
Sie gehören mittlerweile fest zu den wiederkehrenden Nachrichten dazu: Meldungen über wütende Waldbrände. Dieses Jahr beherrschten vor allem die in Kalifornien die Nachrichten, auch weil viele Hollywood-Stars von der Katastrophe betroffen waren. Manche werden sich vielleicht auch noch an die verheerenden Brände in Australien vor einigen Jahren erinnern. Dabei müssen wir nicht ans andere Ende der Welt fliegen, um Zeuge solcher Unglücke zu werden. Auch in Europa kommt das immer wieder vor. Portugal wird immer wieder Opfer davon. Aber eben auch Spanien, wie uns der Dokumentarfilm Only on Earth vor Augen führt, der in den Süden Galiciens mitnimmt, eine der am meisten bedrohten Regionen Europas.
Kunstvolle Darstellung der Katastrophe
Der Film hält dann auch Aufnahmen eines solchen Brandes bereit, die es in sich haben. Die lodernden Flammen, der orangerote Himmel, das erzeugt eine ganz eigene Atmosphäre, die gleichzeitig erschreckend und kunstvoll sind. Vielleicht ein bisschen zu kunstvoll. Zwar schlachtet Only on Earth das Thema nicht aus, verzichtet auf eine billige Manipulation, wie man das aus manch anderen Dokumentarfilmen ergeht. Die dänisch-spanische Produktion ergötzt sich nicht am Leid, wird nicht voyeuristisch. Sie ist teilweise aber schon auffallend auf die Optik ausgerichtet. Das Ergebnis ist beeindruckend, etwas das man fast schon bewundernd anschaut. Nur darf man sich zwischendurch fragen, ob das der richtige Ansatz ist, weil das Gezeigte zuweilen etwas unwirklich sein kann.
Style over substance? Ganz so ist es dann auch nicht. Regisseurin Robin Petré, die sich schon in From the Wild Sea mit der Beziehung von Mensch und Umwelt befasst hat, lässt viele Leute vor Ort zu Wort kommen. Dabei geht es aber gar nicht mal so sehr um die Katastrophe, die ist eher ein Aufhänger für den Film. Stattdessen dürfen sie über ihren Alltag sprechen, was sie mit Tieren verbindet. Da ist beispielsweise ein Junge, der ein enges Verhältnis zu Pferden hat. Only on Earth zeigt idyllische Momente und kombiniert diese mit nachdenklichen und warnenden. Wenn ein Feuerwehrmann beispielsweise über die Bedrohung und seine Arbeit spricht, dann führt das zu starken Kontrasten zu den beschaulichen Szenen.
Anstoß zum Nachdenken
Ein Zufall ist das natürlich nicht. Auch wenn Only on Earth keiner dieser moralisierenden Dokumentarfilme ist, die mit erhobenem Zeigefinger das Publikum belehren wollen, ist die Aussage doch kaum zu überhören. Petré spricht von der drohenden Umweltkatastrophe, die durch den Klimawandel auf uns zukommt. Die Waldbrände sind nur eine Folge unter mehreren. Schon die sengende Hitze macht Tier und Mensch gleichermaßen zu schaffen. Das Werk, das 2025 auf der Berlinale Weltpremiere hatte, nutzt diese Gegenüberstellungen eben auch, um zu zeigen, was für uns alle auf dem Spiel steht, ohne das aber in bleischwere Monologe zu packen. Petré lässt lieber die Bilder für sich sprechen.
Oder eben die Menschen, die direkt oder indirekt damit zu tun haben. Der Film ist dadurch sowohl für ein Publikum einen Blick wert, das sich für den Themenkomplex Tiere und Umwelt interessiert, wenn das hier mit einer ökologischen Botschaft und Anschauungsmaterial verbunden ist. Only on Earth verpasst es dabei nicht, die Menschen zu integrieren. Denn im Grunde geht es genau um diese Frage: Wie können sie mit dem Rest der Welt zusammenleben, damit doch wieder ein Wir-Gefühl entsteht, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit? Eine direkte Antwort gibt es dabei nicht. Dafür aber einen Anstoß, sich damit zu beschäftigen und zu erkennen, was genau auf dem Spiel steht.
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