Houses Batim
© Yaniv Linton

Houses

Houses Batim
„Houses“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Sasha (Yael Eisenberg) kehrt nach einer langen Abwesenheit in ihre Heimat Israel zurück. Vor vielen Jahren ist etwas dort passiert, über das sie mit ihren Eltern nicht sprechen kann und das ein tiefes Trauma ausgelöst hat. Gegen den Rat der Mutter, nicht dorthin zurückzukehren, nimmt Sasha die Reise auf sich. In den gespenstischen Räumen des Hauses erinnert Sasha sich zurück an die Kindheit und Jugend und sogar der tot geglaubte Familienhund kehrt zurück. Das Haus wird von der Goldschmiedin Anna (Tali Sharon) bewohnt, die Sasha bei sich aufnimmt und dabei Hilfe anbietet, die Vergangenheit zu verarbeiten. Die Bindung zu ihr scheint Sasha eine Möglichkeit zu geben, tatsächlich der alten Heimat anders zu begegnen und neue Erinnerungen zu bilden, doch die Vorgeschichte ist einfach zu stark. Als dann noch die Mutter und die Großmutter nach Israel kommen, um nach Sasha zu sehen, ist eine Konfrontation nicht mehr abzuwenden.

Räume und Erinnerung

Batim oder Houses ist der erste Spielfilm der in der Ukraine geborenen Fotografin und Regisseurin Veronica Nicole Tetelbaum. In ihren bisherigen Kurzfilmen befasste sie sich mit Themen wie Identität und Erinnerung, was sie in Houses weiterführt. Der Film, der auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere feiert, erzählt von einer traumatischen Erfahrung, die das Leben und die Identität einer Familie geprägt hat. Die schwarz-weißen Bilder vermischen sich dabei mit farbigen Home-Video-Aufnahmen, die schmerzhaften Prozess eines Wieder-Anknüpfens an die Vergangenheit suggerieren, was Houses vor allem in ästhetischer Hinsicht einen besonderen Charme verleiht, während die Progression der Geschichte an sich etwas sehr zäh geraten ist.

Wie der Titel von Tetelbaums Film bereits andeutet, sind es die Räume, die eine spezielle Rolle in Houses spielen. Sasha betritt die Orte ihrer Kindheit und Jugend langsam und bedächtig, als würde er/sie auf Glas gehen und versuchen, sich nicht zu verletzen. Die Erinnerungen, die diese Begegnungen bei ihr/ihm auslösen, passieren schlagartig und muten zunächst harmlos und unschuldig an, sind aber bei genauer Betrachtung verstörend und traumatisch. Tetelbaum verlässt sich ganz auf die visuelle Kraft ihrer Geschichte, setzt auf ruhige Bilder und teils auf lange Sequenzen, in denen Sasha durch ihr ehemaliges Elternhaus und dessen Nachbarschaft schreitet. Ein Ankommen oder ein Wiedererkennen im positiven Sinne scheint jedoch nie wirklich stattzufinden, denn anstelle von Antworten gibt es immer nur noch mehr Fragen, Verwirrung und überall das Schweigen eines Ortes, der einmal Heimat genannt wurde. Houses erzählt von einer Generation, die mit der Vergangenheit abschließen will, dies aber nicht kann, weil die Last der Erinnerung einfach zu groß ist.

Bilder eines Lebens

Im Kern ist Houses ein Familiendrama, was gerade in der zweiten Hälfte des Filmes nochmals verstärkt wird. Bis dahin kann der Zuschauer zunächst die Trauer und die Frustration der non-binären Hauptfigur durchaus nachvollziehen, denn Houses braucht sehr lange, um die emotionale Beschaffenheit Sashas abzustecken. Yael Eisenbergs sensible Darstellung als Sasha betont, wie sehr diese Person mit ihrer Geschichte und Identität hadert, was sich auch in den Telefonaten und später den Dialogen mit ihrer Mutter widerspiegelt. „All diese Häuser haben mir nie gehört“, stellt sie an einer Stelle fest, was ihr Dilemma auf den Punkt bringt. Die Begegnung mit ihrer Mutter und Großmutter in der zweiten Hälfte bringt schauspielerisch noch ein paar sehr gelungene Momente in den Film, doch haben diese nicht mehr viel zu den Aspekten beizutragen, die bis zu diesem Punkt in der Handlung schon mehrfach aufgegriffen wurden. Sasha scheint in einer emotionalen Sackgasse zu sein, was traurig und sehr frustrierend ist, für sie/ihn wie auch die Zuschauer.



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Houses
fazit
„Houses“ ist ein Drama über Familie, Trauma und Identität. Veronica Nicole Tetelbaums erster Spielfilm überzeugt durch eine sensible und durchdachte Bildsprache, auch wenn die Geschichte gerade in der zweiten Hälfte erzählerisch auf der Stelle tritt.
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