Bolero
© X Verleih - Pascal Chantier
Bolero
„Bolero“ // Deutschland-Start: 6. März 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Paris, 1928: Der Komponist Maurice Ravel (Raphaël Personnaz) wird von Ida Rubinstein (Jeanne Balibar) beauftragt, die Musik für ihr nächstes Ballett zu schreiben. Sinnlich und verführerisch soll es sein, so die Vorgabe der exzentrischen Tänzerin. Dabei weiß er nicht so wirklich, wie das funktionieren soll, ist mit der Aufgabe zunächst überfordert. Was er auch versucht, es will ihm nicht gelingen, das Gewünschte auf Papier zu bringen. Und so versucht er, in sich selbst hineinzuhören und sich mit seinen vergangenen Erfahrungen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig sucht er außerhalb nach Inspirationen, die er in dem Stück verwendet könnte. Tatsächlich wird er eines Tages fündig, an einem unerwarteten Ort – und schreibt damit auch Musikgeschichte …

Die Geschichte eines weltberühmten Orchesterstücks

Es gibt klassische Musikstücke, die man selbst dann kennt, wenn man mit klassischer Musik wenig anfangen kann. Dazu gehört unter anderem Für Elise von Ludwig van Beethoven, das Generationen beim Klavierunterricht verfolgt hat, oder auch die Oper Carmen von Georges Bizet. Diese Melodien gehen einem einfach nicht aus dem Kopf, selbst so lange Zeit später. Und dann ist da eben noch der Bolero von Maurice Ravel. Das Orchesterstück, das durch seine gleichbleibende, immer wieder variierte Melodie geradezu hypnotisch ist, gehört zu den bekanntesten aller Zeiten. Kein Wunder, dass es also auch in Filmen immer wieder aufgegriffen wird, beispielsweise in der kultigen Animationsanthologie Allegro non troppo. Bei Die leisen und die großen Töne wurde es kürzlich als emotionales Finale verwendet, als Zeichen der Versöhnung zweier unterschiedlicher Welten. Denn auch das gehört dazu: Das Lied ist sehr variabel, funktioniert in den verschiedensten Kontexten.

Doch so bekannt das Stück ist, die Entstehungsgeschichte dürften nur die wenigsten parat haben. Zumindest teilweise möchte die französische Regisseurin und Co-Autorin Anne Fontaine (Coco Chanel: Der Beginn einer Leidenschaft, Ein Sommer mit Flaubert) das ändern, indem sie die Vorgeschichte erzählt. Wobei man natürlich keine wissenschaftliche Arbeit erwarten sollte, Bolero ist auch keine Dokumentation. Vielmehr nahm sich die Filmemacherin einige Freiheiten heraus. Einiges ist natürlich überliefert, darunter der Auftrag durch die Balletttänzerin Rubinstein oder auch die Inspiration durch eine Fabrik. Anderes ist Spekulation oder gleich ganz erfunden, Fontaine wollte eine Geschichte erzählen, nicht zwangsläufig die Wahrheit.

Die Summe unserer Erfahrungen

Sehr viel passiert bei dieser Geschichte nicht. Sie ist auch nicht so zielgerichtet, wie man das vielleicht erwarten könnte. Anstatt sich auf den Prozess des Komponierens zu konzentrieren, was vermutlich gar nicht genug gewesen wäre für einen ganzen Film, gibt Bolero Einblick in die verschiedensten Teile von Ravels Lebens. Da geht es mal um seine Kriegserfahrungen, mal um amouröse Verwicklungen. Später spricht das Drama auch die gesundheitlichen Probleme des Komponisten an. Mit seinem berühmtesten Stück hat das dann nichts mehr zu tun, da wird der Film schon etwas anders verkauft. Auffällig ist zudem, dass der Protagonist selbst gar nicht so viel mit dem Werk anfangen kann, er sogar damit haderte, ausgerechnet hierauf reduziert zu werden.

Das Ergebnis ist schon sehenswert. Hörenswert natürlich auch. Überhaupt ist Bolero ein Film, der verschiedenste Sinne ansprechen möchte, sei es bei der Ausstattung oder durch die Inszenierung. Raphaël Personnaz (Eine neue Freundin) ist für die Besetzung eine gute Wahl, er spielt den Komponisten als einen zurückhaltenden, fast schon ungelenken Mann, der irgendwie gar nicht zu dem leidenschaftlichen Crescendo des Stücks passt. Aber auch das gehört irgendwie dazu. Fontaine erzählt, wie unterschiedlichste Einflüsse dazu beitragen, wer wir sind, wir die Summe unserer Erfahrungen werden – und damit auch unsere Kreationen irgendwo eine Basis haben, selbst wenn wir uns derer nicht immer bewusst sind.



(Anzeige)

Bolero
fazit
„Bolero“ erzählt aus dem Leben des Komponisten Maurice Ravel und wie dieser sein berühmtestes Stück schuf. Das Drama ist dabei nicht immer zielgerichtet, versucht sich vielmehr an einem Gesamtporträt und zeigt dabei auf, wie wir von unseren Erfahrungen geprägt sind und künstlerisches Schaffen verschiedene Inspirationen findet.
Leserwertung2 Bewertungen
4
7
von 10