
Eigentlich war Fotomodell Jean-Baptiste Kalemba (Pahuni Kongolo Kakesse) nur auf einer gemütlichen Joggingrunde, als er von einem vermummten Unbekannten erschossen wird. Doch warum sollte es jemand auf ihn abgesehen haben? Kommissarin Louma Shapiro (Marie-Lou Sellem) und ihr Kollege Pierre Didier (Miguel Francisco) gehen der Sache nach und vermuten dabei bald, dass eigentlich nicht Jean-Baptiste, sondern dessen Halbschwester Kisha (Karmela Shako) das Ziel hätte sein sollen, die einige Tage zuvor vom Kongo nach Belgien gekommen ist. Als die junge Frau kurze Zeit später spurlos verschwindet, scheint sich der Verdacht zu bestätigen. Auf der Suche nach Antworten stößt das Polizeiduo auf eine Spur, die in die Heimat der Kalembas führt …
Alte Kolonie, neue Sklaverei
Manchmal darf man den Eindruck haben, dass ARD-Krimis primär produziert werden, damit die jeweiligen Filmteams auf Staatskosten ins Ausland fahren dürfen. Das zeigt sich insbesondere am Donnerstagabend, wo traditionell Reihen wie Der Kroatien-Krimi, Der Irland-Krimi oder Der Barcelona-Krimi laufen. Kürzlich kam noch Tod in der Bucht – Ein Kreta-Krimi hinzu. Nun gibt es mit Blutspur Antwerpen weiteren Nachschub, der etwas untypisch am Samstagabend läuft. Offiziell handelt es sich dabei um einen Einzelteil, was sich auch am Titel bemerkbar macht. Natürlich dürfte hinter den Kulissen aber mit dem Gedanken gespielt werden, noch weitere Teile zu drehen. Tatsächlich hätte man ohne Probleme den Film auch Der Antwerpen-Krimi oder Der Belgien-Krimi nennen können, das ist hier schon auf serielles Erzählen angelegt.
Wobei inhaltlich gar nicht so sehr das europäische Land im Fokus steht. Vielmehr wird früh klar, dass die Antwort im Kongo zu suchen ist. Die Verbindung der beiden Länder ist bekanntlich eine besondere, die Gräueltaten während der Koloniezeit sind bis heute berüchtigt. Natürlich kann man sich an der Stelle fragen, warum ausgerechnet ein deutscher Film das thematisiert, anstatt sich der eigenen kolonialen Verbrechen zu widmen. Das hat schon einen etwas seltsamen Beigeschmack. Wobei Blutspur Antwerpen nicht direkt die Vergangenheit aufarbeitet. Vielmehr geht es um eine moderne Form von Sklaverei, wenn sich Kinder in Minen zu Tode arbeiten, damit sich Reiche in fremden Ländern Klunker anhängen können. Da liegt der Vergleich zu Der Amsterdam-Krimi: Blutige Diamanten nahe, das vor knapp einem Jahr ausgestrahlt wurde – ein weiterer ARD-Donnerstagabend-Krimi.
Langweilig und einfallslos
Nur weil das Thema schon an anderer Stelle bearbeitet wurde, ist es aber nicht automatisch irrelevant. Tatsächlich gibt es da einiges, worüber das Publikum nachdenken darf. Selbst wer nicht zu der Zielgruppe gehört, die sich Diamanten kauft, wird daran erinnert, dass die eigene Freude manchmal mit dem Leid anderer erkauft wird. Nicht ohne Grund wurde in der EU der Versuch gestartet, Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen und diese dokumentieren zu lassen, wie und wo Produkte entstehen – mit umstrittenem Ergebnis. Blutspur Antwerpen vermeidet aber eine Grundsatzdiskussion zu dem Themenbereich. Hier sind die Bösen so böse, dass alle Zuschauer und Zuschauerinnen wissen, was falsch ist. Zumal die meisten eben auf ein solches Luxusprodukt verzichten können.
Die etwas plakative Moral ist dabei aber gar nicht so sehr das Problem des Films. Viel schwieriger ist, wie langweilig er geworden ist. Bei der Geschichte gab man sich ebenso wenig Mühe wie bei den Figuren, die Dialoge sind oft holprig. Bei der Handlung ist auch nichts dabei, das wirklich für Nervenkitzel sorgen würde, selbst wenn es zwischendurch schon mehrfach versucht wurde. Stichwort Selbstjustiz. Insgesamt ist Blutspur Antwerpen zu bemüht, während es gleichzeitig an richtigen Einfällen mangelt, welche den Krimi wirklich aus dem Überangebot hervorstechen lassen würden. Und er ist zu langweilig, weshalb es kein nennenswerter Verlust wäre, wenn es keine weiteren Teile geben würde.
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