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Ich, Tom Horn

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„Ich, Tom Horn“ // Deutschland-Start: 14. August 1980 (Kino) // 22. Juli 2005 (DVD)

Inhalt / Kritik

Während seiner Reise durch Wyoming wird der ehemalige Scout Tom Horn (Steve McQueen) von dem Rancher John Coble (Richard Farnsworth) angeheuert, einer Bande von Viehdieben das Handwerk zu legen. Horns Ruf eilt ihm voraus, denn er war maßgeblich an der Ergreifung des Indianerhäuptlings Geronimo beteiligt und gilt als guter Schütze. Coble gelingt es, die anderen Farmer von Horns Qualifikation zu überzeugen, sodass dieser sich schon bald auf die Jagd nach den Viehdieben macht. Es dauert nicht lange und er hat den Dieben das Handwerk gelegt, wobei er durch seine brutalen Methoden dafür sorgt, dass keine andere Bande die Nachfolge antritt. Zur gleichen Zeit beginnt er eine Beziehung mit der Lehrerin Glendolene (Linda Evans). Nach einer Schießerei in der Gemeinde, bei der Horn beteiligt war, werden kritische Stimmen laut, welche die Brutalität des ehemaligen Scouts anmerken. Hinter Toms Rücken wird ein Komplott gegen ihn geplant, das seinem Treiben ein Ende setzen und den guten Ruf der Rancher bewahren soll.

Das Ende der „Frontier“

Als Soldat und Scout für die US-Armee machte sich Tom Horn Jr. einen Namen, unter anderem durch seine Rolle bei der Ergreifung des Apachenhäuptlings Geronimo. Später wurde er in Wyoming von einer Gruppe Rancher angeheuert, in deren Auftrag er Viehdiebe jagte, bis er 1902 für den Mord an einem 14-jährigen Jungen verurteilt und wenig später hingerichtet wurde, obwohl bis heute seine Schuld an der Tat umstritten ist. Steve McQueen sicherte sich früh die Rechte an der Biografie Horns, die dieser während seiner Zeit im Gefängnis, als er auf den Tag seiner Hinrichtung wartete, geschrieben hatte. Die Produktion war alles andere als leicht, nicht zuletzt wegen McQueens angeschlagener Gesundheit. Die diversen Probleme sieht man Ich, Tom Horn auch an, denn neben dem recht konfusen Schnitt kann der Film sich nicht so recht zwischen Heldenverehrung oder -demontage entscheiden.

Ähnlich wie bei Wyatt Earp ist es auch im Falle Tom Horn so, dass er im Laufe der Jahre immer mehr an Ansehen gewann und zu so etwas wie einer mythischen Gestalt wurde. Gerade seine schon erwähnte Biografie, auf der Ich, Tom Horn basiert, hat dazu beigetragen, dass die Biografie zusammenfällt mit essentiellen Elementen der US-amerikanischen Narrativs, vor allem dem Konzept der „Frontier“. Horn ist eine Symbolfigur des „Wilden Westen“ geworden, um die sich Legenden ranken, was ihm schließlich auch die Stellung als Handlanger für die Rancher in Wyoming einbringt, wie am in William Wiards Film sieht. Jedoch ist das Land erschlossen, wurde aufgeteilt unter jenen, die genug Geld und Macht hatten und die Ureinwohner sind nur noch eine ferne Erinnerung.

Die Legende Horn wird zum Handlanger für die Rancher degradiert, wobei die Heldenverehrung eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Seine Methoden passen jedoch nicht in diese Gesellschaft, die nicht Steaks, sondern Hummer bei ihren Festen serviert, sodass Horn immer mehr zu einer Peinlichkeit und letztlich sogar zu einem Ärgernis wird. Die Demontage der Legende ist teils von ihm selbst vorbereitet, teils aber auch der Wille einer Gesellschaft, die am Mythos festhalten will, jedoch nicht an Begleiterscheinungen wie der Gewalt oder dem Blutvergießen. Dass diese Bilder Teil des Mythos sind, passt nicht ein Narrativ, was man sich bei Hummer und Champagner erzählt.

Eine Zelle mit Aussicht

Folgerichtig spielt Steve McQueen Tom Horn als Menschen, der sich nach einer Freiheit sehnt, die in der Gegenwart schon lange nicht mehr vorhanden ist. Eine Zelle mit Aussicht stellt man ihm zur Verfügung, von der aus er auf das Land blicken kann, dessen Weite für ihn immer so viel bedeutet hat. Desillusion wechselt sich ab mit Naivität, wenn er ohne zu Zögern auf das Angebot der Rancher eingeht, auch wenn ihn seine Erfahrung doch etwas Anderes gelehrt haben müsste. Horn fügt sich seinem Schicksal und lässt alles über sich ergehen, die Heldenverehrung genauso wie die Ablehnung und die Kritik, die er später erfährt. In Ich, Tom Horn hätte man sich einen ruhigeren oder zumindest einen strukturierten Erzählfluss gewünscht, der jedoch durch den fahrigen Schnitt ruiniert wird. Das stimmige Porträt McQueens wird zerpflückt durch grobe Auslassungen oder Rückbezüge auf die insgesamt deplatziert wirkende Liebesgeschichte mit Linda Evans’ Figur. Ich, Tom Horn hätte ein großer Western werden können, doch für mehr als guten Durchschnitt reicht es nicht bei diesem sehr gehetzt erzählten Film.



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Ich, Tom Horn
fazit
„Ich, Tom Horn“ ist ein Westerndrama über Mythen und ihre Demontage. Schauspielerisch und teils auch visuell hat der Western einiges zu bieten, doch der fahrige Schnitt sowie die thematische Unentschiedenheit ruinieren leider den Gesamteindruck.
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