Out
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„Out“ // Deutschland-Start: 27. März 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Ajani (Jefferson Yaw Frempong-Manson) und Tom (Bas Keizer) sind zwei junge Männer, die in Ootmarsum, einem kleinen Ort in der niederländischen Region Twente, leben. Die beiden sind ein Paar, doch auch nach Ajanis Coming-out im Kreis der Familie bleibt ihre Beziehung geheim, da Tom sich den Vorurteilen, die im Dorf herrschen, nicht stellen möchte. Das soll sich ändern, als sie nach Amsterdam ziehen. Dort wurden sie an der Filmschule angenommen, leben zusammen in einer Wohnung und lernen in der queeren Szene der Großstadt schnell neue Freunde kennen. Doch das stellt auch ihre Beziehung auf die Probe. Der filmverrückte, eher introvertierte angehende Regisseur Tom brennt für sein Studium, während Ajani die neugewonnene Freiheit ausleben will und sich lieber dem pulsierenden Nachtleben der niederländischen Hauptstadt hingibt.

Wunderbares Coming-of-Age-Drama

Out ist das Spielfilmdebüt des niederländischen Regisseurs Dennis Alink, der sich in den letzten zehn Jahren einen Namen als Dokumentarfilmer gemacht hat. Nach Filmen über den Regisseur George Sluizer oder den Musiker Herman Brood drehte er zuletzt einige Sportdokumentationen, darunter eine Folge der Netflix-Serie Tour de France: Im Hauptfeld. Out ist nach Alinks eigenen Angaben ein sehr persönlich geprägter Film. Genau wie die Hauptfigur Tom ist er bisexuell, in Ootmarsum aufgewachsen und schließlich zur Filmhochschule nach Amsterdam gegangen. Sein Ziel war es daher, die Geschichte zweier junger Männer auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und in der Gesellschaft so realistisch wie möglich darzustellen. Dennoch entschied er sich dafür, den Film in anachronistischem Schwarz-Weiß zu drehen, auch wenn eine der Figuren in Out sagt: „Wir gucken doch keinen Schwarz-Weiß-Film. Wir sind doch nicht tot“, als Tom bei Ajanis Geburtstagsfeier den Film Teufelskreis zeigen will.

Out ist in erster Linie ein Coming-of-Age-Film, und als solcher funktioniert er in den ersten zwei Dritteln ganz wunderbar. Die erste Szene des Films, die am Ende unter anderen Voraussetzungen gespiegelt wird, ist grandios inszeniert. Ajanis Coming-out beim Essen mit der Familie und Tom, der immer noch „nur“ als guter Freund Ajanis gilt, wird in einer einzigen langen, statischen Einstellung gezeigt. Die Kamera hält auf den am Tisch sitzenden Tom, an dessen Mimik sich die Quintessenz des um ihn herum geführten Gesprächs ablesen lässt. Schauspieler Bas Keizer zeigt hier das große Talent, das er schon in seinem Debüt Cobain angedeutet hat. Auch die folgende Einführung der beiden Protagonisten und ihr Umgang mit den für sie restriktiven Lebensbedingungen in der Provinz werden nachvollziehbar in Szene gesetzt.

Mangelnde Chemie

Die Atmosphäre in der queeren Szene Amsterdams wird im weiteren Verlauf des Films ebenfalls authentisch eingefangen. Die Gruppe, in der das frisch angekommene Paar mehr oder weniger aufgenommen wird, besitzt eine gute Dynamik. Fer (Fjodor Jozefzoon) und Juul (Robbert Rodenburg) sind dabei die wichtigsten Personen, die den beiden die Möglichkeiten der Großstadt aufzeigen. Hier trumpft dann Jefferson Yaw Frempong-Manson als Ajani auf. Er stellt das Aufblühen seiner Figur in der neuen Umgebung glaubhaft dar, auch wenn der Fokus weiterhin auf Tom bleibt. Die Bildgestaltung von Kameramann Thomas van der Gronde und der wummernde, an die 80er-Jahre erinnernde Soundtrack von De Ambassade tragen zusätzlich dazu bei, dass Out in diesen Szenen überzeugt.

Doch wenn sich der Film auf die Beziehung zwischen Ajani und Tom konzentriert, treten seine Schwächen zutage. So gut Keizer und Frempong-Manson ihre Rollen einzeln interpretieren, im Zusammenspiel der beiden hapert es. Man nimmt ihnen zu keiner Zeit ab, dass sie in der glücklichen Beziehung sind, die sie laut Drehbuch anfangs haben sollen. Eine Chemie zwischen den beiden Darstellern ist nahezu nicht vorhanden. Dadurch verliert der Film einiges an Spannung, denn das Auseinanderdriften der beiden soll eigentlich als dramatischer Konflikt inszeniert werden. So wird bildgewaltig – als visuell besonders eindrucksvoll sei noch eine Darkroom-Szene gegen Ende des Films genannt – eine Beziehungsgeschichte erzählt, deren dramatische Höhepunkte das Publikum leider kalt lassen.



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Out
fazit
„Out“ überzeugt als Coming-of-Age-Film mit einer atmosphärischen Inszenierung, einer gelungenen Darstellung der queeren Szene Amsterdams und einer beeindruckenden Bildsprache. Während die einzelnen Schauspieler starke Leistungen zeigen, fehlt es der zentralen Liebesgeschichte jedoch an glaubhafter Chemie, wodurch das dramatische Potenzial des Films nicht vollständig ausgeschöpft wird.
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