
Schon als Kind hat Dhunu (Bhanita Das) davon geträumt, einmal als Musikerin groß durchzustarten. Während ihre Freundinnen dieses Ziel aus den Augen verloren haben, hat die Teenagerin die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Doch das Leben legt ihr immer wieder Steine in den Weg. Vor allem der sich zunehmend verschlechternde Zustand ihrer Mutter (Basanti Das) gibt Anlass zur Sorge. Von ihrem Bruder kann sie dabei keine Hilfe erwarten. Der ist ständig betrunken und drängt die Mutter dazu, das Land der Familie zu verkaufen – was Dhunu um jeden Preis verhindern will. Während die Jugendliche nach Lösungen sucht, muss sie erkennen, dass der Weg ins Erwachsenenleben mit zahlreichen Hindernissen verbunden ist …
Wie es mit dem Kind weiterging
Indische Filme werden hierzulande oft auf Bollywood reduziert, auf farbenfrohe, exzessive Liebesgeschichten mit Tanzeinlagen. Dabei entstehen dort natürlich auch ganz andere Filme. Letztes Jahr liefen beispielsweise zwei sehr interessante Werke bei uns: der Science-Fiction-Animationsfilm Schirkoa: In Lies We Trust sowie das preisgekrönte Drama All We Imagine as Light über drei Frauen, die sich durch Mumbai schlagen. Mit Village Rockstars 2 wird auf der Berlinale ein weiteres Drama aus Indien gezeigt, das sich mit dem Schicksal mehrerer weiblicher Figuren beschäftigt. Im Mittelpunkt steht dabei Dhunu, aber auch deren Freundinnen und vor allem die Mutter spielen eine wichtige Rolle in der Geschichte. Dieses Mal reisen wir aber in eine ländliche Region und erfahren mehr über den Alltag der dortigen Bevölkerung.
Manche werden diese Familie vielleicht schon kennen, schließlich handelt es sich bei Village Rockstars 2, wie der Titel bereits verrät, um eine Fortsetzung. Der Vorgänger war 2017 auf mehreren Festivals zu sehen, hierzulande auch unter dem Titel Dorfband. Regisseurin und Drehbuchautorin Rima Das erzählt sieben Jahre später, wie es mit den Figuren von damals weitergegangen ist. Dabei werden diese auch tatsächlich wieder von denselben Schauspielern und Schauspielerinnen verkörpert, die sie damals schon gespielt haben. Das ist für ein Publikum natürlich spannend, das seinerzeit dabei war und diese Menschen Jahre später wiedertrifft. Vorkenntnisse braucht es hingegen nicht zwangsläufig. Die Geschichte ist eigenständig genug, dass man dieser auch so folgen kann, man sollte sich von der „2“ also nicht abschrecken lassen.
Zwischen Dokumentation und Poesie
Sowieso ist Village Rockstars 2 kein Film, der groß von der Geschichte lebt. Das heißt nicht, dass Das nichts zu erzählen hat oder nichts passiert. Beispielsweise kommt es zu einem einschneidenden Erlebnis. Außerdem behandelt das Drama mehrere Themen, darunter eben, was es heißt, im ländlichen Indien zu leben. Und doch ist das hier eher eine Momentaufnahme dieser besonderen Phase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Wir sehen Dhunu mal, wie sie noch auf Bäume klettert, so wie sie es früher getan hat. Sie muss sich aber auch mit den Anforderungen auseinandersetzen, muss Verantwortung übernehmen. Manches davon wird ausformuliert, anders ergibt sich eher. Insgesamt ist das hier kein Werk, das viel Wert auf eine verbale Verarbeitung legt, ist eher Stimmungsbild als Thesenfilm.
Darauf muss man sich einlassen können, muss mit dieser zurückgenommenen Erzählweise etwas anfangen können, wird dafür aber auch reich belohnt. Das Drama ist dabei immer wieder naturalistisch, geradezu dokumentarisch, hat aber auch sehr schöne poetische Momente. Ebenso verbindet Village Rockstars 2 düstere wie schöne Momente, zeigt das harte Leben, die fehlende Perspektiven, und schenkt doch immer wieder Hoffnung. So oder so beweist Das, dass das indische Kino mehr Aufmerksamkeit verdient. Vielleicht entscheidet sich die Regisseurin, in einigen Jahren einen dritten Film zu drehen, der sich dann vielleicht um Dhunu als junge Erwachsene dreht. Wenn dieser die Qualität des Zweitlings halten kann, wäre das auf jeden Fall etwas, worauf man sich freuen kann.
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