Basierend auf der gleichnamigen Buchreihe der schwedischen Autorin Camilla Läckberg erzählt der Animationsfilm Super Charlie (Kinostart: 13. Februar 2025) die Geschichte des zehnjährigen Willy, der immer davon träumte, einmal ein Superheld zu sein. Umso enttäuschter ist er, als ausgerechnet sein jüngerer Bruder Charlie Superkräfte entwickelt. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Willy seit der Geburt von Charlie von seinen Eltern ignoriert wird, stiehlt ihm dieser auch noch seinen Traum. Dabei werden die beiden bald zusammenarbeiten müssen, um einem gemeinsamen Feind zu trotzen. Wir haben uns mit Regisseur Jon Holmberg unterhalten. Im Interview sprechen wir über die Arbeit an dem Film, Superkräfte und die Vorteile von Animationsfilmen.
Könntest du uns erzählen, wie dieses ganze Projekt begann? Wie bist du zu Super Charlie gekommen?
Gustav Oldén, Produzent bei Nordisk Film, und ich hatten lange darüber gesprochen, ein gemeinsames Projekt zu machen. Ich hatte ein paar Spielfilme gemacht, Realfilme, Familienfilme, die ihm gefielen, und er hatte versucht, ein Projekt zu finden, an dem wir gemeinsam arbeiten konnten. Ich hatte noch nie einen animierten Spielfilm gemacht, war aber schon immer daran interessiert. Als er mit der Idee zu mir kam, einen 3D-animierten Spielfilm zu den Büchern Super Charlie von Camilla Läckberg zu machen, habe ich allerdings etwas gezögert, weil sie sich an sehr junge Kinder richten, etwa drei bis vier Jahre alt, und es mir schwer fiel, mir das vorzustellen. Aber dann fand ich einen Weg, stattdessen den älteren Bruder zur Hauptfigur zu machen, und dann sah ich eine Geschichte, die einem breiteren Publikum erzählt werden konnte.
Du hast vorher die beiden Sune-Filme gemacht. Das sind zwar auch Kinderfilme. Sie sind aber ganz anders basieren eher auf der Realität, etwa dem Alltagsleben von Kindern, während Super Charlie all diese fantastischen und Science-Fiction-Elemente enthält. Warum warst du daran interessiert?
Ich denke, einer der Gründe war, dass es bei Animation keine Grenzen gibt, keine Grenzen. Du kannst tun und lassen, was du willst. Wenn es also um das Schreiben von Drehbüchern ging, hatten wir alle Möglichkeiten. Das hat mich angespornt. Außerdem habe ich Kinder, tatsächlich zwei Söhne. Dieses Element des Neides und der Freude, ein Geschwisterchen zu haben, hat mich wirklich gereizt. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, was passiert ist und welche Auswirkungen es auf meinen ältesten Sohn hatte. Mir gefiel auch die Möglichkeit, mit dem Genre des Superheldenfilms zu spielen, die ich mir viele Stunden lang mit meinen Kindern angeschaut habe.
Du hast bereits erwähnt, dass der Film auf Büchern basiert. Ist euer Film eine direkte Adaption eines der Bücher oder deine eigene Version davon?
Es ist meine eigene Version davon. Es gibt also kein bestimmtes Buch, das wir verfilmt haben. In den Büchern wird offensichtlich ein Kind geboren, das über Superkräfte verfügt, aber die Geschichten sind kleiner angelegt. Ich wollte es filmischer machen, ein bisschen größer und auch Neid und ähnliches thematisieren.
War der Film immer als Animationsfilm geplant oder gab es Gespräche über eine Live-Action-Version?
Nein, es war von Anfang an Animation.
Was waren die Herausforderungen beim Wechsel von Live-Action zu Animation?
Ich denke, die größte Herausforderung bestand für mich darin, den Arbeitsablauf, das Timing und die Abfolge jedes einzelnen Teils des Prozesses zu verstehen. Du hast eine Frist für einen bestimmten Teil des Prozesses und wenn du diese Frist erreicht hast, kannst du nicht mehr zurück. In einem Realfilm versuchst du, einem Schauspieler Anweisungen zu geben und die Vorstellung umzusetzen, die du in deinem Kopf hast. Bei einem Animationsfilm ist das ähnlich, da leitest du die Synchronsprecher an. Zusätzlich musst du aber auch den Animator anleiten und ihm sagen, wie er die Charaktere bewegen soll. Der Prozess ist also viel länger. Das war eine große Herausforderung. Aber es hat viel Spaß gemacht, die Charaktere und die Umgebung zu erschaffen.
Wie lange hast du am Ende daran gearbeitet?
Wenn man das Drehbuchschreiben dazurechnet, habe ich drei, dreieinhalb bis vier Jahre daran gearbeitet.
Du hast vorhin erwähnt, dass du den Fokus von Charlie auf Willie verlagert hast, der eigentlich der Protagonist deines Films ist. Und wir sehen, wie er im Laufe des Films wächst und wie er mehr über sich selbst und den Umgang mit seinem Bruder lernt. Meine Frage ist also: Was hast du durch die Arbeit an diesem Film für dich gelernt?
Gute Frage. Ich habe gelernt, dass das Erstellen von Animationsfilmen viel Zeit und Mühe erfordert. Und ich habe auch gelernt, dass es sich meiner Meinung nach lohnt, wirklich hart an den Details zu arbeiten und diese nicht aufzugeben. Ich habe natürlich gelernt, dass es darauf ankommt, mit den richtigen engagierten Leuten zusammenzuarbeiten, um ans Ziel zu kommen, und den Leuten, die so etwas schon einmal gemacht haben, aufmerksam zuzuhören. Unser Budget beträgt offensichtlich weniger als einen Bruchteil des Pixar-Budgets. Und mir wurde schon früh klar, dass wir nie diese Art von Optik erreichen können. Wir haben deshalb einen anderen Weg eingeschlagen und ich bin optisch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Und das ist meiner Meinung nach Teil der Zusammenarbeit und einer ständigen Diskussion darüber, wie wir die Dinge effektiv erledigen können.
Wir alle wachsen mit Filmen und Geschichten über Superkräfte und Menschen mit Superkräften auf. Wenn du selbst eine Superkraft auswählen könntest, welche würdest du gerne haben?
Oh mein Gott. Ich weiß nicht. Ich würde wahrscheinlich gerne fliegen können. Meine Kinder würden mir wahrscheinlich sagen: „Nein, nein, nein, du solltest dich für diese Superkraft entscheiden.“ Aber ich denke, dass es schön wäre, jederzeit einfach abheben zu können. Was würdest du wählen?
Mit dem Alter wächst in mir der Wunsch, die Zeit manipulieren zu können. Die Zeit anhalten, in die Vergangenheit reisen, solche Dinge.
Das ist eine wirklich gute Idee. Die Zeit vergeht so schnell. Und wenn die Kinder aufwachsen, würde ich diese Zeit gern festhalten. Leben ohne älter zu werden. Also werde ich wohl meine Antwort ändern und mich auch für diese Superkraft entscheiden.
Um auf deine Filme zurückzukommen: Zwischen den zwei Sune-Filmen und Super Charlie gab es auch diesen Netflix-Film Ein ganz mieser Tag, der nicht wirklich für Kinder geeignet ist. Was fällt dir leichter, ein Film für Kinder oder ein Film für Erwachsene?
Es ist genauso schwer, denke ich. Es ist einfach eine andere Denkweise. Du musst den Weg deiner Hauptfigur ernst nehmen, unabhängig davon, ob du dich an Kinder oder Erwachsene richtest. Es ist immer schwer, Geschichten zu erzählen.
Du hast bereits erwähnt, dass dein Film auf Büchern von Camilla Läckberg basiert, die vor allem für ihre Kriminalgeschichten bekannt ist. Sie wechselte also ebenfalls zwischen Erwachsenengeschichten und Kindergeschichten. Wie kommt es, dass jemand zwei so unterschiedliche Arten von Geschichten erzählt? Bringst du einen anderen Teil deiner Persönlichkeit zum Ausdruck, indem du etwas völlig anderes tust?
Vielleicht. Ich schätze, es spricht verschiedene Teile von dir an. Aber wie gesagt, es macht für mich keinen großen Unterschied, es ist so ziemlich das Gleiche. Wenn du an einem Film arbeitest, arbeitest du außerdem immer an einem bestimmten Teil einer Szene oder an einem Dialog oder was auch immer. Du hast da gar nicht die Zeit, über das nachzudenken. Aber ich habe noch nie etwas gemacht, das wirklich düster ist. Vielleicht musst du das anders angehen. Ein ganz mieser Tag ist immer noch eine Komödie, die Spaß machen soll.
Gibt es Gespräche über eine Fortsetzung des Films, da es eine ganze Buchreihe zu Super Charlie gibt?
Darüber gibt es auf jeden Fall Gespräche. Und da es etwa zwei Jahre dauert, einen Film tatsächlich zu drehen, muss man bei dieser Entscheidung schnell sein. Aber zuerst muss natürlich der erste Teil gut laufen.
Vielen Dank für das Interview!
(Anzeige)