Auch wenn sich Ne Zha und Ao Bing gemeinsam mutig dem Blitz entgegenstellen, der Ne Zha töten sollte, sind sie dieser gewaltigen Energie nicht gewachsen. Zwar eilt Taiyi Zhenren ihnen zu Hilfe, wodurch die zwei überleben. Sie sind aber nur noch Geister, ihre Körper wurden dabei zerstört. Und das ist nicht der einzige Ärger: Ao Bings Vater, der mächtige Drachenkönig Ao Guang, lässt Shen Gongbao und diverse Monster auf die Menschheit los, aus Rache für den vermeintlichen Tod seines Sohns – kurz nachdem der seinen neuen Körper erhalten hat. Selbstlos wirft sich Ao Bing dazwischen, um die Menschen zu schützen, wodurch sein Körper erneut zerstört wird. Nun bleibt nur noch eine Rettung: Er muss sich mit Ne Zha einen Körper teilen und eine Reihe von Prüfungen bestehen, um ein Elixier zu erhalten, welches ihm einen neuen Körper ermöglicht …
Ein chinesisches Phänomen
Im Laufe der letzten zehn Jahre hat es in der chinesischen Filmindustrie eine ganze Reihe großer Erfolgsgeschichten gegeben. Einige wenige dieser Hits kamen auch zu uns, darunter die Fantasykomödie The Mermaid oder der patriotische Actionstreifen Wolf Warrior 2. Viele blieben aber einem hiesigen Publikum vorenthalten. Zu diesen Leerstellen zählt Ne Zha, ein Animationsabenteuer, welches auf Zhonglin Xus Romanklassiker Fengshen Yanyi aus dem 16. Jahrhundert basiert und mehr als 700 Millionen US-Dollar einspielte. Während andere Adaptionen des Buches auf die eine oder andere Weise in Deutschland zu sehen waren, wussten von dieser hier nur wenige Leute. Bei Ne Zha 2 sieht das anders aus, die Fortsetzung kommt sogar in die Kinos. Aus gutem Grund: In China wurde das Werk zu einem Phänomen, ist mittlerweile der erfolgreichste Animationsfilm weltweit und einer der fünf erfolgreichsten Titel überhaupt.
Die Fortsetzung eines Films zu veröffentlichen, der selbst nie erhältlich war, ist natürlich ein Wagnis, umso mehr, da die Geschichte tatsächlich nahtlos an die vorangegangene anschließt. So wird ein neu hinzugekommenes Publikum einiges nicht verstehen, sei es im Hinblick auf die Figuren, ihr Verhältnis untereinander oder auch die Sache mit dem Tod der beiden Protagonisten. Hinzu kommt ein anderes Problem, das schon der erste Teil hatte: Der Inhalt ist sehr in der chinesischen Mythologie verwurzelt, weshalb nichtkundige Zuschauer und Zuschauerinnen bei Ne Zha 2 einiges kaum verstehen werden. Das heißt aber nicht, dass der Film deswegen unverständlich ist. Schließlich gibt es eine Reihe von universellen Themen. Ging es beim Vorgänger noch darum, dem eigenen Schicksal zu trotzen und selbst über sein Leben bestimmen zu wollen, gibt es dieses Mal einen Mix aus Familiendrama und großer Verschwörung, wenn die Situation mit der Zeit eskaliert.
Beeindruckendes Fantasyspektakel
Tatsächlich muss das Publikum nicht lange warten, bis es ordentlich zur Sache geht: Sowohl zu Beginn des Films wie auch gegen Ende gibt es große Schlachten. An der Stelle übertrifft Ne Zha 2 den Vorgänger noch einmal. Gekämpft wurde zwar auch dort immer mal wieder. Aber eben nicht auf diesem Niveau: Die Besucher und Besucherinnen erwartet ein Fantasyspektakel, gegen das Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim alt aussieht. Da kämpfen gigantische Monster und Menschenheere, Dämonen und Drachen schwirren umher, von den tiefsten Meeren bis zum Himmel ziehen sie in den Krieg. Das ist aufwendig produziert, die Zeit, in der sich chinesische Animationsfilme vor den internationalen verstecken mussten ist vorbei. Auch im Hinblick auf die Designs ist da Interessantes zu entdecken.
Inhaltlich ist der Film ein bisschen zwiespältig. Gerade der Humor ist erneut zuweilen ein bisschen plump und bemüht, da richtet man sich schon an ein sehr junges Publikum. Dafür wurde bei den Figuren wieder Wert auf Ambivalenz gelegt, wenn man nicht immer sagen kann, wer eigentlich gut und wer böse ist. Emotional wird es sowieso wieder, etwa bei den beiden Hauptfiguren oder auch im familiären Bereich. Ob Ne Zha 2 den gigantischen Erfolg verdient hat, darüber lässt sich zwar streiten. Aber das Animationsabenteuer ist ein unterhaltsamer Blockbuster, was man über die letzten Hollywoodproduktionen nicht unbedingt immer behaupten kann. Schön ist es so oder so, dass das Werk seinen Weg zu uns geführt hat, eine Bereicherung des hiesigen Kinos ist das auf jeden Fall.
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