
Es hätte ein richtig schöner Urlaub werden sollen für Richard (Nick Frost) und Susan (Aisling Bea), als sie mit ihren Kindern Jessie (Maisie Ayres) und Sam (Sebastian Croft) ihre Reise nach Svalta antreten, eine abgelegene schwedische Insel, die sich nur hin und wieder per Fähre erreichen lässt und wo sie sich eine traditionelle Theateraufführung ansehen wollen. Doch schon auf dem Weg dorthin gibt es Schwierigkeiten, man rät ihnen davon ab, einen Fuß auf das Eiland zu setzen. Man würde sie dort nicht wollen. Tatsächlich tritt ihnen die einheimische Bevölkerung sehr abweisend gegenüber. Angeführt von Klara (Anitta Suikkari), welche die alten Rituale aufrechterhält, lässt man die britische Familie wissen, dass sie nicht willkommen ist. Davon lassen sie sich aber nicht abhalten, schließlich haben sie das Haus von Matts (Eero Milonoff) schon gemietet. Aber dabei haben sie die Rechnung ohne die Gemeinde gemacht, die vor nichts zurückschreckt …
Der ländliche Alptraum
Es ist ein Szenario, das man aus zahlreichen Horrorfilmen kennt: Die Hauptfiguren fahren in eine ländliche Gegend und erleben mit der lokalen Bevölkerung einen absoluten Alptraum. Vom Klassiker The Texas Chain Saw Massacre (1974) über eine Gruppe von Jugendlichen, die einer Kannibalenfamilie in die Hände fällt, bis zum heidnischen Schrecken in Midsommar (2019), man findet viele Beiträge, die mit einem solchen Szenario arbeiten. Mit Get Away kommt nun ein weiterer Titel zu uns, bei dem ein abgelegener Ort zum Schauplatz einer brutalen Begegnung wird. Dafür wurde ein ebenso bewährtes Setting gewählt, Inseln funktionieren bei solchen Geschichten immer. The Wicker Man (1973) ist ein bekanntes Beispiel dafür, wie eine Insel zu einer eigenen Welt mit eigenen Gesetzen wird.
Das weiß natürlich auch der beliebte britische Schauspieler Nick Frost, der hier nicht nur die Hauptrolle übernommen hat, sondern auch für das Drehbuch verantwortlich ist. Er greift diese Motive dankbar auf, spielt mit den Klischees. Ob es die kryptischen Warnungen sind oder die abweisenden Alten, das kennt man ebenso wie die naive Unbekümmertheit der Charaktere, die geradezu blind durch die Welt fahren und sich nicht um die Regeln und Werte anderer kümmern. Get Away funktioniert dadurch auch als eine Art Satire auf unverschämte Touristen, die sich über alle hinwegsetzen. Dass es von diesen nicht wenige gibt, haben in den letzten Wochen die Nachrichten demonstriert. Ob nun ein nackter Hintern auf der Chinesischen Mauer oder tierische Übergriffe, die Dreistigkeit kennt keine Grenzen. Ganz so schlimm sind die vier hier nicht, Einfühlsamkeit wird man ihnen aber kaum zugutehalten.
Ein Showdown der Überraschungen
Der Film schwankt auf diese Weise zwischen humorvollen Passagen und einer unheilvollen Stimmung. So richtig spannend wird es aufgrund der Tonalität zwar nicht, man nimmt das nicht so wahnsinnig ernst. Aber es ist doch amüsant. Hinzu kommt, dass man sich den folkloristischen Elementen schon Mühe gab, Get Away hinterlässt bei den Kostümen und anderem Eindruck. Und dann wäre da noch das stimmungsvolle Setting. So eine abgelegene Insel ist einfach immer dankbar, wenn man von der Außenwelt abgeschnitten ist und dem Bösen ausgeliefert. Eine Flucht ist nicht möglich, bis Hilfe kommt, könnte es zu spät sein. Das hätte auch bei einem „richtigen“ Horrorfilm gut geklappt.
Wenn die britische Produktion in Erinnerung bleibt, dann ist es weniger das Spiel mit den üblichen Bestandteilen. Vielmehr hat sich Frost für das Finale noch etwas einfallen lassen, das für so manch staunende Augen sorgen wird. Zwar gibt es für Teile davon schon vorher Anzeichen. Insgesamt ist die Wendung aber gelungen, der Showdown läuft nicht so ab, wie man das anfangs erwartet hätte. Zusammen mit dem spielfreudigen Ensemble wird also schon genug geboten, wofür sich ein Blick lohnt. Es wäre aber schön gewesen, wenn Get Away an der Stelle noch etwas fokussierter wäre. An Blut und Gewalt mangelt es nicht, die Abwechslung ist jedoch eher gering. Insgesamt ist die Horrorkomödie so solide geworden – nicht mehr, nicht weniger.
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