
Als in Amarillo, Texas zwei Morde verübt werden, ist die Aufregung groß. Wer könnte dies nur getan haben? Sheriff Buck Olmstead (R. Lee Ermey), der kurz vor seiner Wiederwahl steht, und Polizeichef Jack McGinnis (William Fichtner) tun alles dafür, um den Fall zu lösen und den Mörder zu schnappen. Dabei werden sie durch den FBI-Agent Frank LaCrosse (Dennis Quaid) unterstützt, der kurze Zeit später auftaucht und schon seit Längerem hinter ihm her ist. Schließlich sind die beiden Morde nicht die ersten, die der Unbekannte begangen hat. Während die Polizei fieberhaft nach Spuren sucht, lernen sich der Fahrer Bob Goodall (Danny Glover) und der Anhalter Lane Dixon (Jared Leto) kennen. Dabei dauert es nicht lang, bis die beiden mit den Leuten vor Ort Ärger bekommen, als sie in eine Kneipenschlägerei geraten …
Ein gescheitertes Debüt
Als Drehbuchautor feierte Jeb Stuart früh Erfolge. Schon sein Debüt Stirb langsam, geschrieben gemeinsam mit Steven E. de Souza, wurde 1988 ein Volltreffer. Später folgten unter anderem Und wieder 48 Stunden (1990) und Auf der Flucht (1993). Da durfte man schon neugierig sein, wie sein erster Film als Regisseur ausfallen würde. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd für ihn. Obwohl Switchback – Gnadenlose Flucht mit mehreren Stars locken konnte und über ein ordentliches Budget verfügte, ging der Thriller 1997 an den US-amerikanischen Kinokassen komplett unter, hierzulande wurde er nur auf DVD veröffentlicht. Und selbst die ist nur noch antiquarisch erhältlich. Die Kritiken waren nicht besser, es reichte nicht einmal für Durchschnitt. Ganz so heftig muss das eigene Urteil nicht ausfallen. Tatsächlich ist der Film besser als sein Ruf und hat durchaus einiges zu bieten.
So ist die Geschichte beispielsweise gar nicht schlecht. Klar, es mangelt nun nicht gerade an Filmen über Polizisten, die einen brutalen Serienmörder jagen. Ungewöhnlich bei Switchback – Gnadenlose Flucht ist aber beispielsweise, dass der Protagonist gar nicht von Anfang an dabei ist, sondern später eingeführt wird. Man erfährt einiges über ihn auch erst im weiteren Verlauf. Ungewöhnlich ist zudem die geteilte Erzählstruktur. Während wir einerseits den Polizisten bei ihrer Jagd folgen, erzählt der andere Strang von Goodall und Dixon, die umherreisen und sich anfreunden. Nachteil ist, dass auf diese Weise sehr schnell offensichtlich ist, wer denn der Mörder wird. Anfangs wird zwar noch so getan, als gäbe es mehrere Möglichkeiten. Aber das ist eher halbherzig, gerätselt werden muss da nicht. Wenn es Punkte gibt, die Fragen aufwerfen, dann aufgrund der mangelnden Glaubwürdigkeit. Da muss man schon großzügiger sein.
Atmosphärisch, aber mit Schwächen
Die Erzählstruktur hat zudem den Nachteil, dass die Geschichte nicht immer vorankommt. Zumal sich der Film auch Zeit für die Nebenfiguren nimmt. Das ist nicht per se verkehrt. Es ist sogar irgendwie eine Stärke des Films, wenn man das Gefühl hat, es mit realen Menschen zu tun zu haben. Nur führt es dazu, dass die Jagd schon mal zur Nebensache wird. Wer konstante Hochspannung will, wird bei Switchback – Gnadenlose Flucht nicht so wirklich fündig, was durch die Laufzeit von knapp zwei Stunden noch verstärkt wird. Es dauert einfach sehr lang, bis es mal wirklich vorangeht. Das heißt nicht, dass nichts geschieht. So schlägt der Mörder schon mehrfach zu. Außerdem ist da noch das Finale, was zwar etwas aufgesetzt ist, sich aber sehen lassen kann. Das liegt auch an dem stimmungsvollen Setting vor der schneebedeckten Landschaft. Da schaut man doch ganz gerne zu.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Besetzung. Jedoch mit einer Ausnahme: Dennis Quaid. Dass der Schauspieler Talent hat, steht außer Frage. Hier beschränkt er sich aber daraus, möglichst grimmig dreinzublicken, ohne jegliche Variation. Das erinnert etwas an Vin Diesel, der ebenfalls oft dreinblickt, als leide er gerade unter einer Verstopfung, was er dann mit einer intensiven Darstellung verwechselt. LaCrosse ist aber auch als Figur uninteressant, die besseren Szenen haben die anderen Charaktere. Schlecht ist der Thriller dadurch nicht, schon die gute Atmosphäre rechtfertigt einen Blick. Switchback – Gnadenlose Flucht ist jedoch etwas unausgegoren, hätte besser sein müssen, als er es letztendlich ist.
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