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© WDR/Thomas Kost

Tatort: Abstellgleis

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„Tatort: Abstellgleis“ // Deutschland-Start: 30. März 2025 (Das Erste)

Inzhalt / Kritik

Eigentlich sind Verkehrsunfälle mit Fahrerflucht weniger das Gebiet von Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) und Peter Faber (Jörg Hartmann). Doch bei diesem könnte es anders sein, schließlich gibt es Anzeichen, dass das Opfer Angela Herrig gezielt überfahren wurde, es also gar kein Unfall war. Ob ihr Ex-Freund Lorik Duka (Kasem Hoxha), der zu einem kriminellen Clan gehören soll, etwas damit zu tun haben könnte? Dabei rückt der Fall bald etwas in den Hintergrund, als es einen weiteren Toten gibt, bei dem es diesmal klar ist, dass es sich um Mord handelt. Und ausgerechnet Faber ist der Hauptverdächtige, weshalb bald Kommissar Daniel Kossik (Stefan Konarske) vom LKA hinzugezogen wird, um der Sache nachzugehen. Aber auch er kann nicht verhindern, dass bald überall die Nerven blank liegen …

Bürgerkrieg und unerwartete Rückkehr

Zuletzt mutete man beim Tatort dem Publikum wieder einiges zu. Da war der sehr eigenwillige Abschied in Borowski und das Haupt der Medusa, wenn die Jagd auf einen psychopathischen Killer in seltsame Abgründe führte. Vor allem aber die dauerhysterische Folge Die große Angst sorgte für Kontroversen, wenn eine gemeinsame Gondelfahrt zu kaum nachvollziehbaren Spannungen führte. Letztere gibt es auch wieder zuhauf in Abstellgleis. Das ist man natürlich von dem Dortmunder Team gewohnt, dort ist der Ton immer mal wieder ruppig, vor allem wenn KTU-Chef Sebastian Haller (Tilman Strauß) mit an Bord ist. Aber das ist kein Vergleich zu dem, was dieses Mal abgeht und man das Gefühl hat, die gesamte Polizei steht vor einem Bürgerkrieg.

Dass Faber unter Mordverdacht steht, klingt erst einmal wenig vielversprechend. Zum einen ist es fast immer eher ein Zeichen kreativer Schwäche, wenn eine der ermittelnden Personen persönlich in einen Fall verwickelt wird. Hinzu kommt, dass man bei solchen Geschichten normalerweise weiß, dass es die entsprechende Figur nicht getan haben kann, es also primär darum geht, die Unschuld zu beweisen – was wenig überraschend endet. Bei Tatort: Abstellgleis ist das ein wenig anders. Zum einen baut die 1298. Folge der ARD-Krimireihe auf vorherigen Strängen auf, wodurch das deutlich überzeugender ist. Fans dürften in dem Kontext auch überrascht sein, dass tatsächlich Kossik wieder da ist. Der gehörte zum ursprünglichen Team in Dortmund, wechselte aber 2018 in der Episode Tollwut nach Düsseldorf. Ihn nach sieben Jahren zurückzubringen, das ist schon echt ein Coup.

Nicht glaubwürdig, aber spannend

Eine reine Nostalgiefolge ist das trotz der diversen Verweise auf frühere Ereignisse aber nicht, da das hier kein freudiges Wiedersehen ist. Vielmehr ist es faszinierend, wie in Tatort: Abstellgleis auf einmal alle möglichen Leute gegeneinander ausgespielt werden. Eine Außenwelt gibt es dabei schon noch, gelegentlich muss in dieser ja ermittelt werden. Aber das ist eher die Ausnahme. Stattdessen hat man Streit innerhalb des erweiterten Kollegiums zu einer Kunstform erhoben. So etwas kann schnell nervig werden, so manche Folge des Dauerbrenners war vor allem anstrengend. Hier ist das Ergebnis aber tatsächlich spannend, da es nicht nur um einen unmotivierten Streit geht. Vielmehr ist es Teil einer umgreifenden Paranoia, wenn auf einmal niemand mehr niemandem trauen kann.

Zu viel sollte man ansonsten vorher nicht wissen, wenn die Geschichte einige unerwartete Haken schlägt. Glaubwürdig sind die nicht unbedingt, da gibt es beispielsweise einige Querverbindungen, die konstruiert sind. Dafür gelingt es Tatort: Abstellgleis tatsächlich, aus diesem Szenario viel Spannung herauszuholen. Gerade auch die Wahl der Verdächtigen sorgt dafür, dass einen die Folge neugierig macht, man zwischenzeitlich tatsächlich selbst alteingesessene Figuren für möglich hält. Das macht den Film sehenswert, zu einem der besten der Reihe in den letzten Monaten. Und auch wenn zum Schluss hin einiges geklärt ist, hat man das Gefühl, dass da noch einiges mehr kommen wird. Man darf also gespannt sein, wie es mit dem Dortmunder Pulverfass in Zukunft weitergeht.



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Tatort: Abstellgleis
fazit
„Tatort: Abstellgleis“ fängt mit einem vermeintlichen Verkehrsunfall mit Fahrerflucht an, bevor ein Mord geschieht und auf einmal nichts mehr sicher ist. Das für Konflikte bekannte Dortmunder Team setzt hier allem noch einmal eins drauf und sorgt mit Ungewissheit und Paranoia für Spannung. Glaubwürdig ist das weniger, packend dafür umso mehr.
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