
Eigentlich wollte Thorsten Krüger (Christian Redl) seine Zeit als Pensionär nutzen, um sich seinen philosophischen Büchern zu widmen. Doch Martin Fichte (Thorsten Merten) kommt ihm mit einer dringenden Bitte dazwischen. So war seine Tochter Fina Jurisch (Mercedes Müller) dabei, als ein Unbekannter (Robin Sondermann) auf Luise Bohn (Alina Stiegler) geschossen hat, die seither im Krankenhaus um ihr Leben kämpft. Fichte befürchtet, dass auch Fina als Zeugin Ziel eines Anschlags werden könnte. Krüger kann diese Bitte kaum ausschlagen. Dabei hat er eigentlich genug eigene Probleme, immer wieder macht ihm sein Gedächtnis zu schaffen, er bringt Vergangenheit und Gegenwart durcheinander. In seiner Not wendet er sich an den Astrophysiker Prof. Levi A. Than (Fabian Hinrichs), der ein eigenes Verständnis von Zeit mit sich bringt …
Metaphysisches Mystery
Der Spreewaldkrimi ist eine dieser Krimireihen, die schon so etabliert sind, dass sie ihre Fans gefunden haben, und doch so selten, dass man sie immer wieder vergisst. Seit 2006 wird diese vom ZDF produziert. In den ersten Jahren war die Erscheinungsweise eher unregelmäßig, zuletzt gab es jährlich einen neuen Teil. Trotz dieser Routine sind die einzelnen Filme teils recht unterschiedlich. Bei Die siebte Person ging es 2023 um eine Frau mit multiplen Persönlichkeiten, was auch Auswirkungen auf die Ermittlungen hatte und zum Teil clever genutzt wurde. Bis der Tod euch scheidet war anschließend traditioneller, kümmerte sich aber primär um das zwischenmenschliche Drama, als ein Polterabend explosiv endet. Nun kommt mit Böses muss mit Bösem enden ein Film, an dem sich sicher die Geister scheiden werden.
Zu viel sollte man nicht vorwegnehmen. Eins aber: Es geht hier viel um das Konzept von Zeit. Wo Krimis normalerweise mit einer festen Chronologie arbeiten, wenn ein vergangenes Verbrechen aufgeklärt wird, da stellt Spreewaldkrimi: Böses muss mit Bösem enden diese Annahmen in Frage. Gibt es überhaupt so etwas wie Vergangenheit und Zukunft? Und wenn ja, in welchem Zusammenhang stehen sie? Diese Fragen werden tatsächlich diskutiert, zu diesem Zweck wird der etwas dubiose Professor eingeführt, mit dem Krüger philosophische Gespräche führt. Es bleibt aber nicht bei Hypothesen, der Film setzt diese Themen auch direkt um, wenn der Protagonist auf einmal zwischen den Zeiten steht und nicht mehr weiß, was Sache ist. Anfangs meint man noch, es handele sich um ein weiteres Demenzdrama. Stattdessen wird daraus metaphysisches Mystery.
Interessant, aber nicht für alle geeignet
Das wird natürlich nicht allen gefallen. Wo es normalerweise darum geht, ein Verbrechen aufzuklären und Rätsel zu lösen, fällt das hier weg. Zwar ist anfangs noch nicht klar, wer denn der Todesschütze ist und was er damit bezweckt. Das Publikum bekommt ihn aber zu sehen, weshalb Spreewaldkrimi: Böses muss mit Bösem enden kein klassischer Wodunit ist. Über längere Zeit ist das auch nur Nebensache, wenn der Film das Verbrechen nur als Vorwand nimmt, um sich dem anderen Thema zu widmen. Tatsächlich geht da zwischenzeitlich so wenig voran, dass nicht wenige Zuschauer und Zuschauerinnen gelangweilt oder frustriert sein werden. Wie so oft bei dieser Reihe gilt: Ungeduldige Naturen schalten besser erst gar nicht ein.
Und doch hat der 17. Teil der Reihe einen gewissen Charme. Im Stil anderer experimenteller Krimis, wie man sie etwa bei den Tatort Teilen um Murot findet, werden hier Grenzen des Genres verschoben. Die unwirkliche Atmosphäre des Films hat etwas, Gleiches gilt für die schauspielerischen Leistungen. Vor allem Hinrichs hat viel Spaß mit seiner etwas anderen Rolle, Robin Sondermann darf wie auffallend oft in der letzten Zeit einen Widersacher spielen, was er gut kann. Insgesamt ist Spreewaldkrimi: Böses muss mit Bösem enden dadurch schon interessant, sofern man sich eben damit abfinden kann, dass das hier kein regulärer Genrebeitrag ist und man es eher mit einem Gedankenkonstrukt zu tun hat, weniger mit einem konkreten Fall.
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