
Normalerweise ist Raik Harms (Ronald Kukulies), der sich auf das Bergen von Kampfmitteln spezialisiert hat, eigentlich ein eher unauffälliger Typ. Doch als er völlig betrunken in einer Kneipe eine Gruppe von Dänen attackiert, weil diese ihm durch Dumpingpreise einen wichtigen Auftrag vor der Nase weggeschnappt haben, muss die Polizei einschreiten. Aufgrund der Sprachbarriere wird daraufhin Kommissarin Ellen Norgaard (Rikke Lylloff) hinzugezogen, die die Männer aber bald wieder wegschickt. Ohnehin hat sie bald ein ganz anderes Thema, das sie beschäftigt. So wurde am Strand die Leiche einer Frau entdeckt, von der sie befürchtet, es könnte sich um ihre vor langer Zeit verschwundene Mutter handeln. Währenddessen verfolgt die frühere Staatsanwältin Karin Lossow (Katrin Sass) die Geschichte der Dänen, bei denen tatsächlich manches seltsam erscheint …
Und ewig sucht die Tochter
2019 war ein ganz besonders produktives Jahr bei Der Usedom-Krimi. Sage und schreibe fünf neue Filme wurden innerhalb eines Kalenderjahres ausgestrahlt. Los ging es im Januar mit einem Trio, von dem vor allem Winterlicht das Publikum aufrüttelte, schließlich starb dort die Tochter der Protagonistin. Danach wurde in Geisterschiff und Mutterliebe nach einer neuen Richtung gesucht, da die alten Familienstränge nicht mehr fortgeführt werden konnten. Es wurde eine neue Hauptfigur eingeführt, andere Charaktere verschwanden nach und nach, weshalb etwas offen war, wie es weitergehen würde. Zum Ende des Jahres gab es dann die Antwort in Gestalt von zwei weiteren Filmen, zunächst Strandgut, anschließend Träume, welche die Erfolgsgeschichte fortführen sollte.
Viel getan hat sich dabei nicht in der Zwischenzeit. So ist da immer noch das Rätsel rund um die Mutter der Kommissarin Ellen, mit der Karin einst befreundet war und die vor Jahren spurlos verschwunden ist. Man setzte also erneut auf Geheimnisse, die über mehrere Folgen ausgebreitet werden sollen. Wenig überraschend kommt das Thema in Der Usedom-Krimi: Strandgut wieder auf, ohne aber, dass etwas Neues hinzukommt. Wie schon bei früheren Filmen tritt man auf der Stelle, was unbefriedigend bis langweilig ist. Nervig sind zudem wieder die Szenen mit dem neuen Staatsanwalt Dr. Brunner (Max Hopp), der geradezu allergisch auf seine Vorgängerin reagiert, völlig selbstverliebt ist und dies mit Kulturbeflissenheit verwechselt. Eine durch und durch lächerliche Figur also, bei der nie klar wird, wie der Mann diese Position erreichen konnte.
Wo ist die Spannung?
Während man diese Aspekte getrost ignorieren darf bzw. sollte, sieht es bei den Kriminalfällen anders aus. Dieses Mal sind es zwei Hauptgeschichten, die zwar Berührungspunkte haben, dabei aber prinzipiell unabhängig voneinander funktionieren. Die interessantere der beiden ist dabei die um die tote Frau, die am Strand gefunden wird. Zumindest darf man bei dieser wirklich rätseln, was geschehen ist und aus welchem Grund. Die Auflösung funktioniert in Der Usedom-Krimi: Strandgut prinzipiell, ist auch einigermaßen nachzuvollziehen, selbst wenn das mal wieder betont dramatisch ist. Der andere Strang um das, was die Dänen da in Wirklichkeit treiben, überzeugt weniger, da er zu viel will, was Brunner auch zu einem abschätzigen Kommentar hinreißen lässt.
So oder so, sehr viel Spannung kommt dabei nicht auf. Da das hier durch den Wechsel der verschiedenen Geschichten lange dauert, bis mal etwas vorangeht, dürfen einem zwischendurch mal die Augen zufallen. Die eine oder andere Konfrontation kann daran nicht viel ändern. Das Finale, welches als brenzlig verkauft werden soll, reißt auch nicht gerade mit. In der Summe ist Der Usedom-Krimi: Strandgut daher auf demselben überschaubaren Niveau wie die direkten Vorgänger. Sicher, es gibt wieder eine Menge zu sehen, die Optik gehörte immer zu den Stärken der Reihe. Gerade wenn wir an der Küste unterwegs sind, wird das Publikum mit schönen Aufnahmen verwöhnt. Beim inzwischen neunten Film der Reihe reicht das aber nicht aus, um den wenig aufregenden Inhalt vergessen zu lassen.
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