
Der Schock ist groß, als sich herausstellt, dass die beiden elfjährigen Schülerinnen Sarah Springer (Anna Triebel) und Stella Lamprecht (Katharina Weitzendorf) spurlos verschwunden sind. Vor allem bei Katja Baumann (Simone Thomalla) ringen die Alarmglocken, hatte die verhaltensauffällige Stella doch davon gesprochen, Sarah etwas anzutun und straffrei davonzukommen. Währenddessen sucht Lilly Engel (Julia Willecke) immer noch nach ihrem Vater, Trixie Weber (Nina Schmieder), die Frau von Katjas Ex Mark (Marco Girnth) bekommt ein Kind und Leslie Wolff (Nadine Wrietz) will wegziehen, was Lillys Freund Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) vor große Probleme stellt, weil er niemanden mehr hat, der in seinem Café mithilft …
Mehr vom Bekannten
Alles hat einmal ein Ende, auch die aktuelle Staffel der ZDF Herzkino Reihe Frühling. Insgesamt sechs Folgen umfasst diese, so wie schon die letzten Staffeln. Und mal wieder war eine ganze Menge los in dem kleinen Dorf, von geheimen Kellern (Das Versteck) über invasive Pflanzen (Die Mutter, die es nie gab) bis zum Dauerbrenner toxische Beziehung – die Geschichte um Amelie ging über mehrere Folgen. Zuletzt schockierte Wenn du nicht still bist, dann… die Zuschauer und Zuschauerinnen. Nicht nur, dass es dort zu heftigem Mobbing kam, Morddrohung inklusive. Die Folge endete auch noch damit, dass die beiden Mädchen spurlos verschwunden sind – ein richtig gemeiner Cliffhanger also. Umso neugieriger durfte man da sein, wie Mein Geheimnis, dein Geheimnis, die sechste und letzte Folge der Staffel, das alles auflösen würde.
Wer jedoch deswegen gehofft hat, dass die Auflösung gleich am Anfang kommt, wird enttäuscht. Tatsächlich müssen die Zuschauer und Zuschauerinnen bis zum Schluss der Folge warten, um zu erfahren, was geschehen ist. Das heißt nicht, dass die Geschichte nicht auch vorher schon thematisiert wird. Tatsächlich wird sogar sehr oft darüber gesprochen. Das Publikum soll aber auf die Folter gespannt werden, weshalb eine ganze Reihe anderer Handlungsstränge parallel erzählt werden. Frühling: Mein Geheimnis, dein Geheimnis setzt dabei diverse frühere Folgen dort: Ob der Nachwuchs von Mark, Lillys Vatersuche oder Leslies Neuorientierung, all das hat sich schon angekündigt und wird hier vorangetrieben. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt, sorgt für Wiedererkennungseffekte. Fans werden sich freuen.
Seifenoper ohne Ende
Wobei manche auch verärgert sein könnten, da diese Geschichten eben keinen Abschluss finden. Das ist eines der vielen Mankos der Reihe: Man kommt nie auf den Punkt, zögert dreist das Ende hinaus, dreht sich wochen-, teils jahrelang auf der Stelle, ohne dass da mal je etwas vorankommen würde. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, baut Frühling: Mein Geheimnis, dein Geheimnis noch neue Elemente ein. Da wird doch ernsthaft angedeutet, dass die Beziehung von Lilly und Adrian Konkurrenz bekommen könnte. Denn das wird bedeuten, dass mindestens eine Staffel lang, wenn nicht gar mehrere, immer wieder irgendwelche Konflikte kommen werden. Dabei überzeugt schon der erste nicht, der hier willkürlich eingebaut wurde.
Nicht dass das Publikum ansonsten mit glaubwürdigen Geschichten und nachvollziehbarem Verhalten zu tun hätte. Man darf sich bei Drehbuchautorin Natalie Scharf ja manchmal wundern, in welcher Parallelwelt sie so unterwegs ist. Mit realen Menschen hat sie dabei zumindest wenig zu tun. Manches ist in Frühling: Mein Geheimnis, dein Geheimnis unfreiwillig komisch. Wenn sich Pfarrer Sonnleitner (Johannes Herrschmann) beispielsweise beklagt, dass er allein im Büro arbeiten muss, darf man fragen: welche Arbeit? Bislang wurde noch nie gezeigt, wie jemand dort auch mal Büroarbeit erledigt. Anderes soll wohl lustig sein, siehe die aufdringliche Bäckerin Heidrun Niedermayer (Catalina Navarro Kirner). Ein Spaß ist das jedoch nicht. Wenn am Ende noch ein „Zufall“ Stränge zusammenführt und ein weiteres Seifenoper-Geheimnis enthüllt wird, ist das schon mit einer gewissen Erleichterung verbunden, dass der Schrecken jetzt erst einmal ein Ende hat.
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