
Als drei Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung bei ihrer Arbeit spurlos verschwinden, werden die FBI-Agenten Rupert Anderson (Gene Hackman) und Alan Ward (Willem Dafoe) nach Jessup County, Mississippi geschickt, um in dem Fall zu ermitteln. Während der liberale Ward angewidert ist von täglichen Rassismus sowie der Gewalt, die ihm in der Gemeinde begegnet, ist Anderson gelassener, hat er doch vor seiner Zeit beim FBI viele Jahre als Sheriff in Mississippi gearbeitet. Die Gegenwart des FBI wird gar nicht gerne gesehen von der Gemeinde, allen voran dem Bürgermeister und dem Sheriff, die mehr ein Hindernis als eine Hilfe bei den Nachforschungen der Agenten sind. Trotz einer Vielzahl an zusätzlichen Agenten und vielen anderen Helfern aus dem Norden bringt die Ermittlung keinerlei Hinweise zustande, was Ward frustriert. Unterdessen setzt Anderson seine ganz eigenen Methoden ein, um sich den Bürgern der Gemeinde zu nähern und gewinnt so einen Draht zu Mrs. Pell (Frances McDormand), der Frau des Deputy Sheriffs Clinton Pell (Brad Dourif). Langsam aber sicher zeigt sich ihm das Bild einer Gemeinschaft, in der Angst und Gewalt an der Tagesordnung sind und gegen die selbst die Übermacht des FBI nur schwer ankämpfen kann.
Die Krieg im Innern
Unter dem Decknamen „Mississippi Burning“, oder kurz MIBURN, lief 1964 eine Ermittlung der US Bundespolizei im Falle der drei vermissten Bürgerrechtler James Earl Cheney, Michael Schwerner und Andrew Goodman, die von der Polizei in Neshoba County, Mississippi verhaftet worden waren. Nachdem die Leichen der drei jungen Männer gefunden wurden, konnte die Untersuchung belegen, dass die Polizisten maßgeblich deren Ermordung beteiligt waren. Alan Parkers Mississippi Burning basiert auf dem Fall, der politisch wie auch medial Wellen schlug, verfremdet aber Namen wie auch einige der tatsächlichen Ereignisse. Nach Angel Heart ist Mississippi Burning der zweite filmische Ausflug Parkers in den Süden der USA und damit der politisch-kulturellen Landschaft einer Region, die bis heute einen Gegensatz zum Norden des Landes zu bilden scheint. Mississippi Burning ist ein Film über einen inneramerikanischen Krieg, eine Konfrontation mit der Geschichte sowie ein Ausblick auf eine problematische Zukunft, in der die Spirale der Gewalt noch zunehmen wird.
Die Handlung von Mississippi Burning spielt im Jahr 1964 und damit in einer problembehafteten Phase der Geschichte der USA. Das Attentat auf John F. Kennedy sowie die Kämpfe der Bürgerrechtsbewegungen unter Martin Luther King haben Spuren hinterlassen in der aufgeladenen Atmosphäre in der Gemeinde, welche die Ermittlungen der beiden FBI Agenten von der ersten Sekunde an begleitet. Der abgeklärte Anderson mahnt seinen jüngeren, idealistischen Kollegen Ward, er werde einen Krieg beginnen, wenn er diese Atmosphäre unterschätzt oder diese ihm gar egal sei. Der Krieg jedoch, daran lassen die Bilder von Mississippi Burning keinen Zweifel, ist schon lange da und tobt bereits seit vielen Jahrzehnten, wobei die Täter sich hinter eine Mauer der Gewalt und Angst verstecken, während die andere zu eingeschüchtert und verängstigt sind, um etwas dagegen zu tun.
Parkers Film, wie schon Angel Heart, zeigt nicht nur eine Facette dieser Welt, sondern auch andere Faktoren wie Armut, Gewalt, fehlende Infrastruktur und Korruption als treibende Faktoren für diesen Krieg. Die Bemühungen der Agenten, jeder noch so kleine Fortschritt wird begleitet von Bildern, in denen Maskierte meist blutige Rache an denen nehmen, die zu schwach sind, als dass sie sich wehren könnten. Bilder von brennenden Kreuzen und Kirchen betonen den Eindruck einer Welt, deren spiritueller Kern verloren gegangen ist, genauso wie Hoffnung und Fortschritt, was ein fruchtbarer Boden für all diejenigen ist, die ihre Politik des Hasses durchsetzen wollen. In seinen besten Momenten ist Mississippi Burning daher nicht nur ein Thrillerdrama, sondern ein Blick auf die US-amerikanische Gesellschaft und die fehlenden Lektionen, die man aus der Geschichte gezogen hat.
„Sie sind nicht wie wir.“
Eine interessante dramaturgische Idee ist das Zusammenspiel der beiden Ermittler, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der liberale Ward eine Form der Überlegenheit und bisweilen auch Arroganz an den Tag legt, die ihn auf direkten Kollisionskurs mit den Bewohnern Jessup Countys bringen, kennt der von Gene Hackman gespielte Anderson die Dynamik einer solchen Gemeinde, weil er viele Jahre einer ähnlichen Gemeinde als Sheriff diente. Dafoe betont durch sein Spiel eine fatale Mentalität, die auf der einen Seite den Fall und die Gemeinde unterschätzt und sich auf der anderen Seite auf eine moralische Überlegenheit stützt, die ihn gefährlich blind macht. Chris Gerolmos Dialoge verweisen auf eine Haltung, die man nach wie vor in Teilen der liberal-demokratischen Bewegung findet und die genau wie die Gewalt der anderen Seite eine Veränderung zum Positiven, eine Möglichkeit der Einigung statt der Entzweiung, verhindert. „Sie sind nicht wie wir“ ist ein Satz, der mehr als einmal in Mississippi Burning fällt und der auf die politisch-kulturelle Kluft zwischen dem Norden und dem Süden hindeutet, bei dem Rassismus nur einer von vielen Faktoren ist.
In seiner Rolle als Anderson ist Gene Hackman eine Art Gegenstück zu Figuren wie dem offen rassistisch auftretenden Jimmy Doyle aus William Friedkins Brennpunkt Brooklyn. Er kennt eine solche Gemeinde und hat damit direkt eine andere Sichtweise auf die Menschen und ihre Beziehungen zueinander. Doch Anderson ist keineswegs ein Engel, denn vielmehr war er ein Zuschauer am Rande, ein Teil des Getriebes, der ausblendete, was um ihn herum geschah und nur seine Arbeit machte. Als er auf der Fahrt nach Jessup County ein Lied des Klu Klux Klan vorträgt, scheint ihn die angewiderte Mimik seines Kollegen gar nicht so sehr zu stören und mehr die mangelnde Musikalität des Liedes an sich. Erst durch die Begegnung mit Frances McDormands Figur werden ihm die Opfer der Gewalt bewusst, die direkten wie auch die indirekten und ein Wegsehen kommt von diesem Moment an nicht mehr in Frage.
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