
Das Leben meint es gut mit den Vandergroots: Vater Fred (Matthew Macfadyen), Mutter Nancy (Nicole Kidman) und Sohn Harry (Jude Hill) führen ein Bilderbuchleben in der US-amerikanischen Kleinstadt Holland, sind gut in der Gemeinde integriert, haben sich ein lauschiges Zuhause eingerichtet. Diese Idylle wird aber empfindlich gestört, als Nancy einige unheimliche Entdeckungen macht. Erst ist da ihr Ohrring, der spurlos verschwunden ist, was sie in den Wahnsinn treibt. Dafür stolpert sie über eine Schachtel, in der Fred mehrere Sachen versteckt hat, was für sie keinen Sinn ergibt. Könnte er ein Geheimnis haben, sie vielleicht mit einer anderen betrügen? Sie will, nein muss das unbedingt aufklären. Ihr Kollege Dave Delgado (Gael García Bernal) hilft ihr nur zu gern bei der Wahrheitsfindung, pflegt er doch insgeheim größere Gefühle für die Lehrerin …
Das Geheimnis hinter der Fassade
Geschichten, in denen eine schöne Fassade den Blick auf hässliche Abgründe verbirgt, scheinen eine Vorliebe von Mimi Cave zu sein. So handelte ihr gefeiertes Debüt Fresh von einer Frau, die ihren Traummann datet, dabei aber feststellen muss, dass dieser ein Geheimnis hat. Etwas mehr als drei Jahre dauerte es nach der hochgelobten Horrorkomödie, bevor sich die Regisseurin mit ihrem nächsten Film zurückmeldet. Das exklusiv auf Amazon Prime Video verfügbare Holland hat dabei einiges mit ihrem Debüt gemeinsam, wenn es in beiden Fällen um eine Protagonistin geht, deren Partner offensichtlich nicht der ist, der er nach außen hin erscheint. Leider ist das Zweitwerk aber nicht annähernd so gut wie der hochgelobte Festivalhit.
Dabei fängt das alles vielversprechend an. So spielt Holland zwar nicht in dem Teilgebiet der Niederlande, sondern der gleichnamigen US-amerikanischen Kleinstadt. Dort wird das europäische Erbe aber zelebriert, weshalb das jährliche Tulpenfest ein Großereignis ist und die Protagonistin schon einmal in die traditionelle Kleidung schlüpft. Das wirkt ziemlich befremdlich, so als wäre man nicht Teil der Realität. Allgemein hat Cave ein Talent dafür, alles etwas unwirklich erscheinen zu lassen. Das passt nicht nur zu dem Thema, dass vieles nicht das ist, wonach es nach außen hin erscheint. Es liefert zudem den Rahmen für eine Hauptfigur, die sich in ihren Fantasien verliert und bei der man deshalb nie weiß, ob sie sich jetzt etwas einbildet oder nicht. Das nimmt dann nicht die Ausmaße des gleichzeitig im Kino gestarteten The Woman in the Yard an, ist aber gut umgesetzt.
Stimmungsvoll bis langweilig
Dem Ensemble kann man aber sowieso nicht viel vorwerfen. Nicole Kidman spielt wie kürzlich in Babygirl eine Frau, welche die Kontrolle über sich verliert und eine Affäre beginnt. Nur ist das hier etwas eigenartig. Denn während bei dem vorherigen Thrillerdrama die Unzufriedenheit der Protagonistin die direkte Voraussetzung ist für den Ehebruch, ist er in Holland die Folge eines Verdachts: Nancy will den Ehemann wegen einer vermeintlichen Affäre überführen und beginnt dabei selbst eine. Verstehen muss man das nicht unbedingt. Andererseits ist es auch nicht so, als wäre bei den Figuren anderweitig viel zu holen. Sonderlich interessant sind sie nicht, was auch für die Geschichte als solche gilt. Warum das Drehbuch seinerzeit auf der bekannten Blacklist der beliebtesten unverfilmten Drehbücher stand, wird bei dem Ergebnis nicht klar.
Dann und wann hat der Thriller, der auf dem South by Southwest Festival 2025 Weltpremiere hatte, zwar schon seine Momente. Die Miniaturlandschaften als Abbild einer idealisierten Außenwelt funktioniert wie schon bei The End. Cave hat zudem ein paar gute Einfälle, um die verzerrte Wahrnehmung von Nancy zu veranschaulichen. Umso enttäuschender ist, wie Holland beim wichtigsten Punkt überhaupt patzt: die Spannung. Zwar sind da vereinzelt Momente, in denen es brenzliger wird. Und natürlich will man schon wissen, was nun hinter den Beobachtungen der Hauptfigur steckt. Hat Fred ein Geheimnis? Und wenn ja, welches ist das? Das ist aber nicht genug, um die komplette Laufzeit zu füllen. Da sind immer mal wieder Passagen dabei, die überraschend öde sind, weshalb beim Abspann zumindest eine Gewissheit da ist: Das war irgendwie Zeitverschwendung.
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