La Dolce Villa

Drei Jahre ist es inzwischen her, dass Olivia (Maia Reficco) ihre Mutter verloren hat. Für sie bedeutet das, dass sie endlich einmal wieder ihr Leben voranbringen möchte. Sie hat auch schon eine Idee, wie sie das anstellen soll: Sie kauft in Italien eine heruntergekommene Villa für den symbolischen Preis eines Euros und will sich der Mammutaufgabe stellen, diese wieder auf Vordermann zu bringen. Ihr Vater Eric (Scott Foley) ist davon aber wenig begeistert und reist der jungen Frau hinterher, um sie von diesem wahnsinnigen Plan abzubringen. Doch die zeigt sich sehr sturköpfig, weshalb Eric notgedrungen länger bleibt – und sich nach und nach in das Land und in die Leute dort verliebt …

Vater-Tochter-Beziehung

Mitte Februar quillt bei Netflix das Angebot romantischer Titel über, innerhalb kürzester Zeit werden dann reihenweise Filme und Serien veröffentlicht, die sich irgendwie um Gefühle drehen. Wobei dieses Jahr die obligatorischen Komödien nicht den üblichen RomCom-Pfaden folgen. So handelte Irgendwie schwanger von einer Frau, die mit ihrer Beziehung unglücklich ist und vorgibt schwanger zu sein. Bei Tod vor der Hochzeit trifft der Schwiegersohn in spe auf Widerstände, während eine Molkerei gerettet werden muss. Bei Flitterwochen mit meiner Mutter wird eine Hochzeit in letzter Minute abgesagt, der sitzen gelassene Bräutigam fährt stattdessen mit seiner Mutter in die Flitterwochen. Das sind alles nicht die alltäglichen Geschichten, wie man sie in diesem Bereich erwartet. Und das gilt auch für La Dolce Villa.

Tatsächlich kann man sich bei dem Film wie bei den obigen fragen, ob man ihn als Liebeskomödie bezeichnen sollte. Romantik gibt es hier zwar schon, wenn Eric mit der Zeit Francesca (Violante Placido) näherkommt. Seine Tochter bekommt mit Giovanni (Giuseppe Futia) auch noch ein attraktives Love Interest spendiert. Und doch geht es darum nur am Rande. Wichtiger ist in La Dolce Villa, vergleichbar zu Tod vor der Hochzeit, die Eltern-Kind-Beziehung. Während bei Letzterer der Sohn lernen muss, seine Mutter als Individuum zu erkennen, ist er hier der Vater, der einen Lernprozess durchmacht. Das betrifft zum einen das Verhältnis zur Tochter, welches schwieriger geworden ist. Er muss aber auch einen Weg finden, sein eigenes Leben zu führen und den Neustart nach dem Tod seiner Frau zu wagen.

Hübsche Berieselung

Das ist alles nicht originell, soll es aber auch nicht sein. Die US-Produktion sucht sich bewusst alltägliche Szenarien heraus, wie man sie immer wieder findet. Dass Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sich ändern, wird ebenso vielen aus dem Herzen sprechen wie die Frage, wie man nach dem Verlust eines geliebten Menschen weitermacht. Wobei La Dolce Villa natürlich die geschönte Version dieses Szenarios im Angebot hat. Das betrifft die Menschen, die wieder alle ausnahmslos attraktiv sein dürfen, die idyllische Landschaft Italiens. Selbst die titelgebende Villa, irgendwo zwischen Ruine und Märchenschloss, hat einen eigenen Charme, der einem bei den täglichen Sorgen hilft, gleichzeitig alles hinter sich zu lassen. Natürlich muss dabei auch alles gut ausgehen, am Ende soll das Publikum glücklich sein.

Darüber kann man die Nase rümpfen, La Dolce Villa ist trotz der wohlmeinenden Aussage letztendlich Eskapismus, der reale Sorgen in etwas anders verzaubert. Am Ende bleiben nur Binsenweisheiten, wie man sie auch auf Kalendern oder in Glückskeksen finden könnte. Der Zielgruppe dürfte das egal sein, die findet hier Bestätigung und Aufmunterung in einem, darf davon träumen, dass selbst Ruinen zu Traumschlössern werden können. Naiv ist das schon, ein Grund zum Ärgern eher nicht. Wo andere Komödien zuletzt auf die eine oder andere Weise ziemlich auf die Nerven gingen, da ist diese hier angenehm zurückhalten. Wer auf der Suche ist nach einer kleinen Auszeit, wird hiermit also schon bedient. Größere Ansprüche sollte man eher nicht haben, mehr als hübsche Berieselung ist das nicht.