
Als Scharfschütze war Levi (Miles Teller) an den unterschiedlichsten Missionen beteiligt, seine Fähigkeiten an der Waffe sind außergewöhnlich. Aus diesem Grund wird er von Bartholomew (Sigourney Weaver) für einen neuen Auftrag engagiert, aus dem er nicht ganz schlau wird. So soll er am Rand einer Schlucht darauf achten, dass nichts und niemand aus dieser herauskommt. Was genau da unten ist, weiß er nicht. Auch sonst werden ihm viele Informationen vorenthalten, das Ganze ergibt wenig Sinn. Er lässt sich aber darauf ein. Dabei ist der US-Amerikaner nicht der einzige, auf der anderen Seite hat die im Auftrag von Russland agierende Drasa (Anya Taylor-Joy) denselben Auftrag. Mit der Zeit kommen die zwei sich näher, zumal es sonst auch weit und breit keine weiteren Menschen gibt – bis sie sich doch noch mit der Schlucht und deren Geheimnis auseinandersetzen müssen …
Viele Stars, wenig Erfolg
Eigentlich folgt Apple TV+ bei der Filmsparte demselben Konzept wie bei den Serien. Das bedeutet, dass lieber weniger Titel produziert werden, diese dafür aber mit vielen Stars besetzt sind. So richtig geht dieser Plan da aber nicht auf. Die Heist Komödie The Instigators ging eher unter. Das lang erwartete Wolfs kam am Ende nicht in die Kinos, die angedachte Fortsetzung wird kaum mehr kommen. Die besten Kritiken erhielt noch das Historiendrama Blitz, das tatsächlich auf der großen Leinwand zu sehen war und von dem man sich eine Chance bei den Filmpreisen erhoffte. Zumindest Hauptdarstellerin Saoirse Ronan hatte man wohl fest bei der Award Seasons eingeplant. Es kam anders, keine einzige Nominierung erhielt die Ausnahmeschauspielerin – nicht einmal bei den BAFTAs. Bei The Gorge verzichtet man nun erneut auf eine Kinoauswertung, die Resonanz ist eher verhalten. Ein Hit sieht anders aus.
Das ist schade, weil die Vorzeichen eigentlich sehr gut waren. Neben der erneut prominenten Besetzung findet sich auch hinter der Kamera ein großer Name. Schließlich hat hier Scott Derrickson Regie geführt, dem wir die großartigen Horrorfilme Sinister und The Black Phone – Sprich nie mit Fremden zu verdanken haben. Und dann wäre da noch das Drehbuch, das auf der berühmte Black List stand, eine Liste der beliebtesten unverfilmten Drehbücher. Zwar darf man sich bei diesen manchmal fragen, was genau die Leute darin sahen, zumindest die späteren Adaptionen ließen zu wünschen übrig. Dennoch, neugierig macht das schon. Und tatsächlich ist die Geschichte von The Gorge nicht uninteressant. Von Anfang an wird mit der Neugierde des Publikums gespielt, was es mit dieser Schlucht auf sich hat. Da wird ganz besonders mysteriös getan. Subtil ist das nicht, effektiv schon.
Alles und nichts
Bis das Publikum erfährt, was es mit der Schlucht auf sich hat, dauert es aber. Und dauert. Und dauert dann noch ein bisschen länger. Der Grund: Der Film interessiert sich gar nicht so sehr, was da unten vor sich geht, sondern befasst sich stärker mit den Menschen da oben, die sich mit der Zeit annähern. Das ist prinzipiell auch sehenswert, das Zusammenspiel von Teller und Taylor-Joy funktioniert sehr gut. Man hätte sich eine reine Liebeskomödie mit den beiden gut vorstellen können, Elemente davon sind vorhanden. Nur ist The Gorge auch ein Horrorfilm. Und Science-Fiction. Verschwörungsthriller mit politischer Komponente. Plus der angesprochene Mysteryteile. Ein bisschen Abenteuer ist auch drin. Dass man die unterschiedlichsten Genreangaben zu dem Film findet, verwundert da kaum, dieser Mix ist alles und nichts auf einmal.
Teilweise ist das spannend, teilweise irritierend. Auch bei der Optik ist der Eindruck etwas zwiespältig, wenn exzessiver Computereinsatz auf ein stimmungsvolles Setting trifft. Sehenswert ist The Gorge, das alle Elemente eines Blockbusters hat und doch mit kaum etwas zu vergleichen ist, was aktuell im Kino läuft. Eigentlich wäre es schön gewesen, den Film eben dort zu sehen, da sind Passagen dabei, die geradezu nach der großen Leinwand schreien. Und wenn später enthüllt wird, was in der Schlucht vor sich geht, darf Derrickson auch wieder sein fantastisches Talent für Horror demonstrieren. Die Idee ist ebenfalls faszinierend. Das Ergebnis ist nur nicht so herausragend, wie man es im Vorfeld hatte erwarten dürfen.
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