
Sein Leben bei den Royal Marines hat Levon Cade (Jason Statham) schon länger hinter sich gelassen, inzwischen arbeitet er auf einer Baustelle und versucht dort, ganz solide seinen Job zu machen. Als jedoch Jenny Garcia (Arianna Rivas), die Tochter seines Bosses Joe (Michael Peña), spurlos verschwindet, sind seine alten Kampffähigkeiten doch noch gefragt. Zuerst zögert er. Nach einem Besuch bei seinem Mentor und Freund Gunny Lefferty (David Harbour) steht aber fest, dass er tätig werden muss, um die junge Frau zu finden. Schließlich stellt sich heraus, dass sie einem Menschenhändlerring in die Hände gefallen ist, der von Dimi Kolisnyk (Maximilian Osinski) geleitet wird. Und Cade ist entschlossen, alles dafür zu tun, damit sie wieder freikommt – und mordet sich durch die halbe Unterwelt …
Eine schlechte Kopie
Ein Actionthriller von David Ayer, in dem Jason Statham einen einfachen Arbeiter spielt, der nach einem brutalen Zwischenfall allein gegen eine Verbrecherorganisation kämpft? Da fällt einem sofort The Beekeeper ein, das vergangenes Jahr trotz überschaubarer Qualitäten recht erfolgreich in den Kinos lief. Mit A Working Man kommt nun ein Film heraus, der fast schon wie eine Kopie wirkt. Nur dass diesmal kein Bienenzüchter, sondern ein Bauarbeiter zur Ein-Mann-Armee wird. Tatsächlich gab es aber bereits erste Pläne, als der obige Film noch gar nicht veröffentlicht wurde. Zudem geht die Geschichte auf den bereits 2014 veröffentlichten Roman Levon’s Trade von Chuck Dixon zurück. Es ist also nicht so, dass man einfach nur ein Erfolgsrezept kopieren wollte.
Wobei vieles natürlich so austauschbar ist, dass man trotz allem von einer Kopie sprechen kann. Schon die Idee, dass der Protagonist eine militärische Vergangenheit hat und nun diese Fähigkeiten wieder auspackt, ist völlig beliebig, in jedem zweiten Rachethriller kommt das vor. Bei den Figuren versuchte man ebenfalls nicht, vielleicht einmal etwas Eigenes zu erzählen. Ob es die nichtssagende Hauptfigur ist oder die russischen Gegenspieler, die jedes üble Klischee bestätigen, interessant ist in A Working Man niemand. Manches ist so überzogen, dass man es im Sinn einer Karikatur lustig finden könnte: die hässliche Kleidung, die grotesken Akzente. Nur dass Ayer, der gemeinsam mit Sylvester Stallone das Drehbuch geschrieben hat, das alles ja offensichtlich toll findet und ernstnimmt. Sogar die geradezu schmerzhaft dämlichen Dialoge.
Trash mit schlechter Action
Natürlich schaut man sich einen solchen Film nicht an, um intellektuell stimuliert zu werden. Das sollen ruhig andere übernehmen. A Working Man will unterhalten mit dieser Schneise der Verwüstung, wenn der Protagonist sich durch de halbe Stadt kämpft. Aber auch das klappt nicht. Tatsächlich sind die Actionszenen teils fast ebenso schlecht wie der Inhalt. Da sind zum einen die Schnittgewitter, die Dynamik suggerieren sollen, letztendlich aber dazu führen, dass man oft kaum etwas erkennen kann und die Prügeleien keine Wucht entwickeln. Und dann ist da noch das Phänomen, dass Cade eine voll besetzte, bis an die Zähne bewaffnete Räuberhöhle betritt, er alle anderen darin abknallen kann, ohne je selbst getroffen zu werden. Dass es an allen Ecken und Enden an Fachpersonal mangelt, ist bekannt. Dass man aber nicht einmal in kriminellen Organisationen kompetente Leute findet, ist befremdlich.
Spannung kommt auf diese Weise keine auf, man hat nie das Gefühl, dass da jemals einer von den Guten in Gefahr sein könnte. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass Jason Statham besiegt werden könnte? Dieser überzeugt zwar wie immer, hat ein paar trockene Sprüche auf Lager, Action kann er sowieso. Auch seine wenig bekannte Kollegin Arianna Rivas hat gute Auftritte, da die entführte Tochter Kampfsport beherrscht und damit alles andere als eine bloße Damsel in Distress ist. Man hätte also selbst aus einem so mäßigen Stoff einen unterhaltsamen Film machen können. A Working Man ist aber letztendlich nicht mehr als unfreiwillig komischer Trash, der mal langweilt, mal nervt – und zum Ende hin Angst macht, wenn die Möglichkeit eines zweiten Teils angedeutet wird.
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