You Hide Me

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You Hide Me

Inhalt / Kritik

Es ist ein Film, der beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Gedreht im Jahr 1970, lange Zeit kaum zugänglich, heute brisanter denn je: You Hide Me des ghanaischen Regisseurs Nii Kwate Owoo ist ein eindringliches Zeugnis kolonialer Kunstraubpolitik und ihrer bis heute anhaltenden Folgen. Seit Februar 2025 ist dieser bemerkenswerte Dokumentar-Kurzfilm nun auch in Deutschland auf der Streaming-Plattform Mubi zu sehen.

Ein heimlicher Blick

Mit versteckter Kamera drang Kwate Owoo gemeinsam mit Margaret Prah in die Kellerräume des British Museum in London vor. Was sie dort fanden, lässt sich nur als erschütternd bezeichnen: Regale voller afrikanischer Kunstschätze, wahllos verstaut, vergessen, versteckt. Skulpturen, Masken, Artefakte, die einst spirituelle, kulturelle und historische Bedeutung für ihre Herkunftsgesellschaften hatten, verkommen in dunklen Lagerräumen zu Objekten eines kolonialen Besitzanspruchs. Während Kwate Owoo die geraubten Kunstwerke vor die Kamera hält, erklärt er aus dem Off die Hintergründe dieses Unrechts: Wie koloniale Eroberer die Stücke entwenden ließen, wie sie jahrzehntelang ignoriert wurden, weil sie im westlichen Kunstkanon keinen Platz fanden – und wie sie erst dann ans Tageslicht geholt wurden, als die Nachfrage nach afrikanischer Kunst wuchs. Doch die Erzählhoheit, so moniert der Regisseur, blieb in westlichen Händen: Nun waren es „weiße Experten“, die erklärten, was afrikanische Kunst sei.

Der Film ist nicht nur ein Akt des Protestes, sondern auch eine unmissverständliche Forderung. Am Ende ruft Kwate Owoo mit Nachdruck zur Restitution der Werke auf, zur Rückgabe an die endlich unabhängigen afrikanischen Staaten. Eine Forderung, die 1970 auf taube Ohren stieß – nicht nur in Großbritannien, wo der Film nicht gezeigt wurde, sondern auch in Ghana selbst. Das junge Land, erst kurz zuvor von der britischen Krone entlassen, wollte es sich mit den einstigen Kolonialherren nicht verscherzen. Daher war der Film auch dort nicht zu sehen. Erst Jahrzehnte später wurde You Hide Me wiederentdeckt und bei Festivals gezeigt.

Immer noch aktuell

Sein Anliegen ist heute aktueller denn je. Die Debatte um die Restitution von Kunstwerken aus kolonialem Kontext gewinnt zunehmend an Bedeutung, doch der Fortschritt bleibt schleppend. Während deutsche und französische Museen in den letzten Jahren einige der berühmten Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben haben, verweigert sich das British Museum weiterhin jeglicher Rückgabe afrikanischer Artefakte. Damit erweist sich Kwate Owoos Film heute noch als ähnlich wie 1970: Er entlarvt die anhaltenden Strukturen kolonialer Besitzansprüche und macht deutlich, dass die Forderung nach Rückgabe von Kunstwerken nicht nur eine moralische, sondern auch eine politische Notwendigkeit ist.



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You Hide Me
fazit
Der Dokumentarkurzfilm "You Hide Me" aus dem Jahr 1970 ist nicht nur ein wertvolles Zeitdokument, sondern ein Appell, der bis heute nachhallt. Seine späte Wiederentdeckung ist eine Mahnung: Die Geschichte des kolonialen Kunstraubs ist noch nicht abgeschlossen. Sie wartet darauf, aufgearbeitet zu werden.
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