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© NDR/Maor Waisburd

Der Usedom-Krimi: Geisterschiff

Der Usedom Krimi Winterlicht geisterschiff
„Der Usedom-Krimi: Geisterschiff“ // Deutschland-Start: 14. Februar 2019 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Mehrere Monate sind vergangen, aber Karin Lossow (Katrin Sass) kommt auch wie die anderen Angehörigen nicht über den Tod ihrer Tochter Julia Thiel hinweg, die entführt und ermordet wurde. Um sich irgendwie abzulenken, hat sie angefangen, sich als ehrenamtliche Konfliktberaterin zu betätigen. Dabei kümmert sie sich um Jens Kampwirth (Vincent Krüger), der seit dem Verschwinden seines Vaters vor zwei Jahren auf die schiefe Bahn geraten ist. Lossow hält selbst nichts von ihm, ist aber mit dessen Schwester Rike (Anna Herrmann) befreundet und will ihm deshalb helfen. Staatsanwalt Dr. Brunner (Max Hopp) hält gar nichts davon, was aber auch mit seiner Abneigung für seine Vorgängerin zu tun hat. Kurze Zeit später kommt es zu einem weiteren Zwischenfall, nach dem auch die Polizistin Ellen Norgaard (Rikke Lylloff) gefragt ist …

Über das Leben nach dem Verlust

Als Fans der ARD-Krimireihe Der Usedom-Krimi Ende 2019 für die neue Staffel einschalteten, hätte wohl niemand erwartet, dass der Anfang gleichzeitig ein Ende bedeuten würde. So wurde in Winterlicht doch glatt die Tochter der Protagonistin ermordet. Diese war nicht nur die zweite Hauptfigur, weshalb der Wegfall sehr ins Gewicht fiel. Es bedeutete zudem das Ende des grundsätzlichen Konzepts, das maßgeblich auf der Familiengeschichte Lossows basierte. Das macht sich auch bei Geisterschiff bemerkbar. Hier fehlt nicht nur Thiel, deren Tochter wurde gleich mit aus der Reihe entfernt. Deren Mann Stefan (Peter Schneider) hat nur noch einen kurzen Gastauftritt, spielt selbst keine Rolle mehr. Das bedeutete einerseits, dass neue Geschichten erzählt werden können. Aber es ist schon eine große Umstellung für das Publikum.

Vielleicht hat man auch deshalb eine neue Familiengeschichte eingebaut. Dieses Mal dreht sich alles um die Kampwirths, bei denen es auch drunter und drüber ging. Da war schon früher einiges im Argen, wie wir erfahren. Und dabei wird es nicht bleiben, die Ereignisse überschlagen sich im Laufe der anderthalb Stunden auf geradezu groteske Art und Weise. Und weil das dem Drehbuchteam noch nicht reichte, fängt es in Der Usedom-Krimi: Geisterschiff mit einer weiteren Familiengeschichte an. Bei dieser geht es darum, dass Norgaards Mutter ebenfalls verschwunden, bei ihr sind es 20 Jahre her. Wie der „Zufall“ es so will, war diese auch eng mit Lossow befreundet. Man hält also auch weiterhin an den sehr konstruierten Fällen fest, mit einem Hang zur Seifenoper. Ein bisschen mit den Augen rollen darf man da schon.

Streit bis zur Nervgrenze

Wobei der Film auch anderweitig die Nerven strapaziert. So war Dr. Brunner schon vorher immer mal wieder durch seine herablassende Art und sein unprofessionelles Auftreten aufgefallen. Bei Der Usedom-Krimi: Geisterschiff wird es noch einmal ein ganzes Stück schlimmer. Wann immer er auftritt, greift er andere Menschen an, gerne auch völlig frei von inhaltlicher Substanz. Das kann man als komödiantisch auffassen, manche tun das zumindest. Es passt aber kaum in die Geschichte, wirkt völlig willkürlich und deplatziert. Und es ist eben nervtötend, trägt dazu bei, jedes Mal Szenen überspringen zu wollen, wenn er auftaucht. Anstrengend waren die Figuren der Reihe auch vorher schon gewesen, aber nicht in dem Ausmaß, wie es hier geschieht.

Insgesamt ist der siebte Film der Reihe dann auch wieder kein besonders guter. An mancher Stelle wird zwar Potenzial gezeigt, wenn es um dysfunktionale Familien geht. Hinzu kommen wichtige Themen wie Trauerarbeit oder die Frage, wie man mit Menschen umgeht, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Der Usedom-Krimi: Geisterschiff macht aus all dem aber zu wenig. Anstatt sich wirklich mit all dem auseinanderzusetzen, gibt es einen Krimi, der mal tragisch, mal grotesk ist. Dazu gibt es dann zwar wieder wunderbare Bilder, die einen etwas über die inhaltlichen Schwächen hinwegsehen lassen. Nur eben nicht genug, das missglückte Drehbuch lässt nichts Besseres zu.



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Der Usedom-Krimi: Geisterschiff
fazit
„Der Usedom-Krimi: Geisterschiff“ erzählt davon, wie die Ex-Staatsanwältin bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in eine Familientragödie hineingezogen wird. Manchmal ist das auch wirklich tragisch. Vor allem aber ist das hier immer wieder grotesk, der Krimi überzeugt kaum.
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