Zero Day Netflix Streamen online
© Jojo Whilden/Netflix

Zero Day

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Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte es sich George Mullen (Robert De Niro) gemütlich gemacht mit seinem Leben ohne Verantwortung. Der frühere Präsident beantwortet zwar Fragen für eine neue Biografie, soll dafür über die Vergangenheit sprechen. Die Zukunft überlässt er aber anderen – so der Plan. Dieser ändert sich jedoch, als die USA Zielscheibe eines großen Cyberangriffs werden. Die Folgen sind schrecklich, rund 3400 Menschen sterben dabei. Aber wer könnte hinter dieser Attacke stecken? Und aus welchem Grund? Mullen soll eben dies herausfinden, als Leiter einer speziellen Task Force. Einfach ist das nicht, da die unterschiedlichsten Leute und Länder in Frage kommen, manche auch einfach nicht mit der Regierung zusammenarbeiten wollen. Und dann wäre da noch politische Influencer, die in der Situation ihre Stunde gekommen sehen …

Düsterer Blick auf die USA

An düsteren Serien hat es zuletzt auf Netflix eigentlich nicht gemangelt. Da war die Romanadaption Zelle 211 über einen Aufstand in einem Gefängnis. Cassandra ist ein Science-Fiction-Thriller um eine Familie, die in einem alten Smarthome aus den 1970ern einen aktuellen Alptraum erleben. Und dann gibt es noch die Krimiserie Die Åre Morde um eine Polizistin, die in mehrere knifflige Fälle hineingezogen wird. Wer diese Produktionen alle schon durch hat, bekommt mit Zero Day einen weiteren Beitrag, der für Nervenkitzel sorgen soll. Das gelingt zumindest teilweise, indem hier – anders als bei den obigen Beispielen – recht deutlich auf die aktuelle Gesellschaft verwiesen wird. Genauer stehen die USA wegen unerfreulicher Entwicklungen im Fokus, zum Teil auch am Pranger. Die Sorge vor einem Cyberangriff ist in den letzten Jahren natürlich gewachsen, unsere Abhängigkeit von Technik könnte durchaus eine Schwäche sein. Nicht ohne Grund ist das ein Motiv, das in Thrillern und Endzeitgeschichten gern ausgepackt wird.

Zero Day spricht aber auch noch andere Themen an. Da geht es dann beispielsweise um inländischen Terrorismus, rechte Influencer, die mit Hass Kohle machen. Und natürlich wird auch die Politik ins Visier genommen. Auffällig ist dabei, dass Serienschöpfer Eric Newman sich davor drückt, eine Seite zu verurteilen und darum bemüht ist, die beiden politischen Lager gleichermaßen anzugreifen. Civil War hatte vergangenes Jahr eine ähnliche Richtung eingeschlagen. Auf der einen Seite ist das verständlich, da man nicht die Hälfte des potenziellen Publikums vergrätzen will. Außerdem sind reine Schwarzweiß-Zeichnungen wenig produktiv. Und doch wirkt es ein bisschen naiv, wie da versucht wird, alles miteinander gleichzusetzen, so als wäre es wirklich miteinander zu vergleichen. In einer Zeit, in der Gesetze und Gepflogenheiten einseitig aufgekündigt werden, wirkt das wie ein Überbleibsel aus einem vergangenen Jahrhundert.

Ein wenig langweilig

Nun muss natürlich eine Serie selbst dann nicht zwangsläufig politisch sein, wenn sie politische Themen anspricht und Bezug auf die Gegenwart nimmt. Verschwörungsthriller können auch dann spannend sein, wenn sie sich von der Realität verabschieden. Zero Day ist das aber nur manchmal. So passiert in vielen der sechs Folgen gar nicht so viel. Natürlich möchte man wissen, wer denn nun hinter der Tat steckt und was das Ziel war. Durch die hohe Opferzahl ist da auch eine gewisse Dringlichkeit. Nach dem erschütternden Einstieg passiert aber gar nicht so viel. Tatsächlich packend ist eigentlich nur die Phase, in der es – Vorsicht Spoiler – darum geht, die Antwort aus einem Verdächtigen herauszuholen, das Mittel ist egal. Wird Mullen zunächst noch als rechtschaffener Idealist gezeichnet, der Gräben überwinden kann, zeigt er hier: Folter ist okay, wenn es dem größeren Wohl dient.

Die Szene ist auch deshalb sehenswert, weil Dan Stevens die Rolle des rechten Zündlers spielt, der sich allen anderen überlegen fühlt. Das ist zwar bei der Figurenzeichnung auch nicht viel nuancierter als bei den anderen, die Charaktere sind überwiegend nichtssagend. Während die anderen Schauspieler und Schauspielerinnen trotz ihres großen Talents so blass bleiben, hat Stevens aber immerhin Spaß mit seiner Rolle. Ansonsten bleibt da eher wenig in Erinnerung. Schlecht ist Zero Day damit nicht, wer gerne Geschichten darüber hört, die von der Verkommenheit Einzelner erzählt und wieder anderen, die dagegen ankämpfen, wird hiermit schon bedient. Da wäre jedoch Potenzial für deutlich mehr gewesen.



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Zero Day
fazit
„Zero Day“ erzählt von einem verheerenden Cyberangriff und der Suche nach den Tätern. Die Serie spricht dabei eine Reihe politischer Themen an, drückt sich aber vor einem eigenen Statement, versteckt sich hinter einer mutmaßlichen Neutralität. Sie ist auch nicht so wirklich spannend, wenn über lange Zeit wenig geschieht und die meisten Figuren nichtssagend sind.
Leserwertung8 Bewertungen
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5
von 10