
Viele Jahre schon ist die Journalistin Johanna (Odine Johne) nicht mehr in ihrer Heimat auf den Färöer-Inseln gewesen, wo sie geboren wurde und aufgewachsen ist. Das hat auch mit ihrer tragischen Familiengeschichte zu tun, ihr Vater war unter ungeklärten Umständen auf hoher See ums Leben gekommen, als sie selbst noch ein Kind war. Wirklich darüber hinweggekommen ist sie nie. Höchste Zeit für einen Abschluss also, mit dem Verkauf des Elternhauses will sie den überfälligen Schlussstrich ziehen. Kaum auf der Insel angekommen, gerät sie schnell in eine finstere Angelegenheit, als die Leiche eines jungen Tierschützers aus Frankreich auf einer Felsenklippe entdeckt wird, in dessen Rücken eine Harpune steckt. Schon seit Längerem kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Waljägern um Jacobsen (David Ganly) und Brandur (Patrick O’Kane) auf der einen Seite und Aktivisten wie Harms (Henning Baum) auf der anderen. Musste der junge Mann deshalb sterben? Johanna beginnt zu ermitteln und wird dabei von dem Polizisten Bjørg (Jan Krauter) unterstützt, einem Freund aus ihrer Jugend …
Tradition vs. Tierschutz
Eigentlich laufen ARD-Krimis, die im Ausland spielen, ja überwiegend am Donnerstagabend, der Programmplatz zahlreicher Reihen. Zuletzt lief da etwa Der Masuren-Krimi: Liebestod, das uns mit in die gleichnamige polnische Gegend nahm. Auch Irland, Frankreich und Spanien stehen immer wieder auf dem Reiseprogramm. Zuletzt scheint man aber auch am Samstag entsprechende Filme zeigen zu wollen. So gab es vergangene Woche Blutspur Antwerpen, wo Belgien zum Ausgangspunkt für eine Mördersuche wird, verbunden mit einer Kritik an ausbeuterischen Unternehmen. Mit Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln kommt nun ein weiterer solcher Film heraus. Dieses Mal reisen wir zu den gleichnamigen Inseln, die ähnlich zu Grönland Teil des dänischen Königreichs sind, auch wenn sich die Identifikation mit dem skandinavischen Land in Grenzen hält.
Die Frage der Identität spielt in dem Film dann auch eine große Rolle. Dabei geht es jedoch weniger um das Verhältnis zum Festland, welches hier nur am Rande mal erwähnt wird. Vielmehr versucht man sich an dem Widerstreit von überlieferten Traditionen und einem neuen Bewusstsein. Während für die Einheimischen, zumindest manche davon, die Jagd auf Wale Teil des Selbstverständnisses sind, kritisieren andere die letztendlich unnötigen Tiertötungen. In Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln wird dieser Konflikt immer wieder thematisiert, eine wirkliche Auseinandersetzung findet aber nicht statt. Man begnügt sich dann doch damit, die beiden Gruppen gegenüberzustellen. Sonderlich neutral geschieht das nicht, wenn die Waljäger gleich in Verbindung mit Kriminalität gebracht werden. Ein bisschen mehr Ambivalenz hätte da ganz gutgetan.
Tolle Bilder, enttäuschender Inhalt
Allgemein ist der Film inhaltlich eher unbefriedigend. Beispielsweise sind die Figuren wieder einmal sehr langweilig geworden. Das Szenario um eine Figur, die in ihre alte Heimat zurückkehrt, wo sie nicht nur in ein Verbrechen gerät, sondern sich zusätzlich mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen muss, ist auch nicht sehr einfallsreich. Solche Krimis gibt es wie Sand am Meer. Wenn dann auch noch eine tragische Vorgeschichte hinzukommt, hat man endgültig das Gefühl, dass da einfach nur eine Checkliste abgearbeitet wurde. Es ist nicht einmal so, dass bei Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln der Fall an sich sonderlich spannend geworden wäre. Zwar ist da recht früh eine unerwartete Wendung. Ansonsten aber geschieht da nur sehr wenig, das einem im Gedächtnis bleiben müsste.
Natürlich ist da, vergleichbar zu den besagten Donnerstagabend-Krimis, die reizvolle Optik. Die auf den Färöer-Inseln und in Nordirland gedrehten Landschaftaufnahmen sind umwerfend, machen Lust darauf, selbst einmal dorthin zu reisen. Die gelegentlichen Ausflüge aufs Wasser runden das visuelle Vergnügen ab. Nur ist das nicht genug, um den langweiligen Inhalt auszugleichen. So sehr man bei Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln auch darum bemüht war, ein relevantes Thema zu verarbeiten, wirklich zu sagen hatte man mit dem Film nicht. Da zudem die Mördersuche eher weniger Nervenkitzel zu bieten hat, braucht es schon eine tatsächliche Vorliebe für das Setting. Ansonsten kann man sich die Zeit sparen.
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