
Seitdem er gegen die algerische Schleuser-Mafia ausgesagt hat, ist das Leben, wie er es kannte, für den ehemaligen Fluchthelfer Tom Fährmann (Hans Sigl). Offiziell heißt er nun Tom Hemmrich. Er hat ein Leben mit einer neuen Identität in England aufgebaut, die Vergangenheit wollte er hinter sich lassen. Damit ist es aber vorbei, als die BKA-Abteilungsleiterin Iris Martenstein (Marion Kracht) bei ihm auftaucht. Zuvor ist eine von Interpol veranlasste Fluchtmission für die Informatikerin und Cybercrime-Informantin Sophia Moreno (Hana Sofia Lopes) in die Hose gegangen. Dabei wurde nicht nur ihr Sohn Noa (Santiago André) entführt, sondern auch Toms frühere Kollegin Alexandra Velten (Nadja Becker) schwer verletzt. Widerwillig lässt er sich daher auf die Mission ein, Sophia zu suchen und in ein Safe House zu bringen. Doch auch dort ist sie vor Christian Aristides (Christoph Franken), dessen Agentur mit Fake News handelt und der es auf ein Programm abgesehen hat, nicht sicher …
Die Gefahr der Fake News
Montagabend sind im ZDF in der Regel Krimis angesagt (wie auch am Mittwoch, Freitag und Samstag). Meistens handelt es sich dann um Teil der üblichen Dauerbrenner, diverse Reihen laufen da in Dauerschleife. Dann und wann strahlt der Sender aber auch Einzeltitel aus, die in sich geschlossene Geschichten erzählen. Vor einem Monat war dabei Lillys Verschwinden zu sehen, ein mit zahlreichen Fernsehstars Zweiteiler um ein Mädchen, das im Urlaub spurlos verschwunden ist und ein Paar, das daran zu zerbrechen droht. Mit Flucht aus Lissabon kommt jetzt wieder einer dieser gesonderten Filme heraus. Dieses Mal ist die Geschichte in anderthalb Stunden auserzählt, was sicherlich die bessere Entscheidung war, als das so hinauszuzögern, wie es bei der obigen Produktion der Fall war. Besser geworden ist sie dadurch aber auch nicht.
Klar, hier wird versucht, ein ganz aktuelles Thema aufzugreifen. Fake News sind schließlich überall, auch dank der sozialen Netzwerke, in denen der größte Blödsinn verbreitet werden kann, teilweise gezielt verbreitet werden soll, ohne dass jemand dafür haften muss. Flucht aus Lissabon geht noch ein wenig weiter, wenn einer der beiden Antagonisten Chef einer Agentur ist, die mit dem Erzeugen solcher gefälschten Nachrichten und Videos ihr Geld verdient. Viel zynischer kann es kaum sein. Der andere Antagonist ist der autoritäre Herrscher eines fiktiven afrikanischen Staates, der mithilfe solcher Fälschungen seine Macht fertigen will. In einer Zeit, in der Großmächte USA, Russland, China und viele andere Länder gezielt die Wahrheit verdrehen, ist es zwar etwas befremdlich, Afrika als Feind auszusuchen.
Lächerlich und langweilig
Andererseits geht es ja weniger um eine Darstellung aktueller Entwicklungen. Allgemein sollte man keinen Realismus erwarten. Drehbuchautor Hans-Hinrich Koch (Der Feind meines Feindes) scheut auch nicht vor irgendwelchen absurden Sachen zurück, die man eher bei völlig überzogenen Hollywood-Streifen erwarten würde. Manche Stellen sind schon sehr lächerlich. Die völlig idiotische Auflösung inklusive, wenn eine auf Cyberverbrechen spezialisierte Agentur sich so verhält, als hätte noch nie jemand mit Computerhardware gearbeitet, macht Flucht aus Lissabon noch ärgerlicher. Wobei das mit der Kompetenz der Figuren allgemein so eine Sache ist. Da verhalten sich einige so, als hätten sie gerade ihren ersten Arbeitstag. Bei einem Film, der vor großen Gefahren warnen und mit genialen Erfindungen protzen will, ist das ein bisschen dürftig.
Hinzu kommt, dass der Film Klischee um Klischee bemüht. Da hat man das Gefühl, dass der Film nicht nur von künstlicher Intelligenz spricht, sondern diese auch eingesetzt hat, um den Inhalt des Films zu verfassen. Die Figuren sind langweilig, die Dialoge teils dürftig. Überraschungen? Einfälle? Beides sucht man hier vergeblich, was dann auch Auswirkungen auf die Spannungskurve hat. Flucht aus Lissabon hätte eigentlich viel Nervenkitzel erzeugen sollen, stattdessen ist der Film abwechselnd fad und ärgerlich. So unheimlich die Möglichkeiten sind, im Internet alternative Wahrheiten, so wenig interessant ist der Versuch geworden, daraus eine Abendunterhaltung zu machen.
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