In der falschen Spur

Es läuft nicht so wirklich im Leben von Emilie (Ada Eide). Beruflich geht es nicht voran, sie strauchelt durch das Leben, hat weder Geld noch eine Perspektive. Als Mutter ist sie auch nicht sonderlich erfolgreich, sie ist privat ebenso überfordert. Dafür hat sie mit Gjermund (Trond Fausa) aber einen großen Bruder. Er ist es auch, der sie dazu überredet, am Birken teilzunehmen, einem 54 km langen Skilanglaufrennen. Dabei hat er selbst Probleme, das mit dem Nachwuchs bei ihm und seiner Frau Silje (Marie Blokhus) klappt einfach nicht, weshalb die Beziehung zwischen ihnen auch schwierig geworden ist. Davon will er sich aber nicht abhalten lassen. Und so machen sich die beiden Geschwister auf den Weg, an dem Sportereignis teilzunehmen, und müssen nicht nur sportliche Hindernisse aus dem Weg räumen …

Probleme am laufenden Meter

Netflix hatte diesen Monat besonders viele Titel im Angebot, bei denen es um Menschen geht, die in eine persönliche Krise geraten. Eine Kopenhagener Liebesgeschichte erzählt von einem Paar, das an dem unerfüllten Kinderwunsch zu zerbrechen droht. Bei Ewige Liebe steht eine große Hochzeit an, was eine Menge Probleme an die Oberfläche bringt – sowohl bei den designierten Eheleuten wie auch den jeweiligen Familien. Flitterwochen mit meiner Mutter wiederum beginnt mit einer geplatzten Hochzeit, bevor im Anschluss die eine Mutter und ihr Sohn ihr Verhältnis aufbessern dürfen. Wer noch nicht genug von solchen Stoffen hat, kann es einmal mit dem norwegischen Film In der falschen Spur versuchen, wo ebenfalls einiges im Argen liegt und die Figuren sich überlegen müssen, wie sie mit ihrem Leben weitermachen wollen.

Die Tragikomödie läuft dabei zweigleisig. So wird parallel von den Problemen der Schwester wie auch des Bruders erzählt. Beide haben sie zu kämpfen, wobei die jeweiligen Krisenherde unterschiedlich sind. Während bei ihr irgendwie alles zu wünschen übrig lässt, privat wie beruflich nichts klappt, ist es bei ihm „nur“ die Beziehung. Wenn Gjermund und Silje sich in die Haare kriegen, weil das mit dem Baby so schwierig ist, erinnert das an das obige Eine Kopenhagener Geschichte. Glücklicherweise ist die entsprechende Szene aber kurz, ein Großteil des Films betrifft die Teilnahme an diesem Langlauf. Dieser wird für die zwei zur Möglichkeit, alles hinter sich zu lassen. Vor allem Emilie will mit dieser sportlichen Herausforderung die Mängel in ihrem Leben ausgleichen, will etwas erreichen, will sich selbst etwas beweisen.

Wohlfühlfilm vor schöner Kulisse

Ein bisschen albern ist das schon. Aber es geht auch zu Herzen. Regisseur Hallvar Witzø, dem wir schon den Geheimtipp Alle hassen Johan über einen bombigen Außenseiter zu verdanken haben, zeigt erneut sein Talent für sehr menschliche Geschichten. Vor allem zum Ende hin darf man doch gerührt davon sein, wie sich die Verliererin durchkämpft und dabei von anderen Menschen Unterstützung erfährt. In der falschen Spur ist da schon ein Wohlfühlfilm, der mit einer bekannten Formel arbeitet. Wer erfreut sich nicht daran, wenn Leute, denen niemand etwas zutraut, auf einmal etwas schaffen? Wenn sie sich aus dem Loch kämpfen, in dem sie gelandet sind? Da drückt man doch gern die Daumen, feuert von der heimischen Couch an, parallel zu den Menschen neben der Bahn.

Sportliche Höchstleistungen braucht man dabei nicht zu erwarten. Zwar handelt es sich schon auch um einen Sportfilm, die entsprechenden Szenen sind aber kurz. Emilie müht sich zudem eher ab, als dass sie glänzen würde. Dafür gibt es anderweitig etwas zu sehen: Das Setting des schneebedeckten Norwegens macht natürlich schon etwas her, vor allem in den Szenen, wenn es eher durch die Natur geht. Und auch die Besetzung trägt dazu bei, dass der Film Spaß macht. Ada Eide und Trond Fausa spielen zwei Menschen, die jeweils eher etwas erbärmlich sind, dabei aber doch so nahbar, dass man gern Zeit mit ihnen verbringt. In der falschen Spur ist eine Tragikomödie, die sicherlich nicht groß hervorsticht, dabei aber so sympathisch ist, dass man sie gern bis zum Schluss anschaut.