinnimmt und ihren berechtigten Ärger herunterschluckt. Aber ist sie das ihrer kranken Mutter nicht schuldig?

Und auch in der sich entwickelnden Beziehung zwischen Sofia und Ingrid ist bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein. Obwohl Letztere im Gegensatz zu Rose zumindest über ihre traumatische Vergangenheit spricht, schweigen die beiden Frauen über Ingrids weitere Liebhaber, obwohl Sofia mit diesen offensichtlich ihre Probleme hat. Wird es den drei Frauen gelingen, sich aus ihren alten, vom Trauma diktierten Handlungsmustern zu befreien? Zumindest Sofias beherrschte Fassade scheint mehr und mehr zu bröckeln und läutet einen Showdown der aufbrechenden Gefühle ein. Das Ganze kulminiert in einem offenen Ende, das es dem Publikum überlässt, ob der Ausgang der Geschichte glücklich oder katastrophal ist.

Starke Darstellerinnen, schwache Story

Regisseurin Rebecca Lenkiewicz nimmt sich viel Zeit bei ihrem Debütfilm Hot Milk. Möglicherweise ein wenig zu viel Zeit. Manchmal scheint die Handlung sich so langsam zu bewegen wie die Mittagssonne über dem spanischen Meer. Die Erzählung und Dialoge haben einige Schwächen. So bleibt zum Beispiel Ingrids Figur etwas dünn und maskenhaft gezeichnet, sodass Vicky Krieps ihr Potential (wie sie es z.B. als Sissi in Corsage zeigte) nicht wirklich ausspielen kann. Als Ingrid sich Sofia emotional öffnet, scheint dies weniger an der natürlichen Entwicklung ihrer Beziehung zu liegen, als vielmehr der Notwendigkeit eines Anstoßes, der Sofia in ihrem Verhältnis zu ihrer Mutter auf die richtig Spur bringt.

Dass Hot Milk an diesen Schwächen nicht zerbricht, ist vor allem den beiden hervorragenden Hauptdarstellerinnen zu verdanken. Emma Mackey hat nach Sex Education bereits im Biopic Emily bewiesen, dass sie schauspielerisch einiges zu bieten hat. Die innere Angespanntheit ihrer Figur ist förmlich mit Händen zu greifen. Und Fiona Shaw – u.a. bekannt durch ihre Rolle der Tante Petunia in Harry Potter – gibt die verbitterte Rose so überzeugend, dass man sie manchmal gern aus ihrem Rollschuh schubsen möchte. So bleibt Hot Milk schließlich ein zwar nicht herausragender, aber doch interessanter Film darüber, wie weit sich Trauma auswirken kann – sowohl bei den unmittelbar als auch den indirekt Betroffenen.



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Hot Milk
fazit
In ihrem Debütfilm nach dem gleichnamigen Roman „Hot Milk“ erzählt Rebecca Lenkiewicz die Geschichte dreier Frauen, deren Leben auf die ein oder andere Art von Trauma bestimmt werden. Leider ist das Drehbuch etwas schwach geraten und die Handlung zieht sich etwas zäh dahin. Glücklicherweise wird der Film durch die hervorragenden Schauspielerinnen bis zu einem stärkeren Ende getragen.
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