
Der neue Fall stellt Chefinspektor Sascha Bergmann (Hary Prinz) und seine Kollegin Anni Sulmtaler (Anna Unterberger) vor eine ziemlich knifflige Aufgabe. Nicht nur, dass die zuvor entführte Dan-Linh (Yvonne Yung Hee Bormann) tot im Auto liegt. Ihr Verlobter Otto von Glanzberg (Tobias Moretti) hat zudem einen der beiden Kidnapper erschossen. Notwehr, so behauptet er. Bergmann ist skeptisch und will es genau wissen, scheitert aber mehrfach an der vermögenden und einflussreichen adligen Familie, die mit einer Mordermittlung nichts zu tun haben will. Und offensichtlich hatte sie auch für die Tote nur wenig übrig. Tatsächlich sind die Angehörigen des schießwütigen Grafen offensichtlich gar nicht so traurig darüber, dass die Frau nun weg ist. Könnten sie am Ende etwas mit der Geschichte zu tun haben? Die Spurensuche gestaltet sich dabei schwierig, da Bergmanns Vorgesetzte Nicole Sturm (Bettina Mittendorfer) sich schützend vor die adlige Familie stellt …
Eine Klasse für sich
Und weiter geht es mit den Landkrimis aus Österreich. Während die meisten Teile bei uns eher weniger Aufmerksamkeit erlangen, erfreuen sich die aus der Steiermark größerer Beliebtheit. Gerade erst war Steirergift zu sehen, bei dem das Team den Giftmord an einer Kellnerin aufzuklären hatte, da gibt es mit Steirermord schon Nachschub. Dabei handelt es sich um den 37. Film aus der Landkrimi-Reihe bzw. den zwölften Auftritt des Teams aus der Steiermark. Zwei weitere Teile sind auch schon in Arbeit. Aus gutem Grund: Der neueste Fall war zumindest in der Heimat noch etwas gefragter als die davor. Mit einem Marktanteil von 33 Prozent wurde ein neuer Rekord aufgestellt, zehn Jahre nach Beginn der Reihe. Das Interesse scheint also erst einmal nicht nachzulassen.
Ob der neueste Film tatsächlich der beste ist, darüber lässt sich natürlich streiten. Auffallen ist jedoch, wie sehr er sich von dem direkten Vorgänger unterscheidet. War Steirergift noch ein betont ernster Teil, der auch gesellschaftliche Themen aufgriff, da mag man es bei Steirermord wieder lockerer. Sicher, da gibt es einen Mord, auch später wird es noch mehr Gewalt geben. Außerdem geht es schon auch um Klassenunterschiede, wenn die Adelsfamilie in ihrer eigenen Welt lebt und dort diverse Privilegien genießt – siehe die Vorzugsbehandlung durch die Polizei. Aber das ist eher ein Hintergrund, wichtiger war es Regisseur und Co-Autor Wolfgang Murnberger, der bereits die letzten Teile zu verantworten hatte, das Publikum zu unterhalten. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen ihren Spaß haben, einen größeren Anspruch verfolgt man eher nicht.
Traditionell, aber amüsant
Zu diesem Zweck gibt es einiges an Humor. So sind die adligen Familienmitglieder schon überzeichnet, teilweise sind das eher Karikatuen als reale Menschen. Tiefgang hat das dann weniger, Murnberger spielt lieber mit Klischees. Amüsant ist es aber, wenn wir hier in eine Parallelwelt eintreten. Dabei profitiert Steirermord natürlich stark von der Besetzung. Im Mittelpunkt steht natürlich Tobias Moretti (Bauernopfer), der als dubioser Graf für Unterhaltung sorgt. Aber auch der Rest des Ensembles hat seinen Anteil daran, dass der Film spaßig geworden ist, wenn hinter der pompösen Fassade die Messer gewetzt werden, Eifersucht, Neid und Gier die hässlichen Seiten der selbsternannten Elite offenbaren.
Verbunden wird das mit einem klassischen Krimi. So wird am Anfang die Leiche gefunden, es gibt mehrere Verdächtige, dazu eine traditionelle Spurensuche – ein typischer Whodunit eben. Schon die anderen Filme aus der Steiermark hielten sich an bewährte Formeln, bei Steirermord wird ebenfalls kein Risiko eingegangen. Wer einen Krimi erhofft, der tatsächlich etwas Eigenes macht, schaut in die Röhre. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich länger daran erinnert, ist eher gering. Aber wer gar nicht diese Erwartung hat, sondern sich anderthalb Stunden lang nur die Zeit vertreiben möchte, ist hier an einer guten Adresse gelandet. Auf jeden Fall macht der österreichische Genrebeitrag mehr Spaß, als es viele der deutschen Kollegen zuletzt taten.
(Anzeige)