Toxic Town Netflix Streamen online
© Vishal Sharma/Matthew Towers/James Stack/Ben Blackall/Netflix

Toxic Town

Toxic Town Netflix Streamen online
„Toxic Town“ // Deutschland-Start: 27. Februar 2025 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Die Freude ist groß bei Susan McIntyre (Jodie Whittaker), als sie ihr zweites Kind erwartet. Umso schlimmer ist der Schock, als bei der Geburt ihres Sohnes Conner eine Deformation der Hand festgestellt wird. Wie konnte das nur geschehen? Haben die Ärzte einen Fehler gemacht? Hat sie sich selbst falsch verhalten? Noch schlimmer hat es aber Tracey Taylor (Aimee Lou Wood) erwischt, die zur selben Zeit im Krankenhaus ein Kind zur Welt bringt: eine Tochter, die von Anfang an schwere gesundheitliche Probleme hat und nach einiger Zeit stirbt. Die Erfahrung schweißt die beiden Frauen zusammen. Dabei ahnen sie nicht, dass es dieselbe Ursache für das jeweilige Leid gibt – und noch deutlich mehr Familien, die davon betroffen sind. Sie alle waren von dem Abriss einer Anlage zur Stahlerzeugung vergiftet worden. Der Anwalt Des Collins (Rory Kinnear) versucht, ihnen juristisch zur Seite zu stehen, muss dabei gegen zahlreiche Hindernisse ankämpfen …

Erinnerung an einen Skandal

Manchmal schreibt das Leben doch die besten Geschichten. Zumindest Netflix fährt damit ganz gut, immer wieder reale Vorkommnisse als Film oder Serie umzusetzen und auf diese Weise ein Publikum anzuziehen. Neben den zahlreichen True-Crime-Dokus wie zuletzt American Murder: Gabby Petito über eine junge Frau, die auf einem Roadtrip ermordet wurde, gibt es auch immer mal wieder fiktionalisierte Produktionen. Vor Kurzem beispielsweise erinnerte Apple Cider Vinegar an eine Influencerin, die mit natürlichen Mitteln ihren Krebs besiegt haben will und damit ein großes Publikum erreicht – obwohl alles gelogen ist. Um das Aufdecken einer Wahrheit geht es auch in der britischen Miniserie Toxic Town, die an einen Skandal erreicht, der das Königreich vor rund einem Vierteljahrhundert erschütterte.

Hintergrund war der Abriss einer alten Anlage zwischen 1984 und 1999 und der ungeschützte Transport der Materialien. Die Giftstoffe konnten sich so über die Luft verbreiten und führten zu zahlreichen gesundheitlichen Problemen. Die Geschichte von Toxic Town spielt jedoch nicht zu dieser Zeit, sondern stellt den späteren Kampf für Gerechtigkeit in den Mittelpunkt. Stellvertretend für die ganzen Familien, die sich dieser Sammelklage anschlossen, werden einige wenige genauer beschrieben. An ihrer Seite sind wir von der Geburt des Kindes über die Suche nach Antworten bis zu der juristischen Aufarbeitung. Die Serie versucht dabei die Balance aus persönlichen Schicksalen und dem historischen Aspekt. Schließlich sollen die Zuschauer und Zuschauerinnen Identifikationsfläche haben, um besser mitfühlen zu können.

Routinierte Umsetzung

Das funktioniert. Zwar sind die Figuren nicht übermäßig interessant geworden, eine wirkliche Charakterisierung findet nicht statt. Es gelingt der Serie aber durchaus, dass einem das Schicksal dieser Mütter nahegeht, die mit einer unmenschlichen Situation zu kämpfen haben und dabei gar nicht genau wissen, warum sie so hart getroffen wurden. Das Publikum ist dabei natürlich weiter, die Geschichte ist bekannt. Wer tatsächlich neue Erkenntnisse erhofft, ist bei Toxic Town falsch, hier will man vielmehr das Bekannte dramatisieren. Überhaupt halten sich die Ambitionen in Grenzen, sowohl inhaltlich wie auch inszenatorisch. Tatsächlich folgt die vier Episoden umfassende Miniserie so vielen ausgetretenen Pfaden, dass man das meiste selbst dann vorhersagen kann, wenn einem die Vorkenntnisse des Falls fehlen.

Das muss einen nicht stören. Der britische Titel macht nichts grundsätzlich verkehrt, setzt das alles so routiniert um, dass das Publikum bedient wird. Es darf mitfühlen, darf sich aber auch ziemlich aufregen, wenn die stereotypen Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, für Geld alles tun würden und Menschen ihnen egal sind. An manchen Stellen wird zwar mal kurz ein tatsächlicher Diskurs angedeutet. Letzten Endes wird da aber nichts draus gemacht, die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen nicht über alles nachdenken müssen. Das erfüllt dann alles seinen Zweck, entlässt einen mit einer gewissen Genugtuung. Toxic Town ist letztendlich aber eine Geschichtsstunde unter vielen, hat wenig Persönlichkeit oder andere Faktoren, die sie auszeichnen würde.



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Toxic Town
fazit
„Toxic Town“ erinnert an den Skandal rund um per Luft übertragene Giftstoffe, welche bei Neugeborenen zu Deformationen und gesundheitlichen Problemen führte. Die Dramaserie ist inhaltlich und inszenatorisch wenig ambitioniert, hält sich an die ausgetretenen Pfade. Das funktioniert, geht zu Herzen und ist Anlass für Empörung – aber nicht wirklich etwas Besonderes.
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