
Die Reha hat er inzwischen abgeschlossen, es ist höchste Zeit für Alexander Forsman (Nicolai Cleve Broch) in den aktiven Dienst bei der Polizei zurückzukehren. Dabei hat er die traumatischen Erfahrungen bei dem Bombenanschlag noch gar nicht verwunden. Schlimm genug, dass er unter starken Schmerzen leidet und dringend neue Medikamente braucht. Er schafft es zudem nicht, offen darüber zu sprechen, was in ihm vor sich geht – weder mit seinen Kollegen Stenmark (Gustaf Hammarsten) und Welpe (Julius Fleischanderl), noch mit seiner Partnerin Nora Linde (Alexandra Rapaport). Dabei wäre er gerade eigentlich dringend gebraucht, schließlich hat jemand den Luxus-Bootshändler Bruno (Ramtin Parvaneh) bis ins Koma geprügelt. Seine Frau Evelina (Tindra Monsen) hat zwar ihre Vermutungen, doch es mangelt an eindeutigen Beweisen …
Die Polizei als Ärgernis
Weiter geht es mit Mord im Mittsommer. Insgesamt drei neue Folgen enthält die aktuelle 10. Staffel der schwedischen Krimiserie, die hierzulande vom ZDF als 9. gezählt wird. Los ging es vergangene Woche mit Madeleine, bei der eine Künstlerin in einer Rehaklinik ermordet wurde. Mit Nikki & Evelina steht nun der zweite Film an, bevor die Woche drauf mit Birgitta der dritte und letzte Teil ausgestrahlt wird. Der Auftakt war dabei wenig gelungen, die unsinnige Geschichte und die nervigen Figuren machten nicht unbedingt Lust darauf, erneut einzuschalten, wenn die Inselpolizei Verbrechen nachgeht. Dabei ist der Nachfolger in mancher Hinsicht tatsächlich besser geworden, steht sich in entscheidenden Momenten aber doch wieder selbst im Weg.
Geblieben ist, dass jede Szene mit Stenmark eine Szene zu viel. An einer Stelle beweist er zwar, dass er doch über so etwas wie eine Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen verfügt. Aber das reicht kaum aus, um die übrigen Momente des selbstverliebten Gockels auszugleichen, zumal diese beiden Seiten nicht zusammenpassen. Ein weiteres wiederkehrendes Ärgernis in Mord im Mittsommer: Nikki & Evelina ist, dass sich bei der Polizei niemand darum schert, das Richtige zu tun. Dass Alexander nicht in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben, ist allen klar. Anstatt aber Konsequenzen daraus zu ziehen, wird einfach weggeschaut, später auch vertuscht. Zum zweiten Mal in Folge scheint die Krimireihe unfreiwillig dafür zu werben, dass die Polizei selbst unter Beobachtung gestellt werden sollte, weil ansonsten alles unter den Teppich gekehrt wird.
Teils haarsträubend
Dabei sind die Szenen rund um den Polizisten, der vor seinen Problemen davonläuft, sogar noch vergleichsweise gelungen. Zumindest sind sie einigermaßen glaubwürdig und scheuen nicht davor zurück, den beliebten Protagonisten von einer wenig schmeichelhaften Seite zu zeigen. Der Krimiteil geht an und für sich auch in Ordnung. Zwar dürfte es nur wenig Leute geben, die wirklich von dem Ergebnis überrascht sind. Spätestens ab einer Stelle ist in Mord im Mittsommer: Nikki & Evelina klar, wer den Mord begangen hat. Man kann aber zumindest das meiste irgendwie nachvollziehen, was schon einmal einen Fortschritt im Vergleich zum direkten Vorgänger darstellt, wo vieles schlichtweg keinen Sinn ergab.
Dass die zweite Folge letztendlich doch nicht wirklich besser ist, hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Zum einen wird auf einmal der Seifenoper-Anteil wieder stark erhöht. Zum anderen sind da einige Szenen dabei, die derart haarsträubend sind, dass man baff sein darf, wie sie wirklich ihren Weg ins fertige Produkt geschafft haben. Neben einer Szene im Krankenhaus betrifft das auch das Finale, welche brenzlig gemeint war, letztendlich aber nur unfreiwillig komisch ist. Das ist schade, weil Mord im Mittsommer: Nikki & Evelina durchaus auch gute Elemente hat, aus denen man mehr hätte machen können. So bleibt aber erneut ein nur mäßiger Krimi, der Fans vielleicht gefallen mag, den man ansonsten aber getrost ignorieren kann.
(Anzeige)