
Joanna Mintz Stayton (Goldie Hawn) ist ein Leben in Luxus gewöhnt und dass ihr jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Damit hat sie schon so manche zur Weißglut getrieben: Ihre eigenen Angestellten hassen sie, selbst ihr Mann Grant Stayton III (Edward Herrmann), der eigentlich nur noch des Geldes wegen mit ihr zusammen ist, möchte nichts mit ihr zu tun haben. Als sie versehentlich über Bord geht und dabei ihr Gedächtnis verliert, ist das für ihn daher ein willkommener Anlass, um sie endlich loszuwerden. Der Zimmermann Dean Proffitt (Kurt Russell), der zuvor ebenfalls mit ihr aneinandergeraten ist, sieht darin vielmehr die Chance, sich an dem Snob zu rächen, der ihr für eine Arbeit noch 600 US-Dollar schuldet. Also gibt er sich als ihr Mann aus, lässt sie in dem Glauben, sie heiße Annie, und nimmt sie zu den vier Söhnen mit, die er seit dem Tod seiner Frau allein aufzieht. Für Joanna, die noch nie zuvor in einem Haushalt einen Finger krumm gemacht hat, bedeutet das eine ziemliche Umgewöhnung …
Die komische Suche nach dem Ich
Wie sehr sind wir von unserem Umfeld geprägt, wie sehr ist unsere Persönlichkeit angeboren? Das ist eine Frage, mit der sich die Menschen schon seit langem beschäftigen, etwa in der Psychologie oder der Soziologie. Aber auch für Filme ist das immer wieder ein dankbares Thema. Fragen nach der Identität und wie diese entstehen werden regelmäßig gestellt. Eine der ungewöhnlicheren Versuche, zu einer Antwort zu kommen, ist dabei Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser. Die US-Komödie aus dem Jahr 1987 versetzte jemanden in ein völlig neues Umfeld und löscht die Erinnerungen. Wird am Ende trotzdem derselbe Mensch mit seinen Charaktereigenschaften herauskommen oder bleibt alles beim Alten?
Wobei der Film natürlich keinen Anspruch auf Tiefgang hat, da werden keine wissenschaftlichen Diskurse gestartet. Stattdessen soll das Publikum Spaß haben und lachen. Zu diesem Zweck wird auf einen maximalen Kontrast gesetzt: Wenn der hemdsärmelige Zimmermann auf die eingebildete Luxusfrau trifft, stoßen schon zwei Welten zusammen. Und auch nach dem Schauplatzwechsel, wenn die Geschichte nicht mehr auf der Yacht, sondern in dem bescheidenen Zuhause der Proffitts spielt, werden die Gegensätze beibehalten. Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser arbeitet mit einem Culture-Clash-Humor, wenn die vergessliche Millionärin schon an einfachsten Aufgaben wie dem Anschalten des Herdes scheitert. Anspruchsvoll ist das nicht vereinzelt aber schon amüsant, auch wenn – oder weil – Goldie Hawn aus ihrer Figur die gnadenlos überzogene Karikatur des weltfremden Menschen macht.
Gut gelaunte Einfallslosigkeit
Das wird natürlich nicht so bleiben, der Film bewegt sich mit der Zeit weg vom Humor hin zur Liebe. Prinzipiell funktioniert das. Der im Bereich des Romantischen äußerst erfahrene Regisseur Garry Marshall (Pretty Woman, Die Braut, die sich nicht traut), weiß schon, wie er eine Beziehung in Szene setzen kann. Wobei es natürlich auch von Vorteil ist, dass Hawn und Russell damals schon ein Paar waren, über mangelnde Chemie musste man sich da keine Sorgen machen. Das Zusammenspiel mit den Kindern funktioniert auch, da sind schon ein paar süße Szenen dabei. Überhaupt ist die Besetzung ein Plus von Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser. Katherine Helmond in der Rolle der nicht minder eingebildeten Königinmutter sieht man auch immer wieder gern.
Das größte Problem ist der Inhalt. Selbst wenn man sich an dem fragwürdigen Szenario nicht stört, dass da jemand in eine andere Rolle genötigt wird, hat das Drehbuch Schwächen. Beispielsweise fehlen nach dem originellen Auftakt jegliche Überraschungen, Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser folgt den schon damals ausgetretenen Pfaden von Liebeskomödien, bei denen die Beziehung auf einer Lüge basiert. Es gibt im weiteren Verlauf einfach keine Ideen mehr, weder im Hinblick auf die Handlung noch die Witze. Das fällt auch deshalb auf, weil der Film mit rund 110 Minuten Laufzeit schon lang ist. Der ganz große Erfolg stellte sich damals an den Kinokassen dann auch nicht ein, die Kritiken waren mittelmäßig. Zumindest aber wurde das Werk bekannt genug für diverse Quasi-Neuauflagen, darunter auch Overboard von 2018.
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