
Eigentlich dachte Ray (Ben Milliken), dass er endlich die Welt des Verbrechens hinter sich lassen könnte, um mit seiner Freundin Faith (Janel Parrish) ein solides, normales Leben zu führen. Aber es kommt anders. Da seine Fähigkeiten ebenso bekannt wie gefragt sind, wird er genötigt, noch ein weiteres Mal kriminell tätig zu werden. Gangsterboss Grayson (Richard Kind) zwingt ihn, ein ebenso wertvolles wie mysteriöses Paket abzuliefern. Eigentlich sollte das nicht so schwierig sein. Dummerweise gibt es da aber ein paar Leute, die ebenfalls scharf auf den Inhalt sind, weshalb die vermeintlich unkomplizierte Kuriermission zu einem Kampf auf Leben und Tod wird …
Das ewige Verbrechen
Wer einmal ein Verbrecher ist, der bleibt auch ein Verbrecher. Zumindest in Filmen ist das so, es gibt unzählige Beispiele dafür, wie jemand eigentlich aussteigen will und dabei von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Da tauchen Leute von früher auf, es werden fällige Schulden eingefordert. Manchmal ist es auch so, dass der verantwortliche Gangsterboss einfach sagt: Du darfst nicht gehen! Emilia Pérez sorgte zuletzt für Furore mit der Geschichte um einen Drogenbaron, der in Zukunft als Frau leben möchte, sich dabei aber nicht von der brutalen Vergangenheit lossagen kann. Ein aktuelleres deutsches Beispiel ist Nord bei Nordwest: Haare? Hartmann!, dort tauchte eine Killerin als Friseurin unter. Und auch The Ray, alternativ als Run & Gun bekannt, arbeitet mit diesem beliebten Motiv.
Sehr originell ist es daher nicht, was Christopher Borrelli, der zuvor unter anderem am Drehbuch von Dangerous gearbeitet hat, in seinem Regiedebüt zu erzählen hat. Namen und Orte werden ausgetauscht. Aber das ist nicht genug, um sich von den vielen anderen Filmen abzuheben, die mit einem solchen Szenario arbeiten. Das soll aber nicht heißen, dass hier gar nicht versucht würde, etwas zu tun. Auffällig ist beispielsweise, dass der US-Amerikaner offensichtlich eine Vorliebe für etwas schräge Gestalten hat. Gerade in der ersten Hälfte des Films gibt es einiges an Humor. Das wird im weiteren Verlauf weniger. Dafür hat sich Borrelli zum Ende hin noch etwas einfallen lassen, wenn es darum geht, was eigentlich in dem Paket ist, um das sich alle streiten. Das Objekt der Begierde ist eine Mystery Box im wahrsten Sinn des Wortes.
Zu wenig Eigenes
Hätte sich der Film darauf konzentriert und das konsequent durchgezogen, hätte das durchaus unterhaltsam werden können. Nur ist The Ray ein bisschen unschlüssig zusammengeschustert. Verkauft wird der Streifen als Actionthriller. Wer mit dieser Erwartung einschaltet, wird aber enttäuscht, da es doch sehr lange dauert, bis es mal etwas stärker zur Sache geht. Für eine tatsächliche Komödie ist das aber auch zu wenig. Hinzu kommen leichte Westernanleihen, bei denen aber unklar bleibt, ob die Teil eines Konzepts sein sollten oder mehr oder weniger zufällig entstanden sind. Dafür plätschert das alles zu sehr vor sich her, macht mal hier etwas, mal dort etwas.
Richtig schlecht ist das nicht. Amüsant sind etwa die Auftritte von Richard Kind, den die meisten eher für Komödien kennen und der hier eine etwas ungewohnte Rolle als Gangsterboss übernommen hat. Auch das Setting kann sich sehen lassen, selbst wenn dieses nicht wirklich hervorsticht. Aber das gilt eben für einen Großteil von The Ray. Man kann sich den Film schon anschauen und damit irgendwie anderthalb Stunden ausfüllen. Es ist aber nicht so, dass viel davon in Erinnerung bleiben würde, weder von der Handlung noch den Figuren. Zumal es ohnehin nur eine Frage der Zeit ist, bis man den nächsten Verbrecher kennenlernt, der aus allem aussteigen will und dann doch von der Vergangenheit eingeholt wird. So wie immer eben, der Kreislauf muss weitergehen.
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