
Douglas (Hugh Bonneville) ist eine echte Institution im Fernsehen, seine Nachrichtenshow wird von Millionen von Menschen gesehen, und das schon seit vielen Jahren. Doch dann macht ein Tweet die Runde, die für Ärger sorgen könnte. So heißt es, dass der beliebte Fernsehmoderator auf einer Party im angetrunkenen Zustand einen sexistischen Witz erzählt haben soll. Daran kann er sich nicht erinnern, misst dem Ganzen auch keine große Bedeutung bei. Auch seine Frau Sheila (Alex Kingston) und seine Tochter Claudia (Madeleine Power) machen sich deswegen keine Sorgen. Wie schlimm kann es schon sein? Lediglich Toby (Ben Miles), Produzent der Sendung, ist unruhig, schließlich hat Douglas einen gewissen Ruf. Die Geschichte gewinnt jedoch eine ganz andere Dynamik, als Co-Moderatorin Madeline (Karen Gillan) die Sache selbst in einem Tweet kommentiert und damit ihre zwei Millionen Follower darauf aufmerksam macht …
Spaß am Canceln
Donnerstagabend, da ist auf arte wieder Serienzeit. Oft sind das Krimis, kürzlich war da etwa Rapa über einen Lehrer und eine Polizistin, die herausfinden müssen, wer die Bürgermeisterin ermordet hat. Manchmal sind es auch Dramen. Letzte Woche lief da beispielsweise Nismet – Ein ungewöhnliches Mädchen, die autobiografisch gefärbte Geschichte einer Jugendlichen, die vor dem gewalttätigen Partner ihrer Mutter flieht. Mit Douglas Is Cancelled nimmt der Sender nun einen Titel ins Programm auf, bei dem man gar nicht so leicht sagen kann, welchem Genre er angehört. So wird die Miniserie gern man als Komödie verkauft, teils gar als Satire. Und tatsächlich sind da auch Szenen, die sich eindeutig über die Menschen und ihre Einstellungen lustig machen.
Wie der Titel bereits ankündigt, steht im Mittelpunkt ein sogenannter Cancel-Prozess, bei dem ein Mensch nach einem Fehltritt in Ungnade gerät. Serienschöpfer Steven Moffat, der unter anderem durch die Doctor Who Neuauflage und die moderne Neuinterpretation Sherlock seine Fans fand, lässt dabei jedoch offen, wer genau seine Zielscheibe ist. So weckt die erratische, selbstgerechte Weltverbesserin Claudia den Eindruck, dass es die moralistische Bevölkerung ist, die an den Pranger gestellt werden soll – zumal Douglas vorverurteilt wird. Auch Konzepte wie „alter weißer Mann“ werden in Douglas Is Cancelled mit einem Augenzwinkern angesprochen. Auf der anderen Seite wird mit der Zeit klar, dass Douglas ebenso wie Toby in ihren Einstellungen wirklich vor ein paar Jahrzehnten stehengeblieben sind. Da darf man zuweilen schon etwas zusammenzucken, wenn sie den Mund aufmachen.
Stark schwankender Genremix
Diese etwas unentschlossene Beschreibung geht mit größeren Schwankungen in der Tonalität einher – und eben mit Genrewechseln. So stellt sich mit der Zeit heraus, dass Douglas Is Cancelled einige sehr ernste Themen ansprechen will und auf gesellschaftliche Schieflagen aufmerksam macht. Die britische Produktion wird da schon ein düsteres Drama, das zuweilen auch wehtun kann. Zum Ende der vier Folgen umfassenden Serie nimmt die Intensität stark zu, das ist dann schon nahe an einem Thriller. Ein bisschen ist auch noch Mystery drin, wenn die zwischen verschiedenen Zeitebenen springende Geschichte erst spät verrät, worum es überhaupt geht. So ganz passt das nicht zusammen, man wird aus dem Ergebnis kaum schlau. Die starken Schwankungen können bei manchen Zuschauern und Zuschauerinnen für Irritationen sorge, wenn nicht klar ist, was das hier überhaupt sein soll.
Sofern man damit Leben kann, dass das Konzept etwas konfus ist, ist die Serie aber durchaus sehenswert. Da sind immer wieder sehenswerte Szenen dabei, die maßgeblich von dem Ensemble getragen werden. On nun Hugh Bonneville als väterlicher, fragwürdiger Mentor oder Ben Miles als schmieriger Produzent, das ist alles überzeugend. Die größte Bandbreite demonstriert aber Karen Gillan, die je nach Situation naives Fangirl, erschrocken, aber auch verschlagen sein kann und die damit ähnlich vielschichtig auftritt wie die Serie an sich. Allein deshalb schon ist der eigenwillige Genremix einen Blick wert, selbst wenn man sich an manchen Stellen wünschen würde, dass Douglas Is Cancelled vielleicht doch etwas zielstrebiger gewesen wäre.
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