
Uschi Förster (Steffi Kühnert) kann es kaum fassen, als sie nach einigen Jahren aus der psychiatrischen Anstalt entlassen wird. In der Zwischenzeit wurde ohne ihr Wissen ihr Haus verkauft, jemand anderes wohnt darin. Verantwortlich für den Verkauf war Kai Wiese (Marc Ben Puch), der gerichtlich bestellte Betreuer. Auch von den übrigen Habseligkeiten ist nichts mehr übrig, das musste alles weg – so sagt er zumindest. Anwältin Eva Schatz (ChrisTine Urspruch) kommt das eigenartig vor und beschließt, der verzweifelten älteren Frau zu helfen. Dabei hat sie selbst privat einiges um die Ohren, muss sie doch wegen eines Wasserschadens vorübergehend gemeinsam mit ihrem Vater Werner (Jochen Busse) bei ihrem Freund Hanno Bertram (Wolfram Grandezka) einziehen. Hannos Tochter Lili (Lola Höller) ist darüber aber gar nicht glücklich …
Dritter Teil der Reihe
Noch eine Anwaltsserie, braucht es das wirklich? Laut der ARD schon. Und so startete im September 2023 mit Einspruch, Schatz! die nächste Produktion im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die sich mit diesem Beruf beschäftigt. Die erste Folge Ein Fall von Liebe fokussierte sich dabei auf die Protagonistin, die in die Wechseljahre kommt, eine neue Liebe findet und sich beruflich um einen Sorgerechtsstreit kümmern muss. Da war also eine Menge los. Die zweite Folge Unter Vätern knüpfte nahtlos daran an. Neben den privaten Geschichten ging es diesmal um einen gemobbten Schüler. Anderthalb Jahre später gibt es ein Wiedersehen mit der resoluten Anwältin. Erneut gibt es zwei Filme im wöchentlichen Abstand. Los geht es mit Überraschungsgäste, die Woche drauf steht Herzenswünsche auf dem Programm.
Der dritte Teil der Reihe knüpft dabei nahtlos an die Vorgänger an. So spielt erneut das Private eine große Rolle in der Geschichte. Schon beim letzten Mal wurde das schwierige Verhältnis zwischen Eva und Lili thematisiert, die Tochter ihres neuen Freundes. Bei Einspruch, Schatz!: Überraschungsgäste wird das fortgesetzt und noch etwas weiter eskaliert. Vorkenntnisse sind deshalb von Vorteil, um die diversen zwischenmenschlichen Beziehungen besser einschätzen zu können. Zwingend notwendig ist das aber nicht, da die wichtigsten Punkte sehr schnell erklärt sind. Zumal das jetzt auch alles nicht so wahnsinnig originell ist. Muss es aber auch nicht unbedingt sein, die Probleme innerhalb einer Patchworkfamilie bieten genug Identifikationsfläche für das Publikum. Eifersucht auf die neue Partnerin des Vaters? Ja, das kommt vor.
Ungewöhnlicher Fall
Deutlich ungewöhnlicher ist der neue Fall, mit dem sich Eva herumplagen muss. Eine Frau, die in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wird und enteignet wird, das ist keine sehr alltägliche Erfahrung. Einspruch, Schatz!: Überraschungsgäste zeigt dabei auch wieder die tonalen Schwankungen der Reihe, die Komisches mit Dramatischem verbinden möchte. Ersteres ist im Privatleben zu suchen, Letzteres bei dem Fall. Erschwerend bei der Tragik kommt noch hinzu, dass die alte Frau seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn Ben (Robert Höller) hat. Mit dem Fall hat das nur bedingt zu tun, grundsätzlich hätte man das komplett streichen können. Offensichtlich wollte man noch ein bisschen Wohlfühldrama einbauen, damit das Publikum zum Wochenendauftakt das Herz übergeht.
Das funktioniert prinzipiell, größere Erwartungen sollte man aber nicht haben. Aufgrund der konkurrierenden drei Stränge wird da nichts vertieft. Das macht sich gerade auch an den jeweiligen Auflösungen bemerkbar, die immer sehr schnell gehen müssen. Da wird dann der Schalter umgelegt und auf einmal ist alles wieder gut. Immerhin, der stark moralisierende Ton des vorherigen Films ist verschwunden, Einspruch, Schatz!: Überraschungsgäste ist da zurückhaltender. Ärgern muss man sich allenfalls, wenn es im weiteren Verlauf ein bisschen arg unglaubwürdig ist. Gerade die Sache mit der betrügerischen Enteignung ist gleich in mehrfacher Hinsicht fragwürdig. Für einen netten Fernsehabend reicht es aber.
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