Setz’ aufs Leben – Staffel 1

Früher einmal, da war Isa (Ata Demirer) wegen seiner Prognosen bei Sportwetten beliebt, immer wieder hatte er den richtigen Riecher gezeigt – sehr zur Freude der Menschen, die seine Beiträge in der Zeitung lasen. Doch das hat sich inzwischen geändert, bei ihm reiht sich ein Misserfolg an den anderen. Und so macht ihm sein Chef eines Tages unmissverständlich klar, dass seine Dienste nicht mehr benötigt werden. Nur was jetzt? Er hat doch nichts anderes. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, wird sein Leben durch den Geschäftsmann Relik (Uğur Yücel) auf den Kopf gestellt. Denn das ist keine gewöhnliche Begegnung: Relik ist tot und Isa ist der Einzige, der seinen Geist sehen kann. Das macht den gescheiterten Wettspezialisten für den Toten umso wichtiger, da es noch immer herauszufinden gilt, wer ihn eigentlich umgebracht hat …

Zum Todlachen

Diesen Monat gab es auf Netflix auffallend viele Titel, bei denen das mit den Verbrechen eher mit Humor genommen wurde. Da war zunächst die mexikanische Serie Willkommen in der Familie, wo eine Familie den Tod des Patriarchen vertuschen will, um noch einmal das Testament ändern zu können. In The Residence wird das Weiße Haus zum Schauplatz eines Mordes, Dutzende zum Teil sehr skurrile Menschen kämen dafür in Frage. Letztere findet man auch in Klein-Sibirien, dort wird sich in einem finnischen Dorf um einen wertvollen Meteoriten gebalgt, der vom Himmel gefallen ist. Um Wertgegenstände geht es in der türkischen Serie Setz’ aufs Leben nicht. Verbrechen werden aber auch dort eifrig begangen und müssen aufgeklärt werden.

Theoretisch ist die Geschichte ein Whodunit, bei dem herausgefunden werden muss, wer den Geschäftsmann ermordet hat. Der Unterschied: Der Tote ermittelt hier mit, darf als Geist den einzigen Menschen antreiben, der ihn sieht und deshalb überhaupt tätig werden kann. Klingt komisch, soll es auch sein. Setz’ aufs Leben lebt schon sehr von dem Prinzip, dass zwei ungleiche Figuren gemeinsam unterwegs sind und die einmalige Wahrnehmung des Einen zu peinlichen und missverständlichen Situationen führt. Das ist prinzipiell nichts Neues. Es gibt immer mal wieder Fantasykomödien um Leute, die etwas sehen oder anderweitig wahrnehmen können, was für andere verborgen bleibt. Nahezu gleichzeitig kam auch Ghosts heraus, das deutsche Remake der britischen Hitserie um eine Frau, die nach einer Nahtoderfahrung Geister sehen kann. Entsprechend kommen einem viele der Witze hier bekannt vor.

Viel aufzuarbeiten

Vom Kriminalfall sollte man sich auch nicht zu viel erwarten. Grundsätzlich hatte das Szenario zwar schon Potenzial, wenn ein Toter seinen Täter sucht. Das Thema rückt in Setz’ aufs Leben aber immer wieder in den Hintergrund, wenn es um ganz andere Punkte geht. Ein wichtiger sind beispielsweise die persönlichen Verhältnisse des Toten zu anderen Menschen wie seiner Tochter oder seiner großen Liebe. Und auch Isa bekommt zwischen etwas Aufmerksamkeit, wenn der in eine Krise geratene Profiwetter sich mit seinem Leben auseinandersetzen muss, darunter seinem Vater, der ihm zu Beginn der Geschichte in einem Traum erschienen ist. Dabei wird es dann auch schon mal etwas ernster, weshalb an manchen Stellen auch von einer Tragikomödie die Rede ist.

Das Ergebnis ist insgesamt schon ganz nett. Zwar ist keines der einzelnen Bestandteile für sich genommen wirklich neu, die Kombination derselben lässt die Serie aber aus dem Angebot des Streamingdienstes hervorstechen. Dennoch, da wäre mehr möglich gewesen. Ob die Witze, der Fall, die Figuren, man begnügte sich da zu oft mit zu wenig. Die Vielzahl an Geschichten und Strängen führt dazu, dass oft etwas nur gestreift wird, die acht Folgen reichen da einfach nicht aus. Wer Lust hat auf eine etwas andere Krimikomödie, wird bei Setz’ aufs Leben grundsätzlich aber schon fündig. Man kann sich hiermit die Zeit vertreiben, ohne sich zu ärgern oder zu langweilen. Manchmal reicht das.