
Eigentlich hatte der Lehrer Tomás (Javier Cámara) nur ganz gemütlich wandern wollen, als er die schwerverletzte Amparo (Mabel Rivera) auffindet. Zwar gelingt es ihm noch, sie ins Krankenhaus zu bringen. Doch die Verletzungen sind zu stark, kurze Zeit später verstirbt sie. Offensichtlich hat sie jemand erschlagen. Nur warum? Seit vielen Jahren war sie als Bürgermeisterin in der Stadt Cedeira an der nordwestspanischen Atlantikküste tätig, erfreute sich großer Beliebtheit. Tomás beschäftigt aber noch etwas anderes: Als er sie fand, war sie noch bei Bewusstsein und versuchte, ihm etwas zu sagen, er konnte das Gesagte aber nicht verstehen. Während er nach Antworten sucht, startet auch die Polizeimeisterin Maite (Mónica López) ihre Ermittlungen. Dabei verfolgen sie verschiedene Spuren, die sowohl ihr Privatleben wie auch ihre Arbeit betreffen …
Die Suche nach Antworten
Donnerstagabend, da müssen auf arte wieder Verbrechen gelöst werden. Zwar strahlt der Sender auf diesem Programmplatz auch das eine oder andere Drama aus. Oft sind die Serien jedoch Krimis oder Thriller. So ging es vergangene Woche in Auf hoher See um einen Mord, der auf einem Handelsschiff begangen wurde, die Ermittlung führte zu zahlreichen Enthüllungen. Letztere gab es auch in Vigil – Tödliche Drohnen davor, damals war ein Anschlag während einer militärischen Demonstration zum Auftakt, richtig tief im Dreck zu wühlen. Und auch bei Rapa darf man sich auf jede Menge schmutziger Geheimnisse gefasst machen, bei der spanischen Serie heißt es, in die Vergangenheit zurückzukehren, wo die Antwort auf den aktuellen Mordfall zu suchen ist.
In Spanien ist die Produktion selbst schon Geschichte, die erste Staffel wurde dort schon 2022 ausgestrahlt. Dafür gibt es bereits zwei weitere, für Nachschub ist also hierzulande erst einmal gesorgt. Das wird vor allem Fans klassischer Krimis freuen, denn um einen solchen handelt es sich hier. Wie beim Whodunit typisch, steht am Anfang der Fund der Leiche. Danach beginnen die Ermittlungen, eine Reihe von Menschen könnte in Fragen kommen. Es gibt Befragungen, falsche Pisten, neue Spuren, bis am Ende dann die Wahrheit herauskommt. Rapa hält sich dabei eng an das Bewährte, versucht nicht wirklich, eigene Ausrufezeichen zu setzen. Auch bei den Figuren findet sich nicht wirklich etwas, das aus der Masse heraussticht. Dass einer der beiden ermittelnden Charaktere nicht vom Fach ist, kommt vor. Allenfalls die körperliche Behinderung des Protagonisten, der nur noch mühsam gehen kann, ist etwas ungewohnt.
Stimmungsvoll und tragisch
Aber man muss bei Krimis ja nicht immer das Rad neu erfinden. Wichtiger ist, dass man etwas zu erzählen oder zu zeigen hat – was bei vielen Fernsehkrimis nicht der Fall ist. Bei Rapa schon. So ist das Setting ganz stimmungsvoll. Der Fall an sich überzeugt auch. Wo man bei manchen Ermittlungen zuweilen den Eindruck hat, dass die Lösung vom Himmel fällt oder ein unbedachter Nebensatz auf einmal das Ziel weist, da wird hier noch ordentlich gearbeitet. Und das bei beiden Hauptfiguren, die zwar immer mal wieder zusammenkommen, um die eigenen Erkenntnisse zu teilen, aber eben auch getrennt voneinander weiterwerkeln. Sie haben nun einmal unterschiedliche Möglichkeiten, was sich bezahlt macht.
Insgesamt ist die spanische Produktion sehenswert. Serienschöpfer Pepe Coira und Fran Araújo haben diverse Themen zusammengeführt, einige davon sind auch gesellschaftlich relevant. Da geht es um Kapitalismus, Umweltschutz, Korruption. Gleichzeitig finden sich auch persönliche Schicksale darin, tragische Schicksale. Gerade zum Ende hin, wenn klar wird, wer den Mord begangen hat – und aus welchem Grund –, darf es einem beim Zusehen schwer ums Herz werden. Rapa erzählt eine dieser Geschichten, bei denen sich am Ende nicht das Gefühl von Befriedigung einstellt und man nicht weiß, was man davon halten soll.
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