
Für Ex-Staatsanwältin Karin Lossow (Katrin Sass) ist es ein großer Schritt: Sie will ihr Gästezimmer vermieten, die Wahl fällt ausgerechnet auf Ellen Norgaard (Rikke Lylloff), die neue Kommissarin, die Karins suspendierte Tochter Julia Thiel (Lisa Maria Potthoff) ersetzen soll. Julia ist derweil auf einem Wellnessurlaub. Zumindest ist es das, was alle dachten. Als sie aber ein paar Tage nichts von sich hören lässt, beginnt ihr Mann Stefan (Peter Schneider), sich Sorgen zu machen. Gemeinsam mit seiner Schwiegermutter versucht er herauszufinden, was geschehen ist. Und tatsächlich ist die Vermisste nicht im Urlaub. Stattdessen sucht sie Lutz Bahrmann, Mitglied einer Usedomer Rockergruppe, der seinerseits spurlos verschwunden ist – und hat sich damit selbst in große Gefahr begeben …
Überraschender Wechsel
Nachdem der Der Usedom-Krimi 2014 mit dem ersten Film Mörderhus ein großes Publikum erreichte, dauerte es nicht lange, bis aus dem Krimi eine ganze Reihe wurde. Zuerst kamen im jeweils jährlichen Abstand zwei weitere Filme um die Staatsanwältin, die wegen des Mordes an ihrem Mann ins Gefängnis wanderte. 2017 erhöhte man den Output sogar auf zwei Filme, die im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt wurden. Danach dauerte es zwar etwas länger, bis es weiterging, statt nach 12 Monaten ging es erst nach 15 Monaten weiter. Dafür bekamen Fans aber gleich drei Filme im schnellen Wechsel. Winterlicht markierte den Auftakt, danach ging es mit Geisterschiff und Mutterliebe weiter. Da wurde also schon ordentlich Stoff rausgehauen.
Das ließ business as usual erwarten. Stattdessen wurde beim sechsten Film der ARD-Krimireihe einiges durcheinandergewirbelt. Wer die späteren Teile kennt, weiß es natürlich. Beim ersten Anschauen dürfte aber der Schock groß gewesen sein, dass – Vorsicht Spoiler – Julia Thiel stirbt. Ein erstes Vorzeichen gab es zwar, als direkt zu Beginn der Geschichte eine Nachfolgerin eingeführt wird. Das ließ Böses ahnen. Und auch, dass sie zuvor in Trugspur vom Dienst suspendiert wurde, kündigte eine Veränderung an. Dennoch, das ist schon ein ziemlicher Einschnitt, den man bei Der Usedom-Krimi: Winterlicht wagte, zumal man zuvor dazu neigte, sich ständig zu wiederholen und bloß nichts voranzutreiben. Tochter Sophie (Emma Bading) wurde gleichzeitig auch mehr oder weniger aus der Serie geschrieben. Bei einer Reihe, die zu einem so großen Teil die komplizierte Familiensituation thematisierte, ist das schon ein dicker Brocken.
Leider langweilig
Das Ergebnis ist zwiespältig. Auf der einen Seite bedeutet das, dass sich die Geschichte mal weiterentwickeln darf. Der Film verzichtet zudem auf das Seifenoper-Drama, das diverse der vorangegangenen Teile so geplagt hat. Da wird ausnahmsweise mal nicht andauernd wegen irgendwelcher Sachen gestritten. Nur fehlt eben auch eine Alternative, was man stattdessen draus machen könnte. Klar, da ist die Sorge um Julia, bei der sich bald herausstellt, dass sie entführt wurde. Immer wieder wechselt Der Usedom-Krimi: Winterlicht von dem suchenden Duo zu der Gefangenen, wie sie vor sich hinvegetiert und immer schwächer wird. Außerdem ist da noch die Frage, was genau mit Bahrmann geschehen ist, dessen Verschwinden prinzipiell ja am Anfang von allem stand.
Es gelingt nur nicht, aus diesen beiden Bestandteilen irgendwie Spannung zu erzeugen. Tatsächlich ist Der Usedom-Krimi: Winterlicht über weite Strecken sogar ein recht langweiliger Genrevertreter. Bei den Ermittlungen ist nicht viel zu holen, die Szenen in Gefangenschaft sind eintönig. Dass da noch diverse Abgründe im Rotlichtmilieu warten, macht den Film nicht wirklich besser. Tatsächlich sehenswert sind eigentlich nur mal wieder die Landschaftsaufnahmen, wenn wir an der Seite der Figuren durch triste Gegenden fahren oder stolpern. Das allein ist als Einschaltargument aber ein bisschen dünn, wo einige der früheren Folgen inhaltlich etwas zu bieten hatten, lässt einen das hier über weite Strecken einfach kalt.
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