Ueben ueben ueben Å Øve
© Arsenal Filmverleih

Üben, üben, üben

„Üben, üben, üben“ // Deutschland-Start: 5. September 2024 (Kino) // 14. Februar 2025 (DVD)

Inhalt / Kritik

Die 18-jährige Klimaaktivistin Trine (Kornelia Melsæter) lebt auf den Lofoten. Weil Trine sich aber nicht nur für die Umwelt einsetzt, sondern auch eine talentierte Trompeterin ist, meldet Trines weit entfernt lebende Mutter (Fride Snipsøyr Holøs) ihre Tochter ohne deren Wissen bei einem Vorspielen an. Um den Termin im Osloer Opernhaus wahrzunehmen, muss Trine die 1500 Kilometer von der Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens bis in die Hauptstadt in wenigen Tagen zurückzulegen, was mit einem Linienflug oder einer Zugfahrt auch kein Problem wäre. Doch bei der ersten Option steht Trine die eigene Überzeugung im Weg und für die zweite Option fehlt ihr das Geld. Also versucht sie als Tramperin ihr Glück – und lernt mit ihrer Trompete und einem Zelt im Gepäck die unterschiedlichsten Menschen kennen.

Der Weg ist das Ziel

Üben, üben, üben ist das Spielfilmdebüt von Laurens Pérol. Für sein klimaaktivistisches Roadmovie legte nicht nur die Filmcrew rund um Hauptdarstellerin Kornelia Melsæter große Distanzen zurück. Auch Pérols eigener Weg zum Filmemacher war lang. 1995 in Stuttgart geboren, studierte er auf den Lofoten und in Wien und setzte einige erfolgreiche Kurzfilme um. Viele der unterwegs gesammelten Erfahrungen sind in sein Debüt eingeflossen.

Mit seiner Protagonistin Trine verbindet der Regisseur die Liebe zur Musik und das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt. In seiner Jugend spielte Pérol selbst zehn Jahre lang Trompete und wenn er heute mit seinen Filmen von Festival zu Festival reist, dann stellt er sich die Frage, wie sich das am besten mit der Umwelt vereinbaren lässt. Um die Werbetrommel für Üben, üben, üben zu rühren, wurde der Regisseur kreativ: Auf dem Weg von Veranstaltung zu Veranstaltung tat es Pérol seiner Protagonistin gleich und hielt am Straßenrand den Daumen in die Höhe; übrigens in einer leuchtend gelben Jacke, wie auch Trine eine im Film trägt.

Unterwegs wie Greta Thunberg

Bereits die Prämisse macht klar, dass durch diesen Film der Geist jüngerer Umweltbewegungen von Fridays for Future bis zu Extinction Rebellion weht. Durch die skandinavische Herkunft der von Kornelia Melsæter präsent und kraftvoll verkörperten Hauptfigur, die an einer Stelle zudem ihre Wut über die Welt sehenswert in die Kamera brüllt, sind die Bezüge zu Greta Thunberg offensichtlich. So wie die berühmte Klimaaktivistin vor einigen Jahren spektakulär den Atlantik mit einer Segeljacht überquerte, um am Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York teilzunehmen, so durchquert Trine ganz unspektakulär Norwegen, um rechtzeitig zu einem Vorspielen zu kommen.

Narrativ wagt Laurens Pérol, von dem auch das Drehbuch stammt, derweil keine Experimente. Auch in seinem Roadmovie ist der Weg das Ziel und machen die unterwegs getroffenen Menschen den Reiz des Films aus. Die Handlung hätte indessen eine bessere Dramaturgie und spannendere Figuren vertragen. Mit der von Kameramann Henrik Lande Andersen atemberaubend eingefangenen norwegischen Landschaft im Rücken und dem Einfall, Trine wiederholt an ungewöhnlichen Orten üben zu lassen, beeindruckt dieses Debüt stets mehr visuell als erzählerisch. Das Verhalten der Protagonistin wird schlicht und ergreifend nicht hart genug auf die Probe gestellt, um genug Reibung zu erzeugen, die sich dramaturgisch zuspitzen ließe.



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Üben, üben, üben
fazit
Mit dem in Norwegen spielenden Roadmovie „Üben, üben, üben“ liefert der in Stuttgart geborene Regisseur Laurens Pérol sein Spielfilmdebüt ab. Pérol erzählt eine außergewöhnliche Geschichte über Klimaaktivismus und Musik. Trotz einer starken Hauptdarstellerin und atemberaubender Landschaftsaufnahmen geht die Geschichte unterwegs aber zunehmend verloren.
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