
Seit einer ganzen Weile schon hat Shaw Landon (Sydney Taylor), eine Tochter aus gutem Haus und angehende Medizinerin, Gefühle für den Tätowierer Rule Archer (Chase Stokes) entwickelt. Dass er ihrer Mutter nie gut genug wäre, stört sie nicht. Problematischer ist schon, dass er ständig etwas mit anderen Frauen am Laufen hat und sich offensichtlich nicht auf eine Beziehung einlassen will. Ohnehin scheint er in ihr nicht mehr als eine Freundin zu sehen, nennt sie immer nur Casper, was sie insgeheim stört, aber nie anzusprechen wagen würde. Als es wider Erwarten doch noch zu einer gemeinsamen Liebesnacht kommt, weiß sie deshalb nicht, was sie damit anfangen soll. Und auch er hat seine Schwierigkeiten mit der neuen Situation …
Eine Liebe voller Klischees
Sie erfreuen sich nach wie vor einer großen Beliebtheit: Romane über turbulente Beziehungen zwischen zwei jungen Menschen. Sind diese populär genug, gibt es auch Verfilmungen der Geschichten. Diese sind teilweise ebenfalls erfolgreich, After Passion brachte es auf drei Fortsetzungen. Bei Culpa Mia – Meine Schuld gibt es bislang einen Nachfolger und ein Remake. Ob auch Marked Men: Rule + Shaw fortgesetzt wird, bleibt noch abzuwarten. Stoff gäbe es auf jeden Fall genug: Autorin Jay Crownover hat insgesamt sechs Romane verfasst, die Teil dieser Marked Men Reihe sind. Wobei diese nicht direkte Fortsetzungen sind. Vielmehr stehen jeweils irgendwelche tätowierten Männer im Mittelpunkt, daher auch der Titel. Querverbindungen gibt es dabei schon, nur wird jedes Mal jemand anderes in den Vordergrund gestellt.
Sehr viel Lust auf weitere Filme macht der Auftakt dabei nicht. Schon das grundsätzliche Szenario lässt einen wieder kräftig mit den Augen rollen. Braucht es ernsthaft noch weitere Geschichten um ein Mädchen aus gutem Haus, das sich in einen Bad Boy verliebt? Wobei Letzteres offensichtlich daran festgemacht wird, dass er keine festen Beziehungen hat, dafür aber tätowiert ist. Klischees werden bei Marked Men: Rule + Shaw also nicht nur aufgenommen, sondern gezielt gesucht. Eine tatsächliche Figurenzeichnung findet hingegen nicht statt, weder bei den Hauptfiguren noch denen am Rande. Manchmal gibt es Stereotype, wie Shaws Mutter (Nancy De Mayo), die nahe an einer Karikatur ist. Manchmal reicht es nicht einmal dafür, da laufen lediglich zweibeinige Platzhalter herum, deren einziges Merkmal das Äußere ist.
Fragwürdig und ohne Chemie
Attraktiv ist die Besetzung, das ist sie bei solchen Filmen ja immer. Manchmal darf sie sich auch ausziehen. Wie schon bei der After-Reihe ist das Ergebnis aber nicht annähernd so prickelnd und erotisch, wie getan wird. Dazu passt dann auch, dass das Liebesdrama teilweise sehr konservativ ist. Da dürfen Männer sich einander brutal verprügeln, während es ein absolutes No-Go ist, dass ein Mann eine Frau schlägt. Marked Men: Rule + Shaw betont zwar die Eigenständigkeit der Protagonistin, wird dann aber doch zur Damsel in Distress reduziert. Gewalt, so wird hier vermittelt, ist dann gerechtfertigt, wenn es die „Richtigen“ trifft – was eine schon sehr fragwürdige Weltsicht offenbart. Aber auch das kennt man aus diversen solcher Romanzen.
Da auch die Dialoge teils katastrophal sind und der Ablauf der Handlung maximal einfallslos, muss man schon nach Gründen suchen, sich den Film anzuschauen. Natürlich, die Zielgruppe legt weniger Wert auf tiefgründige, nuancierte Inhalte. Da kann es schon reichen, zwei gutaussehende Menschen zusammenzustecken. Man kann jetzt allerdings auch nicht sagen, dass da so eine wahnsinnig tolle Chemie zwischen Chase Stokes (Ugly – Verlier nicht dein Gesicht) und Sydney Taylor (American Born Chinese) geben würde. Zumindest ist sie nicht gut genug, um den schwachen Inhalt auszugleichen. Marked Men: Rule + Shaw ist ein Totalausfall, der eher Wut als romantische Gefühle auslöst.
(Anzeige)