Vera y el placer de los otros Veras Verlangen
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Veras Verlangen

Vera y el placer de los otros Veras Verlangen
„Veras Verlangen“ // Deutschland-Start: 27. Februar 2025 (Video on Demand)

Inhalt / Kritik

Die 17-jährige Schülerin Vera (Luciana Grasso) ist auf der Suche nach einem Platz im Leben. Doch weder in ihrer Familie, wo sie vorübergehend auf der Wohnzimmercouch schlafen muss, noch in ihrem Volleyballteam, wo ihr nur die Ersatzbank bleibt, noch in der Liebe ist Vera bislang fündig geworden. Stattdessen erfreut und erregt sie sich am Glück der anderen. Veras Mutter Adriana (Inés Estévez), die in der argentinischen Großstadt Rosario als Immobilienmaklerin arbeitet, wird eine renovierungsbedürftige Einzimmerwohnung partout nicht los. Also vermietet Vera das kleine Appartement heimlich stundenweise unter. Junge Menschen, die keinen anderen Ort dafür haben, mieten die Wohnung für ein Schäferstündchen. Für Vera ist das in mehrfacher Hinsicht ein attraktives Geschäft.

Das (andere) Appartement

Eine der schönsten Filmkomödien aller Zeiten handelt von einem Mann, der die Karriereleiter erklimmen will und deshalb den leitenden Angestellten der Firma, in der er arbeitet, seine Wohnung für deren Affären zur Verfügung stellt. Doch es kommt, wie es in guten Drehbüchern kommen muss. Der von Jack Lemmon gespielte Mann verliebt sich in die Geliebte des Personalchefs, die von der umwerfenden Shirley MacLaine verkörpert wird. Die Rede ist natürlich von Billy Wilders Das Appartement (1960). Sechs Jahrzehnte später verpassen Federico Actis und Romina Tamburello ihrem Film Veras Verlangen eine ähnliche Prämisse und versehen sie mit einem interessanten Twist. Statt aus der Sicht eines zielstrebigen Karrieristen ist ihre tragikomische Coming-of-Age-Story durch die Augen einer ziellosen Schülerin erzählt.

Auch in Veras Verlangen, der im November 2023 beim Tallinn Black Nights Film Festival Weltpremiere feierte, ein Jahr später in die argentinischen Kinos kam und Ende Februar 2025 als Video-on-Demand in Deutschland erhältlich ist, kommt es, wie es kommen muss. Erst wird Vera in der leerstehenden Wohnung Zeugin eines Akts, den sie umgehend aus ihrem Gedächtnis streichen möchte, dann kommt ihr ihre Mutter schließlich auf die Schliche. So weit, so erwartbar. Dazwischen nimmt das vom Regieduo selbst verfasste Drehbuch jedoch die eine oder andere gekonnte Abzweigung. Vor allem Veras Erforschung ihrer eigenen Sexualität kann sich sehen, hören und mit allen Sinnen genießen lassen.

Schöne Form, ausbaufähiger Inhalt

Actis und Tamburello setzen auf eine sinnliche Inszenierung, die durch Großaufnahmen und eine ausgefeilte Tonspur Veras voyeuristisches Begehren und ihr eigenes Empfinden wiederholt in den Vordergrund rückt. Das große Kunststück besteht nun darin, dass der Film selbst nie voyeuristisch wirkt, was nicht zuletzt angesichts des Alters der Hauptfigur nicht hoch genug angerechnet werden kann. Doch so bewundernswert dies auch gelöst ist und so wunschlos glücklich die Beziehung, die Vera mit einem etwa gleichaltrigen Paar eingeht, einen im Kinosaal auch zurücklässt, so sehr lassen Veras übrige Beziehungen zu wünschen übrig.

Weder Veras Verhältnis zu den Mitgliedern ihres Volleyballteams noch das zu ihrer Mutter kommt über die gewohnten Stereotype hinaus. Gerade angesichts des Einfallsreichtums und der schüchtern tastenden Zärtlichkeit, mit der Veras erste sexuelle Gehversuche in Szene gesetzt sind, hätte man sich auch für das angespannte Familienverhältnis und die Volleyball-Clique vergleichbar starke Momente gewünscht. Stattdessen zerfällt der Film in zwei Teile, die deutlich voneinander abfallen.



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Veras Verlangen
fazit
„Veras Verlangen“ ist ein in seinen besten Momenten zärtlich, sinnlich und sensibel inszenierter Coming-of-Age-Film, der um das sexuelle Erwachen einer 17-jährigen Schülerin kreist. So souverän vieles davon inszeniert ist, so sehr lassen große Teile der formelhaften Handlung jedoch zu wünschen übrig.
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