Ne Zha 2019
© Beijing Enlight Pictures
Ne Zha 2019
„Ne Zha“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Lange Zeit sah es so aus, als würden Taiyi Zhenren und Shen Gongbao an dem Auftrag scheitern, die Chaos-Perle zu bändigen, wie es ihnen von Yuanshi Tianzun aufgetragen wurde. Am Ende gelingt es Tianzun jedoch, die Perle in zwei Teile zu trennen: die Geist-Perle und den Dämonen-Stein. Letzterer wird mit einem mächtigen Fluch belegt, der ihn in drei Jahren zerstören soll. Zuvor wird der Stein aber als Ne Zha wiedergeboren, der dritte Sohn von Li Jing. Während Li Jing versucht, das Leben seines Kindes zu retten, wird auch die Geist-Perle wiedergeboren, ihrerseits als dritter Sohn des Drachenkönigs. Dabei werden die getrennten Hälften der Chaos-Perle noch einmal zusammenfinden, als sich die beiden Wiedergeborenen begegnen …

Ein oft adaptierter Klassiker

Hierzulande werden wohl eher weniger Menschen etwas mit dem Titel Fengshen Yanyi anfangen können. Doch in seiner Heimat Chon gilt das im 16. Jahrhundert verfasste literarische Werk von Zhonglin Xu rund um Götter und Dämonen zu den großen Klassikern. Viele Male wurde es daher in Teilen als Film adaptiert. Das Live-Action-Spektakel Creation of the Gods: Kingdom of Storms (2023) schaffte es sogar in die Kinos. Der Animationsfilm New Gods: Nezha Reborn (2021), welcher die Geschichte in die Neuzeit verlegte, wurde auf Netflix veröffentlicht, dessen Prequel New Gods: Yang Jian (2022) lief auf dem Fantasy Filmfest. Mögliche Berührungspunkte gab es also durchaus. Umso unverständlicher ist, dass das bereits 2019 in China veröffentlichte Ne Zha nie den Weg zu uns gefunden hat, ob der Animationsfilm daheim mehr als 700 Millionen US-Dollar einspielte und damit diverse Rekorde brach.

Womöglich hatte man die Befürchtung, dass ohne Vorkenntnisse und kulturelle Kontexte die Geschichte unverständlich sein könnte. Tatsächlich könnten einige beim Einstieg erst einmal überfordert sein, da vieles nicht erklärt wird. Dazu zählt unter anderem die Natur der Chaos-Perle und das Drachenreich. Die Wiedergeburt wirft ebenfalls Fragen auf. Beantwortet werden diese nicht, so wie allgemein eines am Ende so unklar ist wie zu Beginn. Wer sich von Ne Zha erhofft, wirklich etwas über die Mythologie zu erfahren, wird enttäuscht. Diese ist hier nur ein Mittel zum Zweck, während der Fokus von Regisseur Jiaozi woanders liegt. Auf dem Humor zum Beispiel, gerade anfangs wird mit einer Reihe von Witzen gearbeitet, die ein junges Publikum ansprechen sollen. Vor allem der füllige Taiyi wird zur Erheiterung genutzt, mit mäßigem Ergebnis: Der Humor ist überwiegend einfallslos und ziemlich schlicht.

Emotionaler Aufbruch

Besser gelungen ist der emotionale Aspekt. So geht es um die Bindungen, die der Protagonist mit seinen Eltern, aber auch anderen Menschen aufbaut. Damit verbunden ist der vielleicht stärkste narrative Teil des Films: Es geht um die Frage, inwieweit man dem Schicksal ausgeliefert ist und ob man sich davon befreien kann. Das wird gleich in mehrfacher Hinsicht verarbeitet, wenn Ne Zha gegen sein dämonisches Inneres ankämpft, aber auch gegen die Vorurteile der Menschen. Das ist etwas, das auch Shen beschäftigt, der durch die Begegnungen mit den Menschen verbittert ist. Das macht ihn zu einer ambivalenten Figur, ebenso die Drachen, die sich nicht länger damit zufriedengeben wollen, am Meeresgrund leben zu müssen. Ne Zha erzeugt da Verständnis für alle Beteiligten, während die Grenzen zwischen gut und böse verschwimmen.

Visuell ist das ansprechend umgesetzt, ohne dabei jedoch wirklich zu begeistern. Die Animationen sind flüssig, während der Kämpfe kommen auch ordentlich Effekte ins Spiel. Die Designs sind jedoch eher generisch, auch die Welt selbst bleibt nicht so wirklich in Erinnerung. Da gab es bei chinesischen Animationsfilmen schon ganz andere Bilderwelten in den letzten Jahren. Dem heimischen Publikum war es aber egal, weshalb nach Ne Zha noch an weiteren Filmen gearbeitet wurde. Schon ein Jahr später kam mit Legend of Deification ein weiterer Film, der in dieser Welt spielt. 2025 schließlich kam mit Ne Zha 2 die offizielle Fortsetzung, die in China zu einem Phänomen wurde und mittlerweile der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten ist – weltweit wohlgemerkt.



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Ne Zha
fazit
Basierend auf dem chinesischen Romanklassiker erzählt „Ne Zha“ von einem jungen dämonischen Ursprungs, der sich seiner Natur stellen muss. Der Humor ist recht schwach, die Optik schwankt zwischen gut und generisch. Den stärksten Eindruck hinterlässt das Thema, inwieweit man dem Schicksal ausgeliefert ist, wenn sich gleich mehrere auf ihre Weise dagegen auflehnen.
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