
Laura (Andrea Riseborough) liebt ihre Arbeit auf einem Bio-Hühnerhof, die Tiere sind ihr ein und alles. Normalerweise führt sie diesen allein, ist gut in der Gemeinde vernetzt. Doch als sie schwer an Krebs erkrankt, kommt auch ihre Tochter Charlie (Morgan Saylor), um sie dabei zu unterstützen. Dabei kann die junge Frau damit eigentlich wenig anfangen, sie will studieren, Finanzwesen, was überhaupt nicht zur Lebenseinstellung ihrer Mutter passt. Das führt zuweilen zu Diskussionen, insgesamt kommen die beiden aber gut klar. Richtig kompliziert wird es jedoch, als eines Tages unangekündigt auch Lauras Mutter Solange (Catherine Deneuve) vor ihnen steht. Viele Jahre haben die beiden sich nicht mehr gesehen, da es Laura Solange nie verziehen hat, sie verlassen zu haben, als sie ein Kind war. Charlie wiederum wusste gar nicht, dass sie eine Großmutter hat, weshalb so manche Aussprache nötig ist …
Familie heißt Streiten
Viele werden es aus dem eigenen Leben kennen: Manchmal haben Eltern und ihre Kinder so unterschiedliche Ansichten von der Welt, dass man den Eindruck hat, sie kämen aus völlig anderen Familien. Auf die eine oder andere Weise dürften die meisten solche Erfahrungen machen. Aus diesem Grund ist das in Filmen immer ein dankbares Thema, weil sich die Zuschauer und Zuschauerinnen darin wiederfinden können, wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt und Ideologien aufeinanderprallen. Das wissen natürlich auch Marco La Via und Hanna Ladoul, die bei Funny Birds – Das Gelbe vom Ei Regie geführt und das Drehbuch geschrieben haben. Die beiden treiben das aber auf die Spitze, indem gleich drei Generationen zusammenkommen – und jede ganz anders ist.
Teilweise wird dabei mit Erwartungen gespielt. Oft ist es in Filmen so, dass die Kinder die Idealisten sind und deshalb mit den Eltern aneinandergeraten. Stattdessen muss hier eine Bio-Bäuerin, die sehr viel Wert auf Gemeinschaften legt, mitansehen, wie ihre Tochter dem Klassenfeind Kapitalismus hinterherläuft. Da werden also die Rollen etwas vertauscht. Die Oma wiederum ist die Lebefrau, die sich nicht binden will, ein wenig flatterhaft und verantwortungslos ist. Die Sollbruchstelle bei den beiden bezieht sich damit auf andere Aspekte. So oder so: Unterschiede gibt es in Funny Birds – Das Gelbe vom Ei eine Menge, weshalb es erwartungsgemäß zu vielen Konflikten kommt. Der Rest der Welt spielt über weite Strecken keine Rolle, die bekommen wir nur manchmal zu sehen. Das hier ist eher ein Kammerspiel, nur eben nicht in einer Kammer, sondern einem Bauernhof.
Kurzweiliger Wohlfühlfilm
Richtig heftig werden diese Auseinandersetzungen dabei gar nicht. Zum einen ist der Ton oft eher humorvoll. Das Publikum soll seinen Spaß damit haben, wenn diese drei grundverschiedenen Frauen aufeinandertreffen und dabei in so manch chaotische Situation geraten – woran die Hühner ihren Anteil haben. Außerdem soll Funny Birds – Das Gelbe vom Ei ja auch ein Wohlfühlfilm sein. So sehr die Frauen sich zwischenzeitlich in den Haaren liegen, läuft es doch unweigerlich darauf hinaus, dass sie sich näherkommen und am Ende eine Familie bilden. Da wird dann zwar gepiesackt, wirklich wehtun darf das Ganze aber nicht, weder den Figuren noch dem Publikum.
Grundsätzlich ist das in Ordnung. Es führt aber auch dazu, dass der Film keinen so richtig bleibenden Eindruck hinterlässt, da sind einfach zu wenig prägnante Situationen dabei. Überraschungen sollte man sowieso nicht erwarten, die narrativen Ambitionen sind überschaubar. Dafür ist Funny Birds – Das Gelbe vom Ei natürlich erstklassig besetzt. Vor allem die legendäre Diva Catherine Deneuve bekommt immer wieder die Gelegenheit, ganz groß aufzuspielen, Tochter und Enkeltochter sind da deutlich weniger extravagant angelegt. Aber auch dort überzeugt das Ensemble, das Zusammenspiel der drei Darstellerinnen funktioniert gut. Am Ende springt so eine solide Tragikomödie heraus, die nicht viel fordert, mit der man sich aber leicht anderthalb Stunden die Zeit vertreiben kann.
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